Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod ist nur ein Wort

Tod ist nur ein Wort

Titel: Tod ist nur ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
Vom Netzwerk:
davon”, antwortete sie leichthin.
    “Ich bin kein Dieb. Und ich kann mir auch kaum vorstellen, dass du dich erschießt, um mich zu warnen.”
    Sie hätte wissen sollen, dass er die Ballade kannte – er überraschte sie immer wieder. “Was werde ich also anziehen? Etwas Schwarzes? Ich habe endlich begriffen, warum du immer Schwarz trägst.”
    “Weil ich Stil habe?”, schlug er vor. “Oder vielleicht weil ich der Teufel in Person bin?”
    “Keins von beiden”, erwiderte sie. “Weil man kein Blut darauf sieht.”
    Eine Stille erfüllte den Raum, in der man beinahe hören konnte, wie draußen vor den Fenstern der Schnee fiel. “Zieh dich an”, sagte er schließlich.
    Die Kleider lagen in dem winzigen Flur der Suite, auf den Tüten und Schachteln prangte der Name des Designers. Sylvia hätte bei dem Anblick das Gefühl gehabt, sie sei gestorben und im Himmel wieder aufgewacht …
    Er war so schnell bei ihr, dass sie den Kloß plötzlicher Trauer kaum heruntergeschluckt hatte. “Was ist los?”
    Sie sah ihn an und versuchte, sich zu beherrschen. “Das könntest du eigentlich erraten. Deine frühere Freundin hat Sylvia umgebracht, wie du weißt. Weil sie dachte, ich sei es.”
    “Ich weiß.”
    “Warum fragst du mich dann, was los ist?”
    “Weil wir keine Zeit dafür haben. Wenn du wieder bei deiner Familie bist, kannst du zusammenbrechen. Jetzt brauchst du Nerven aus Stahl.”
    “Und wenn ich die nicht habe? Ich nehme an, du wirst mich dann umbringen, oder?”
    Er unternahm keinerlei Anstalten, sie zu berühren. “Nein”, entgegnete er. “Du wirst dann zwar sterben, aber ich werde nicht derjenige sein, der dich tötet. Und ich werde ebenfalls sterben. Ich fürchte, Letzteres ist für dich eher ein Anreiz als eine Drohung, aber ohne mich wirst du nicht überleben. Und das weißt du.”
    “Ja”, bestätigte sie. “Das weiß ich.”
    “Also musst du stark sein. Keine Tränen, keine Panik. Du hast es schon bis hierher geschafft, und es sind nur noch ein paar Stunden, bis du in Sicherheit bist. Das Stück kannst du noch aushalten. Ich weiß, dass du das kannst.”
    “Woher weißt du das?” Ihre Stimme brach beinah. “Ich bin am Ende.”
    “Du bist außergewöhnlich”, sagte er weich. “Du hast es geschafft, bis jetzt am Leben zu bleiben. Ich werde nicht zulassen, dass dir noch irgendwas zustößt.”
    “Außergewöhnlich?”, wiederholte sie.
    “Zieh dich jetzt an.” Mit diesen Worten wandte er sich um und schloss sie wieder einmal aus seiner Welt aus.

19. KAPITEL
    E r hatte an alles gedacht. Zuerst glaubte sie, dass er den BH vergessen hätte, doch dann begriff sie, dass sie unter dem aufreizenden schwarzen Trägerkleid keinen BH tragen konnte.
    Das schwarze Spitzenhöschen war nicht viel mehr als ein Stringtanga, und die dazu passenden Strapse hätten sie empören müssen. Sie legte sie an und dachte dabei an seine Hände auf ihren Beinen.
    Er hatte sogar die richtigen Farben fürs Make-up ausgesucht – der Mann war nicht von dieser Welt. Was ihr Haar anging, konnte sie wenig ausrichten. Es musste eben so durchgehen. Argwöhnisch betrachtete sie die Sandaletten – sie hatten höhere Absätze, als sie gewöhnt war, doch sie passten perfekt. Er schien ihren Körper besser zu kennen als sie selbst, was ihr Unbehagen verursachte. Er kannte und verstand ihren Körper, doch für sie stellte er Rätsel dar. Eines, dass sie verrückt genug war zu begehren. Er hatte sie außergewöhnlich genannt. Irgendwie gefiel ihr dieses Kompliment. Außergewöhnlich tapfer, außergewöhnlich dumm, außergewöhnlich neugierig, außergewöhnlich glücklich. Außergewöhnlich.
    Stockholm-Syndrom, rief sie sich in Erinnerung, um ihre absurden Gedanken unter Kontrolle zu bringen. Wenn sie erst einmal wieder zu Hause war, würde sie darüber nur noch den Kopf schütteln. Falls sie überhaupt je wieder daran denken wollte.
    Durch die bodentiefen Fenster fiel helles Licht ins Wohnzimmer, wo Bastien halb angezogen stand und mit irgendetwas unter seinem offenen Hemd herumfingerte. Einem weißen Hemd – vielleicht war heute kein Blut zu erwarten.
    “Ich brauche deine Hilfe”, sagte er unvermittelt, ohne sich zu ihr umzusehen, und sie war überrascht.
    “Du scheinst mir kaum jemand zu sein, der Hilfe braucht.”
    “Es gibt für alles ein erstes Mal …” Seine Stimme verlor sich, als er sie ansah. Sie fühlte sich unbeholfen und viel zu auffällig in dem aufreizenden Kleid. Das Gefühl verschwand, als sie den

Weitere Kostenlose Bücher