Tod ist nur ein Wort
öffnete. “Warum bist du zurückgekommen?” Sie erkannte kaum ihre eigene Stimme – dünn und angestrengt hörte sie sich an. Was um Himmels willen war mit ihr los? Sie fühlte sich wie in Eis eingehüllt.
Er sah nicht einmal zu ihr hinüber, konzentrierte sich aufs Fahren. Das war das Einzige, was sie nie getan hatte – in Paris Auto zu fahren. Sie war beherzt genug, um die meisten Herausforderungen anzunehmen, doch Autofahren in Paris war selbst für sie zu viel. Sylvia hatte darüber immer gelacht und sie einen Feigling genannt. Sylvia …
“Atme”, befahl er scharf. Und sie gehorchte.
Er fuhr zum Haupteingang des Hotels Denis. Es war eines der besten Hotels von Paris, klein, exklusiv und elegant. Er hielt vor dem unauffälligen Eingang, sprang aus dem Wagen und war bei ihr, bevor der Portier mehr hatte tun können, als die Tür zu öffnen. Er sagte etwas zu dem Mann, löste dann ihren Gurt und half ihr aus dem Wagen, wobei er den Mantel um ihre Schultern festhielt, eine Hand um ihre Taille legte und wie ein zuvorkommender Liebhaber seinen Kopf zu ihr hinunterbeugte.
“Sieh ein bisschen schläfrig aus”, flüsterte er ihr auf Deutsch zu. “Ich habe ihm erzählt, dass du gerade aus Australien kommst und Jetlag hast. Sie erwarten nicht viel von dir.” Er hauchte ihr einen Kuss auf die Schläfe, wie es seine Rolle verlangte. Wenn sie dazu in der Lage gewesen wäre, hätte sie ihm den Kopf zugewandt und ihn auf den Mund geküsst.
Sie gingen durch die kleine geschmackvolle Lobby des alten Hotels. Tausend Augenpaare schienen auf sie gerichtet zu sein, als er sie zum Fahrstuhl führte. Obwohl er weiter den Mantel um ihre Schultern hielt, fror sie. Ihre Brust war feucht vom Schnee, und nicht einmal der Mantel konnte sie wärmen.
Nachdem sie irgendwie in seine Suite gelangt waren, schloss er die Tür hinter ihnen und machte das Licht an. Sie nahm die Umgebung kaum wahr. “Mir ist kalt”, klagte sie mit unnatürlich lauter Stimme. Sie schob sich den Mantel von den Schultern und ließ ihn zu Boden fallen. “Mir ist kalt, und ich bin nass.” Sie zog ihre feuchte Bluse vom Körper. Sie hatte keine Ahnung, wie sie der Schnee vorne durchnässt haben konnte.
“Du musst dich ausruhen. Ich werde nach neuer Kleidung für dich schicken. Ich hatte nicht damit gerechnet, dich wieder hierher zu bringen. Das Schlafzimmer ist hinter dir. Warum kriechst du nicht unter die Bettdecke und wärmst dich auf?”
Sie zupfte an dem feuchten Blusenstoff herum, als sie plötzlich voller Schrecken auf ihre Hände starrte. Sie waren blutverschmiert.
Sie sah in sein unbewegtes Gesicht. Er hatte sich die Hände abgewischt, doch sie erkannte die bräunlichen Spuren von getrocknetem Blut daran. Und sein Hemd war feucht – die Nässe glänzte im Nachmittagslicht.
“Bist du verletzt?”, fragte sie. “Dein Hemd …” Ohne nachzudenken, legte sie eine Hand auf seine Brust. Auf sein pochendes Herz.
Er schüttelte den Kopf. “Das ist das Blut von Maureen”, antwortete er. “Es ist auf uns beiden.”
Das brachte das Fass zum Überlaufen. “Mach es weg!”, kreischte sie und zerrte schluchzend an ihrer Bluse. “Bitte … ich ertrage es nicht …” Der weiche Stoff dehnte sich zwischen ihren nervösen Fingern, und sie verlor vollends die Beherrschung. Sie stand hier mit dem Blut einer toten Frau auf ihrer Kleidung, und wenn sie das nicht sofort loswurde, würde etwas in ihr zerbersten.
“Beruhige dich”, sagte er und zog ihr die Bluse über den Kopf, sodass sie in dem schwarzen Spitzen-BH vor ihm stand. Auch ihre blasse Haut war blutverschmiert.
Er fluchte. Da sie nicht mehr in der Lage war, zu sprechen, und nur atemlos schluchzend an ihrer Kleidung herumzerrte, nahm er sie einfach auf beide Arme und trug sie durch das dunkle Schlafzimmer hindurch ins Bad. Halb ausgezogen, wie sie war, steckte er sie unter die Dusche, drehte das heiße Wasser so weit wie möglich auf und stellte sich zu ihr unter den Wasserstrahl.
Schnell und geschickt zog er ihr die restlichen Sachen aus, nahm die Seife und wusch sie von oben bis unten ab, während sie verfroren und zitternd unter dem dampfenden Strahl stand. Seine Hände, die rasch und grob über ihren Körper fuhren, brachten sie wieder ins Leben zurück. Schluchzend zupfte sie an seiner blutdurchtränkten Kleidung.
Er zog sein Hemd über den Kopf und entblößte eine dunkelrot blutverschmierte Brust. Dann entledigte er sich seiner anderen Kleidung, hielt sie aber mit einem Arm immer
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