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Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Titel: Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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blieb der Landy stehen, der Motor ging aus, und jemand zog mehrfach an der Handbremse. Fast musste Emilio lächeln. Die Handbremse war schon seit einem halben Jahr kaputt. Na super, er erkannte nicht nur sein eigenes Auto wieder, sondern konnte sich sogar an etwas erinnern. Wieder öffnete er die Augen, nur ein wenig, das war anstrengend genug. Was war das für ein komisches Blechteil vor seiner Nase? Sah aus wie ein überdimensionierter Büchsenöffner. Nein, nicht wirklich. Eher wie ein Samuraischwert für Zwerge. Wo hatte er so was schon mal gesehen? Richtig, jetzt erinnerte er sich, bei Sylvester Stallone als Rambo im Dschungel von Vietnam. Aber er war gerade nicht im Kino, so viel stand fest. Er hörte eine Tür schlagen. Wo noch? Er hatte dieses hässliche Messer schon mal gesehen. Noch gar nicht lange her. Eine innere Stimme sprach zu ihm, aber er konnte sie nicht verstehen. Mit seiner gesunden Hand tastete er nach dem Messer, er konnte seine eigenen Finger sehen, dann spürte er den Griff. Fühlte sich irgendwie gut an. Er zog das Messer langsam zu sich. Jetzt öffnete sich die Tür im Heck des Autos. Seine innere Stimme, warum konnte sie nicht deutlicher sprechen? Jemand packte ihn grob an den Füßen. Nein, das war kein Mensch, der ihm freundlich gesinnt war, er würde ihn nicht in die Notaufnahme bringen, um ihm zu helfen.
    Ein Auto näherte sich von hinten. Der Griff an seinen Beinen lockerte sich. Plötzlich spukten Bilder durch seinen Kopf, komischerweise sah er sich selbst dabei. Warum rannte er davon? Hinter ihm ein Schatten. Er sah, wie er versuchte, sich im Laufen umzudrehen, dabei kam er aus dem Tritt, ein Knie gab nach. Der Schatten hatte etwas in der Hand, holte weit aus, um zuzuschlagen. Für einen Sekundenbruchteil bekam der Schatten ein Gesicht. Emilio hatte das Gefühl, als ob in seinem Kopf ein heller Lichtblitz explodierte. Und dann war alles wieder da, ganz plötzlich, ohne Vorwarnung.
    Das Auto war vorbei, draußen war es wieder ruhig. Der Griff an seinen Beinen wurde fester, jemand versuchte, ihn nach hinten aus dem Landy zu ziehen. Jemand? Emilio wusste jetzt ganz genau, um wen es sich handelte. Er lag auf dem Bauch, schrammte mit dem Gesicht über den Blechboden – und presste die Hand mit dem Messer von unten gegen die Brust. Ihm war klar, dass Marco die Sache zu Ende bringen wollte. Wenn er nicht aufpasste, war er in wenigen Augenblicken tot. Zwar hatte er den Tod schon häufiger als mögliche Alternative in Erwägung gezogen, aber erstens wollte er den Zeitpunkt selbst bestimmen – und zweitens war der Gedanke völlig inakzeptabel, dass ihn ein unkultivierter Zeitgenosse wie Marco umbringen sollte.
    Emilio stellte fest, dass es gar nicht so leicht war, den Ohnmächtigen zu spielen, wenn man vor Schmerzen hätte schreien können. Außerdem war Marco ein unbeholfener Grobian. Warum schleppte er ihn wie einen Sack Kartoffeln ums Auto herum? Emilio beschloss, nicht auf die Antwort zu warten. Das Kampfmesser hielt er immer noch fest umklammert, jetzt stieß er zu. Nicht fest, und er wusste auch nicht, in welches Körperteil. Er spürte kaum einen Widerstand, als stieße er in weiche Butter, das Messer musste unglaublich scharf sein. Er sah, dass die Klinge blutig war. Nein, definitiv keine Butter! Jetzt führte er das Messer von schräg unten gegen Marcos Kehle. «Setz mich ganz langsam ab!», sagte er leise. «Keine schnelle Bewegung, sonst bist du tot!»
    Emilio wusste nicht, wie stark der Druck sein durfte, den er ausübte. Er traute dem Messer zu, dass es plötzlich bis zum Griff in Marcos Hals oder in seinem Kopf verschwand. Das lag zwar nicht in seiner Absicht, wäre aber in seiner jetzigen Situation hinnehmbar. Auch der mögliche Einstichwinkel war ihm unklar, schließlich hing er mit dem Kopf nach unten über Marcos Schulter. Dieser atmete stoßweise, zeigte keine Gegenwehr und setzte ihn vorsichtig auf die Beine. Emilio richtete sich schwankend auf, dabei konzentrierte er sich unablässig auf das Messer. Er durfte sich keinen Fehler erlauben. Wahrscheinlich sollte er einfach zustoßen, das wäre am sichersten. Er hoffte, dass er später noch am Leben sein würde, um über seine Skrupel nachdenken zu können.
    Mittlerweile stand Marco mit dem Rücken gegen den Land Rover, den Kopf nach hinten überstreckt, mit dem Messer von unten gegen die Kehle und mit ängstlich aufgerissenen Augen.
    « Allora , du Scheißkerl», sagte Emilio auf Italienisch. «Ist das der Dank dafür,

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