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Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Titel: Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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net spinnert is, dann woas i net.»
    Theresa legte alle Kugeln in die Mitte der Spielfläche und reichte Greta den Kreisel. «Jetzt bist du dran. Wenn die grüne Kugel in die Hundert fällt, dann …»
    «Das ist doch kein Orakel», protestierte Greta.
    «Doch, natürlich. Wenn die grüne Kugel in die Hundert fällt, hat Emilio unrecht.»
    «Womit soll er unrecht haben?»
    «Dass Niki nicht ermordet wurde, sondern einen Unfall hatte. Ich glaub’s immer noch. Meinen armen Bub hat jemand umbracht. Die grüne Kugel in die Hundert.»
    «Nein, da spiel ich nicht mit», sagte Greta und legte den Kreisel zur Seite. Sie nahm das Glas und trank den restlichen Wein in einem Zug aus. «Warum soll jemand Niki umgebracht haben? Das ist eine fixe Idee von dir.»
    Theresa schüttelte den Kopf. «Ich habe ihn zur Welt gebracht. Zwischen Mutter und Sohn gibt es eine Nabelschnur, auch über den Tod hinaus. Ich spüre, dass er keines natürlichen Todes gestorben ist. Davon lasse ich mich nicht abbringen, auch wenn die grüne Kugel nicht trifft. Jetzt sei kein Frosch, du bist dran.»
    Greta rollte den Kreisel zwischen den Handflächen und murmelte: «Abrakadabra.» Dann schnipste sie ihn mit dem Mittelfinger und dem Daumen auf die Holzschale. Die kleinen Kugeln schossen kreuz und quer, in die 13, ab in die 25. Der Kreisel wurde immer langsamer, fing schon das Schlingern an. Da kam die grüne Kugel vorbei, wurde erfasst, bekam vom Kreisel einen Kick und sauste schnurstracks durch den kleinen Ausschnitt in die Tasche hinter der 100.
    «Das gibt’s nicht», sagte Greta.
    «Mein armer Bub wurde ermordet», flüsterte Theresa.
    «Schmarrn, das ist ein Holzbrettl mit einem depperten Kreisel …»
    «Der Herrgott hat mir ein Zeichen gegeben.»
    «Ich glaub, du hast zu viel Lagrein getrunken. Ich bring dich ins Bett. Außerdem habe ich gewonnen.»
    «Grün in die Hundert. Ein Zeichen!»

[zur Inhaltsübersicht]
    70
    Übelkeit und Erbrechen nach vorangegangener Bewusstlosigkeit, Kopfschmerzen, Gleichgewichtsstörungen, Erinnerungslücken … Emilios Interesse an der Medizin, das über eingebildete Krankheiten weit hinausging, reichte aus, um vom Tathergang und den Symptomen auf ein mögliches Schädel-Hirn-Trauma zu schließen. Schwer atmend lehnte er an seinem Landy. Er langte sich an die schmerzende Schläfe, tastete seinen Kopf ab. Wo kam das Blut an seinen Händen her? War das sein eigenes, oder stammte es von Marco, den er erfolgreich in die Flucht geschlagen hatte? Fast musste er grinsen. Zwar hatte er einige Blessuren davongetragen, aber nach Lage der Dinge hatte er gewonnen – gegen einen verurteilten Totschläger. Für einen Mann seines Alters und unter Berücksichtigung seiner mangelnden körperlichen Fitness war das ein respektables Ergebnis. Er sollte sich freuen.
    Emilio versuchte, sich trotz der schlechten Lichtverhältnisse im intakten Außenspiegel zu betrachten. Wie es schien, hatte er am Kopf keine Platzwunde davongetragen, was aber nicht eindeutig auszuschließen war. Was gab es noch? Wahrscheinlich bestand die Gefahr einer Gehirnblutung. Und eine Schädelfraktur würde man erst nach einer Röntgenaufnahme oder mit einem Computertomogramm ausschließen können. Das war alles wenig beruhigend. Allerdings lebte er noch, das sollte positive Energien freisetzen und die spontanen Selbstheilungskräfte aktivieren. Blutete er aus der Nase oder den Ohren? Sah nicht so aus, also hoffentlich keine Schädelfraktur. Und die Schulter? Sie tat zwar höllisch weh, aber er konnte den Arm gut bewegen, da war wohl nichts gebrochen. Den gemeinen Tritt zwischen die Beine hatte er schon fast überwunden, es war schön, wenn der Schmerz nachließ. Auch Marcos Magenschwinger hatte er weitgehend verdaut, da hatte offenbar die letzte Kraft gefehlt. Jedenfalls bekam er immer besser Luft, und es pfiff auch nicht mehr beim Atmen. Dass ihm das Knie weh tat, war fast ein Normalzustand, auch wenn es aus unerfindlichen Gründen mal das eine, dann wieder das andere war. Diesmal hatte ihm diese Beeinträchtigung womöglich das Leben gerettet. Er erinnerte sich an das vorangegangene Ereignis zwischen den Apfelbäumen, wie er losgerannt war und plötzlich ein Knie unter ihm nachgegeben hatte, wie er zu Sturz gekommen war und ihm schwarz vor den Augen wurde. Rekonstruierte er den Vorgang richtig, und unter Kenntnis des hässlichen Totschlägers, der auf dem Beifahrersitz lag, dann hatte ihn Marco justament niedergeschlagen, als er ohnedies zu Boden

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