Tod ist nur ein Wort
echote Chloe. Die leere Weinflasche stand noch immer auf dem Tisch. Sie wäre kein großer Schutz gegen ein Messer oder einen Revolver, aber immerhin eine Waffe. Wenn sie die Nerven hatte, sich darauf zu stürzen.
“Obwohl letztendlich kein wirklicher Schaden entstanden war. Ich hätte sie so oder so getötet – nur eben später. Und diesmal erfülle ich meinen Auftrag ohne weitere Fehler.”
“Du hast Sylvia umgebracht?”
Maureen seufzte genervt. “Hast du nicht zugehört? Natürlich habe ich sie umgebracht. Und sie hat sich deutlich mehr gewehrt, als ich es von dir erwarte. In der Dunkelheit muss sie mich für einen Einbrecher gehalten haben, denn sie hat sich gewehrt wie eine Löwin. Ich habe noch immer ein paar Wunden von dem Kampf. Aber ich weiß, dass du es mir leichter machst …”
Chloe schlug ihr die leere Weinflasche ins Gesicht. Das Glas zersplitterte, und Chloe rannte schon um ihr Leben, als sie Maureen hinter sich vor Wut und Schmerz schreien hörte.
Sie konnte sich kaum an den Grundriss des alten Hauses erinnern, doch selbst in ihrer Panik gelang es ihr, die Treppe zu finden. Sie hörte, dass Maureen ihr folgte, hatte aber einen guten Vorsprung und rannte die Stufen so schnell wie möglich hinunter.
Auf der letzten glitt sie aus, stürzte und verlor kostbare Zeit. Als sie sich wieder aufgerappelt hatte, war Maureen schon auf dem oberen Treppenabsatz angelangt.
Im Erdgeschoss angekommen, rannte Chloe blindlings weiter und hörte, wie sich Maureen keuchend näherte.
In letzter Sekunde hatte sie Glück – sie taumelte durch eine Tür, die nach draußen führte. Sie befand sich auf einer Außentreppe zum Garten. Sie konnte sogar das unter Schnee begrabene Taxi sehen, das sie hier hergebracht hatte, doch alle Fußspuren waren von dem schweren Schnee überdeckt worden, der gute dreißig Zentimeter hoch auf den Stufen lag.
Chloe lief die Stufen hinunter, doch es war zu spät. Sie hatte die untere Stufe noch nicht erreicht, als Maureen sie einholte, ihr kurzes Haar packte und sie zurückriss.
“Du Miststück”, zischte sie mit blutüberströmtem Gesicht. Sie war nicht länger elegant und hübsch, sondern mörderisch wütend. Sie stieß Chloe rücklings auf die Stufen und hielt sie dort fest. Das Messer in ihrer Hand war klein, aber handlich, und ein fast surrealistischer Gedanke schoss Chloe durch den Kopf. Warum musste es immer ein Messer sein? Warum konnte man sie nicht einfach erschießen, sauber und schnell, statt mit Messerklingen durch ihr Fleisch zu fahren wie ein Chirurg?
Nicht länger wehrhaft und bereit zu sterben, schloss sie die Augen und hörte Maureen rau auflachen. “Braves Mädchen”, sagte sie. “Keine Widerrede mehr.”
“Maureen! Halt!”
Es konnte sich nicht um Bastiens heisere Stimme handeln – schließlich hatte er dies alles hier ausgeheckt. Hatte er seine Meinung geändert und war zurückgekommen? So wie er im Château seine Meinung geändert und sich entschieden hatte, sie zu retten?
“Bleib stehen, Jean-Marc!”, rief Maureen mit gespenstisch ruhiger Stimme, ohne den Blick von Chloe zu wenden, die auf den schneebedeckten Stufen lag. “Du weißt, dass es das Beste ist. Wir haben keine Wahl.”
“Lass sie in Ruhe!” Die Stimme kam näher, versuchte, sie zu beruhigen, doch Maureen hörte nicht zu.
“Du musst dich entscheiden, Jean-Marc”, sagte sie. “Sie oder …” Ihre Stimme brach, als der Schuss sie traf, und sie sah überrascht an sich hinunter, bevor sie in sich zusammensackte, auf die verschneiten Stufen fiel und vor Bastiens Füßen liegen blieb.
Ihr Körper hinterließ eine breite Spur dunkelroten Blutes, das sich grell von dem Weiß des Schnees abhob. Chloe versuchte sich zu bewegen, doch Bastiens Stimme ließ sie innehalten.
“Bleib, wo du bist”, sagte er seltsam hohl. Er beugte sich hinunter, um scheinbar mühelos Maureens schlaffen Körper hochzuheben. Fast schien er Chloe vergessen zu haben, als er Maureen zu dem verlassenen Taxi trug, den tiefen Schnee mit den Füßen wegschob und die Tür des Wagens öffnete.
Chloe rappelte sich auf wackligen Beinen hoch und stakte der Blutspur folgend die Treppe hinunter, wobei der dicke Schnee ihre Schritte dämpfte. Sie sollte losrennen, raus auf die Straße, und vielleicht würde er es aufgeben, sie zu suchen.
Sie würde nirgendwo hingehen.
Er hatte Maureen auf den Rücksitz gelegt. Zärtlich schloss er mit der Hand ihre Augen. “Es tut mir leid, Liebes”, flüsterte er, bevor er die Tür
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