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Tod Live

Tod Live

Titel: Tod Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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Sie erstand also noch einen gelben Plastiksüdwester. Man sagte ihr auch, sie brauche einen Schlafsack, also wählte sie einen, der sich ringsum schließen und auch als Rucksack verwenden ließ… Die Rechnung belief sich auf fast hundertundfünfzig Pfund.
    »Das ist lächerlich.«
    Die dicke, junge Frau kreuzte höflich die Hände über den uniformierten Brüsten. »Das Lager zu wechseln ist nicht billig«, sagte sie.
    »Aber ihr haltet doch Geld nicht für wichtig.«
    »Aber Sie zahlen hier. Und Ihnen ist es wichtig.«
    »Na und?«
    »Geste der Solidarität.«
    »Reinster Wucher.«
    Die dicke, junge Frau senkte die Hände und hakte die Daumen in ihren Ledergürtel. »Wir leben von der Wohlfahrt, Sie bekommen Gehalt.«
    »Nicht mehr.«
    »Uns kommen die Tränen.«
    Die Menge ringsum lachte. Die dicke Handtasche der Fremden enthielt offenbar genug, wenn nicht mehr – sonst hätte sie sie nicht so fest an sich gepreßt. Katherine fragte sich plötzlich, warum sie sich vor diesen Leuten so erniedrigte. Harry hatte sicher nichts dagegen, wenn sie von seinen dreihunderttausend Pfund hundertfünfzig ausgab.
    Sie erhob also keine weiteren Einwände und bezahlte. Die Menge applaudierte in freundlicher Ironie.
    Sie packte ihre Einkäufe in den Schlafsack und entfernte sich. Als sie etwa zehn Schritte gemacht hatte, rief ihr die dicke, junge Frau etwas nach, und sie machte den Fehler, sich umzusehen. Sie sah, wie die junge Frau ein paar Banknoten von dem Bündel abzählte, das sie ihr gegeben hatte, und sie in die Tasche steckte. Die anderen fächerte sie auf. »Wir haben Besuch gehabt!« brüllte sie und warf die Geldscheine in die Luft.
    Niemand stürzte sich darauf. Alle verfolgten die Szene stumm und griffen nur zu, wenn eine Note in Reichweite vorbeiflatterte. Ihre Handlungsweise hatte etwas Rituelles. Viele Scheine wehten im Aufwind über die Stände und schiefen Hütten und wurden sicher später von anderen gefunden.
    Katherine machte ärgerlich kehrt und entfernte sich. Die Geste der Frau war vulgär und anmaßend gewesen. Das ganze Depot war vulgär und anmaßend. Sie hätte wetten mögen, daß die Leute auf den Knien herumkriechen und das Geld vom dreckigen Boden aufsammeln würden, sobald sie außer Sicht war. Eine Wette, die sie bestimmt verloren hätte.
    Ihr Abgang fand dasselbe, höfliche Interesse wie ihre Ankunft. Niemand belästigte sie oder redete sie an – außer von Zeit zu Zeit mit höflichem Gruß. Sie war wütend, daß es die Gesellschaft in ihrer Müßigkeit billiger und leichter fand, diese vielen tausend verrückten Außenseiter zu unterstützen, als sie zur Wirklichkeit zu erziehen. Daneben wirkten ihr und Harrys ehrliches Leben plötzlich sinnlos und ganz unnötig.
    Die Wanderung zurück ins Taxiland war lang. Das Band, das sich um ihren Kopf zog, wurde immer enger, so daß sie schon überlegte, ob sie den Fahrer eines zufällig am Straßenrand geparkten Wagens nicht bitten sollte, sie ein Stück mitzunehmen, wenigstens bis zur nächsten Hauptstraße. Doch der Gedanke, in seinem sauberen Fahrzeug eine Lähmung oder auch nur einen Schüttelfrostanfall zu bekommen, war ihr zuwider. Außerdem schlief er, das Gesicht in dem graugrünen Kissen seiner Jacke versteckt, die er sich zusammengefaltet unter den Kopf gelegt hatte. Sie schaute also nicht hin und wanderte vorbei.
    Der Schlafsack war schwer, und sie atmete dankbar auf, als sie richtige Straßen erreichte, ihre Last am Bordstein absetzen und warten konnte. Nachdem sie in ihre neue Persönlichkeit geschlüpft war, würden Taxis sie ignorieren. Sie setzte sich also sehr aufrecht und ordentlich hin, die Knie geschlossen; eine durch und durch respektable und fleißige Frau. Als dann die Lähmung einsetzte, war es gar nicht so schlimm, und sie stand den Anfall aufrecht und ordentlich durch. Als es vorbei war, lehnte sie sich zur Seite, um den Reißverschluß des Schlafsacks zu öffnen und ihre Handtasche herauszunehmen. Aber der Reißverschluß klemmte. Als sie sich konzentrierte, stellte sie fest, daß das Problem mehr bei ihren Fingern lag. Sie sah, wie seltsam sie sich bewegten: Sie stießen heftig gegeneinander und verirrten sich. Mit Geduld und Hartnäckigkeit vermochte sie den Reißverschluß endlich doch zu öffnen und ihre Handtasche herauszunehmen.
    Als endlich ein Taxi vorbeikam, war auch diese Schwierigkeit vorbei. Den Türgriff herabzudrücken war einfach, herrlich einfach. Der Fahrer sah sich überhaupt nicht um, sondern saß nur

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