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Tod Live

Tod Live

Titel: Tod Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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Er würde lange dort sitzenbleiben. Eine halbe Stunde, vielleicht sogar länger. Er war geduldig. Sie ging einer näher kommenden Verkäuferin aus dem Weg und verließ den Laden durch eine andere Tür. Kein anderer Abschied war möglich. Oder wünschenswert.
    Sie winkte ein Taxi herbei, stieg ein und ließ sich zu einem Wohnblock in der Nähe des Heliports bringen. Zweifellos würde ihr Vincent später bis zum Heliport nachspüren, aber sie sah keinen Grund, ihm das Spiel leicht zu machen. Sie lehnte sich zurück, entspannte sich und beobachtete, wie Menschen und Wagen vorbeihuschten. Und war plötzlich festgelegt.
    Verbrannte Brücken. Allein. Wirklich und im übertragenen Sinne allein.
    Der Plan – nein, nicht einmal der Plan: der unmögliche Traum – dieser unmögliche Traum war nun Wirklichkeit. Ohne es zu merken, hatte sie sich vom Gestern gelöst, hatte sich in den Traum geworfen, hatte sich in eine Welt begeben, in der sie nur sie selbst war, in der sie nur ihr eigenes Wort hatte, daß sie existierte. Wenn sie sich nur hätte verabschieden können – von Harry, von Gerald, von ihrem Vater, Dr. Mason, Vincent, von irgend jemandem – wenn sie nur jemandem auf Wiedersehen hätte sagen können, dann wäre ihr Abgang weniger endgültig gewesen, ein weniger absoluter Einschnitt. Sie war allein und starb, und es gab niemanden, der das wußte. Keinen Menschen, der sie nicht auf irgendeine Weise als Besitz ansah, den man im Auge behalten und zu Geld machte, wenn der richtige Moment gekommen war. Das heißt, einen gab es – und sie fummelte am Schalter des Sprechgeräts herum: o Gott, wollten ihre Finger nun versagen? Es gab noch Peter!
    »Computabuch«, sagte sie, als sie den Hebel schließlich herabdrückte. »Fahren Sie mich zu Computabuch. Und warten Sie dort.« Es würde nicht lange dauern. »Es wird nicht lange dauern. Würden Sie das bitte tun?«
    Die Verzögerung, jede Verzögerung war Wahnsinn. Dies war ihre einzige Fluchtchance. Es waren ihre letzten Minuten, ehe die Kaufleute des Leids das Ruder an sich rissen. Bald würden sie ihr auf den Fersen sein. Aber sie mußte sich von jemandem verabschieden, damit es einen Menschen gab, der Bescheid wußte.
    Das Computabuch-Gebäude war ruhig, leer, übers Wochenende geschlossen. Das Leben anderer Leute hatte noch seinen gewohnten Rhythmus. Sie machte eine kurze Panik durch, kannte sie doch Peters Privatanschrift nicht – aber dann fielen ihr die Telefonzellen ein. In Telefonzellen gab es Verzeichnisse.
    Der Taxifahrer brachte sie zur nächsten Telefonzelle und fuhr sie dann weiter. Wie sie feststellte, wohnte Peter in einem Block, der genau wie ihr Block war, und in einer Wohnung, die genau ihrer Wohnung entsprach. Nur die Möbel waren anders, standen unbehaglich und frech vor den vertrauten Wänden. Offenbar war Peter im Bett gewesen, als sie klingelte. Das schockierte sie – im Bett, den Tag vergeudend, gegen Mittag? Aber er band seinen Morgenmantel zu und bat sie herein, hieß sie ohne Frage willkommen.
    Sie folgte ihm ins Wohnzimmer, in ihr Wohnzimmer, das mit unpassenden Stühlen und der falschen Uhr vermasselt worden war. Auch der Anblick vom Fenster stimmte nicht. Sie hätte nicht kommen dürfen.
    Eine Männerstimme rief etwas aus dem Schlafzimmer: »Wer ist denn da, Schatz?« Peter steckte den Kopf durch den Türspalt, und es folgte eine kurze, unverständliche Unterhaltung. Katherine wanderte im Zimmer herum und berührte all die schrecklichen Möbel. Als Peter zurückkehrte, kam sie sofort zur Sache. Sag es auf, dann kannst du wenigstens gehen.
    »Ich haue ab. Wahrscheinlich werden Sie viel darüber in den Zeitungen lesen. Ich wollte, daß Sie Bescheid wissen.« Das war nicht gut formuliert, aber sie fand keine anderen Worte.
    »Wie kann ich helfen?« fragte Peter.
    Seine sanft gestellte Frage brachte sie zum Weinen. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie weinte sonst nicht so leicht. »Ich wollte mich verabschieden. Das ist alles.
    Und etwas erklären. Ich habe viel Geld angenommen. Die Zeitungen werden…«
    »Sie brauchen mir nichts zu erklären. Sie stehen doch auf eigenen Füßen.«
    »Das meine ich ja. Vielleicht stimmt das gar nicht. Vielleicht sollte ich das nicht tun.«
    »Sie sterben. Das steht zwischen Ihnen und dieser Sache. Nicht viele Dinge, aber dieses doch.«
    Es war, als wohnte er in ihrem Gewissen. Er sagte Dinge, die niemand sonst über die Lippen brachte. Und er fragte nicht, wohin sie wollte oder was sie vorhatte.
    »Sie glauben

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