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Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Titel: Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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nachgeordert. Aber natürlich hielt er auch nach Entdeckungen Ausschau, nach Winzern, die noch nicht so bekannt waren. Obwohl sie in ihrem Laden nur Großflaschen präsentierte, lief ihr Hauptgeschäft mit normalen Flaschengrößen. Man konnte ja nicht jeden Abend eine Magnum köpfen. Obwohl sie auch solche Kunden hatte. Außerdem verkaufte sie ausgezeichnete Vakuumpumpen, mit denen man aus angebrochenen Flaschen die Luft saugen konnte. Damit ließen sie sich tagelang aufbewahren, ohne dass es zu irgendwelchen Oxidationsprozessen und einen damit verbundenen Qualitätsverlust kommen konnte.
    Sie saßen in der Degustationsecke der Vinothek. Valerie präsentierte einige Entdeckungen, die sie von ihrer letzten Reise ins Piemont mitgebracht hatte. Natürlich duzten sich die beiden, sie kannten sich ja schon eine kleine Ewigkeit. Im Umgang miteinander waren sie locker, machten ihre Späße und hatten eine hohe Übereinstimmung in ihrer Beurteilung der Weine. Falko Puttmenger war heute besonders gut drauf, nicht mehr so verkrampft wie bei seinem letzten Besuch.
    Puttmenger war ein gut aussehender Mann, er hatte viel Geld und eine Frau, die nur gelegentlich zu Besuch kam. Natürlich hätte er in Valeries Beuteschema gepasst, und sie hatte in früheren Jahren auch nichts unversucht gelassen, ihn rumzukriegen. Als ihre Bluse mal besonders offenherzig war, hatte er ihr sogar mit festem Griff an den nackten Busen gefasst – um mit einem Lächeln festzustellen, dass sie definitiv keine Brustverschönerung brauche, besser ginge es nicht. Ein wohliger Schauder war ihr damals durch Körperbereiche gelaufen, die dafür besonders empfänglich waren. Sie hatte gehofft, dass Falko bei nächster Gelegenheit auch ihren restlichen Körper inspizieren würde. Natürlich wäre er hingerissen gewesen, da hatte Valerie keinen Zweifel. Aber zu ihrem Erstaunen kam von ihm dann nichts mehr. Er war nett und charmant, aber er machte keine Anstalten, sie zu verführen. Das kam in Valeries Leben zwar ausgesprochen selten vor, aktuell hatte sie mit dem Baron Emilio einen ähnlichen Problemfall, aber irgendwann hatte sie Puttmengers diesbezügliche Zurückhaltung akzeptiert. Eigentlich war es viel netter so, sie mussten keine Spielchen spielen und waren völlig entspannt im Umgang miteinander.
    Valerie schenkte einen Nebbiolo aus, der aus dem Roero stammte, von einem unbekannten Weingut. Puttmenger geriet in Verzückung, murmelte etwas von reifen Pflaumen, von Tabak und Lakritze. Er trank das Glas aus, obwohl er später noch zwei Operationen hatte – und bestellte einige Kartons.
    Valerie erzählte, dass sie Besuch von einem Baron Emilio von Ritzfeld-Hechenstein erhalten habe, der sich für die näheren Umstände von Nikis Tod interessiere.
    Falko Puttmenger nickte. Der Baron wäre auch bei ihm gewesen. Sie hätten sich gut unterhalten, außerdem verstünde er einiges von Wein. Puttmenger räusperte sich. Auch in seinem Beruf sei der Mann erstaunlich kompetent, das habe er feststellen können.
    Valerie erwähnte, dass der Baron seine Ermittlungen ohne Ergebnis abgeschlossen habe, es sei damals wohl wirklich ein Unfall gewesen.
    Natürlich sei das ein Unfall gewesen, sagte Puttmenger, alles andere seien doch Hirngespinste. Er könne Nikis Mutter verstehen, aber sie hätte sich das Geld für den Baron sparen können.
    Am Gaumen seien die Tannine etwas mächtig, konstatierte Puttmenger nach einem weiteren Schluck. Aber das würde sich geben. Er grinste. Das sei wie immer im Leben. Lieber von allem etwas zu viel, weniger werde es von selbst. Er sah auf die Uhr. Leider müsse er sich beeilen. Eine Industriellengattin würde auf ihn warten, besser gesagt, ihr etwas aus der Form geratener Hintern. Zum Abschied gab er Valerie einen Klaps auf ihre Gesäßmuskeln, die sich ausgesprochen vorteilhaft unter ihrem knapp sitzenden Rock abzeichneten. Gott sei Dank seien nicht alle Frauen so wunderbar proportioniert wie seine Weinhändlerin, sagte er lachend, in diesem Fall würde seine Schönheitsklinik Pleite machen und er könnte sich keinen Barolo mehr leisten.

[zur Inhaltsübersicht]
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    Aus unerfindlichen Gründen waren ohnmächtige oder tote Menschen schwerer als im lebendigen Zustand. Diese Erfahrung hatte Marco schon häufiger gemacht. Und sie bestätigte sich auch in diesen frühen Abendstunden. Der Baron war ja weder dick noch übermäßig groß, aber Marco hatte Probleme, ihn aus dem Heck zu heben, um ihn zum Fahrersitz zu tragen. Als er ihn

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