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Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Titel: Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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dass ich dich im Weinberg am Leben gelassen und dich nicht der Polizei ausgeliefert habe?»
    Als Antwort bekam er einen Gurgellaut zu hören.
    «Ich kann dich schlecht verstehen», sagte Emilio und drehte leicht am Messer. Blut lief über Marcos Hals.
    «Wer hat Niki umgebracht?», fragte Emilio.
    «Keine Ahnung», röchelte Marco.
    «Das soll ich dir glauben?»
    «Ich war im Gefängnis.»
    «Wer hatte die Idee, Nikis Freunde zu erpressen?»
    «Fick dich!»
    «Falsche Antwort.» Emilio verstärkte den Druck. Die Spitze vom Messer war schon nicht mehr zu sehen, der Blutstrom am Hals vergrößerte sich, begann leicht zu pulsieren. «Ihr habt gemeinsame Sache gemacht, richtig?»
    «Ja, das haben wir.»
    «Na siehst du, es geht doch. Hatte er das Belastungsmaterial in seinem Zimmer bei seiner Mutter versteckt, wo du es dir geholt hast?»
    «Warum fragst du so blöd? Du weißt ja eh schon alles.»
    «Nein, weiß ich nicht. Zum Beispiel interessiert mich, was die Drag Queen auf den Fotos mit den Erpressungen zu tun hat.»
    Marco versuchte zu grinsen, was ihm nicht wirklich gelang. «Warum sollte ich dir das sagen?»
    «Weil ich dich dann vielleicht am Leben lasse.»
    «Arschloch.»
    Ein Auto kam vorbei, Emilio stand so dicht vor Marco, dass sie im Scheinwerferlicht aussahen wie ein Liebespaar.
    «Antworte!»
    Sie hatten das ganze Gespräch auf Italienisch geführt. Marco flüsterte noch ein «Cazzo!» , dann antwortete er auf Emilios Frage. Er fasste sich kurz, es reichte ein Satz.
    Emilio sah ihn ungläubig an, dabei war er für einen kurzen Augenblick unkonzentriert. Entweder hatte Marco gespürt, dass der Druck an seiner Kehle etwas nachließ, oder er hatte einfach den Instinkt eines Straßenkämpfers für den richtigen Moment, jedenfalls stieß er Emilio mit dem Knie zwischen die Beine, gleichzeitig mit dem Unterarm in die Ellenbeuge. Emilio krümmte sich zusammen, sein Arm mit dem Messer wurde nach unten gerissen. Marco verpasste ihm aus kurzer Distanz einen Magenschwinger. Doch Emilio steckte den Schlag gut weg und hielt das Messer noch immer fest in der Hand. Jetzt fuhr die Klinge an Marcos Oberschenkel entlang, was nicht nur seine Hose aufschlitzte, dann zischte sie äußerst knapp an seinem Gesicht vorbei. Marco stieß Emilio in Panik von sich weg – und rannte los.

[zur Inhaltsübersicht]
    69
    Theresa Steirowitz saß am späten Abend mit ihrer Hausangestellten Greta, die gleichzeitig ihre langjährige Vertraute war, in ihrem Haus in Obermais am runden Tisch im Erker und spielte Tiroler Alpen-Roulette. Sie hatten eine zweite Flasche Lagrein von Muri-Gries geöffnet, und Theresa hatte die Devise ausgegeben, dass diese in jedem Fall noch ausgetrunken werden müsse. Selbstverständlich könne Greta im Gästezimmer übernachten, wie sie das schon häufig getan hatte. Theresa nahm den Kreisel aus Buchenholz, spuckte dreimal drauf, setzte ihn dann mit geübter Routine und großer Rotation auf die runde Spielfläche. «Die grüne Kugel in die Hundert», sagte sie mit vor Begeisterung gerötetem Gesicht, «wenn das klappt, dann kriegen sich die beiden doch noch, wirst es sehen.»
    Während der Kreisel die kleinen Kugeln touchierte und über die Spielfläche schoss, nahm sie einen Schluck vom Lagrein. «Ein guter Tropfen», sagte sie. «Emilio und Phina, die täten so gut zusammenpassen.»
    Eine Kugel landete in der Kuhle mit der 12, eine andere kam in der 8 zu liegen. Die grüne Kugel produzierte einige Querschläger, eierte dann aber durch die Mitte, ohne ins Spiel zu kommen. Stattdessen bekam die rote Kugel einen Stoß ab und traf genau in die 100-Punkte-Ecke.
    Greta klatschte begeistert in die Hände. «Hundert Punkte Abzug, jetzt bin ich wieda vorn.»
    «Vermaledeit», sagte Theresa. «Jetzt glaub ich’s bald, die passen wirklich nicht zusammen.»
    «Natürlich nicht», stimmte Greta zu, «der Baron ist ein Sonderling, und Phina ist seit dem Tod ihres Vaters völlig spinnert.»
    «Ihres Vaters und ihrer Mutter», ergänzte Theresa, «aber g’spinnert ist sie nicht, nur sensibel.»
    «A gea, die Phina ist doch net sensibel, die ist furztrocken.»
    «Vorsicht», sagte Theresa lachend und drohte ihrer Haushaltshilfe mit dem Finger, «Phina ist meine Freundin, das weißt du doch, also sag nichts Schlechtes über sie.»
    «I sog nichts Schlechtes, I mog sie doch auch. Aber spinnert isch sie schun, des Weibsstück. Lässt keinen Mann an sich ran und macht ihren Wein nach dem Stand des Mondes und der Sterne. Wenn des

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