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Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Titel: Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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schließlich auf seine Schulter gewuchtet hatte, fiel ihm ein, dass er ihn ja auch im Fahrzeuginneren über die Lehne hätte nach vorne zerren können. Das wäre zudem weniger auffällig gewesen. Aber so was passierte, wenn man keinen Plan hatte und improvisieren musste.
    Marcos Atem ging schwer, als er mit dem rechten Knie die Fahrertür aufhielt und überlegte, wie er den leblosen Körper auf den Sitz hebeln konnte. Im Grunde war es ja egal, ob die Füße oder der Kopf unten waren, der Wagen würde sich in wenigen Augenblicken sowieso überschlagen. Er durfte nicht vergessen, dem Mann noch einen kräftigen Schlag auf die Birne zu versetzen, nur zur Sicherheit. Weshalb wohl besser doch die Beine unten wären. Um das zu bewerkstelligen, musste er sich umdrehen und den Hurensohn rückwärts im Auto absetzen. Die Last auf seinen Schultern wurde immer schwerer. Marco schnaufte und stöhnte. Warum warf er ihn nicht gleich über den Abhang und das Auto hinterher? Aber wenn er Pech hatte, sah das im Ergebnis nicht mehr nach einem Unfall aus.
    Plötzlich spürte er einen stechenden Schmerz im linken Oberarm. Verwundert sah er, wie Blut hervorspritzte und sich sein Poloshirt rot färbte. Jetzt bohrte sich etwas Scharfkantiges gegen seine Kehle. Schwankend richtete er vorsichtig den Blick nach unten. Er erkannte sein großes Kampfmesser, das er im Weinberg verloren hatte. Ihm schoss durch den Kopf, wie gefährlich die Waffe war, mit einer extrem scharfen Klinge, mit groben Zacken auf dem Rücken, um tiefe Wunden zu reißen, mit Blutrinne und anderen gemeinen Feinheiten. Marco verstand nicht, was gerade geschah.
    «Setz mich ganz langsam ab!», zischte es in sein rechtes Ohr. «Keine schnelle Bewegung, sonst bist du tot!» Die Klinge des Kampfmessers bohrte sich noch etwas tiefer in seine Kehle. Er hatte eine Scheißangst. Hoffentlich wusste der Hurensohn, dass er vorsichtig sein musste. Marco hätte ihm das gerne gesagt, aber mit dem Messer am Hals traute er sich nicht zu reden. Außerdem hatte er Probleme beim Atmen, der linke Arm brannte wie die Hölle, und seine Beine wurden schwach.

[zur Inhaltsübersicht]
    68
    Irgendwann waren Emilio im tiefen schwarzen Loch der Bewusstlosigkeit einige Lichtblitze durch den Kopf gezuckt, plötzlich hatte es hinter der Schläfe heftig zu pochen begonnen, hatte sich die Schulter mit einem qualvollen Schmerz bemerkbar gemacht und waren merkwürdige Brumm- und Poltergeräusche zu ihm vorgedrungen. Zunächst war er völlig orientierungslos, was ihn nicht weiter störte, am liebsten hätte er sich wieder umgehend in das schwarze Loch zurückgezogen, um seine Ruhe zu haben. Aber die Schmerzen ließen das nicht zu, außerdem war er gerade in einer Kurve zur Seite gerollt, auch war ihm übel. In einer Kurve? Über die starre Hinterachse verpasste ihm das Blech, auf dem er lag, einen Schlag gegen die Hüfte. Die Geräusche kamen ihm zunehmend vertraut vor. Hatte er zu viel getrunken? War das ein hyperrealistischer Albtraum? Oder lag er aus unerfindlichen Gründen in seinem eigenen Auto, das ohne sein Mitwirken munter durch die Gegend kurvte? Er öffnete vorsichtig die Augen. Die Perspektive war ungewöhnlich, aber seine Vermutung bestätigte sich: Doch, das war sein alter Landy, ganz sicher sogar, und zwar befand er sich auf dem Boden liegend im Heck des Fahrzeugs. Nun gut, dann war das geklärt. Er konnte sich also wieder verabschieden und die Augen schließen.
    Er stellte fest, dass die eine Hand ganz taub war. Das Pochen hinter der Schläfe ging in ein penetrantes Trommelfeuer über, und auch seine schmerzende Schulter hatte etwas dagegen, dass er sich mental aus dieser Welt verabschiedete.
    Rumms. Wieder ein Schlag von der Hinterachse – und das Gefühl, als ob ihm jemand einen Stromstoß durch den Körper jagte. Warum ließ man ihn nicht einfach schlafen? Oder gleich sterben, war ja schon egal.
    War das gerade das Getriebe? Die Zahnräder in seinem Kopf hörten sich anders an. Wer immer am Steuer saß, konnte nicht richtig schalten, so viel stand fest. Ob er auf dem Weg ins Krankenhaus war? Vielleicht hatte ihn jemand gefunden, und dieser Menschenfreund brachte ihn gerade in die Notaufnahme, um sein erbärmliches Leben zu retten. Sein Unterbewusstsein meldete Protest an. Womöglich hatte ihn dieser Samariter vorher überfahren? Das würde seinen Zustand erklären. Nicht nur einmal überfahren, sondern vor und zurück. Erst über die Schulter, dann über den Kopf.
    Noch eine Kurve, dann

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