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Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Titel: Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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Totschläger einen Kuss. Dann packte er den Baron an den Beinen und schleifte ihn durch die Bäume zur Straße. Weit und breit war niemand zu sehen. Er machte die Heckklappe des Land Rover auf, die wie eine rostige Kühlschranktür zur Seite schwenkte. Noch ein kontrollierender Blick. Dann wuchtete er sein Opfer zwischen die beiden Rückbänke auf die Ladefläche und schloss die Tür.
    Er lief zum Alfa seines Schwagers, der noch halb auf der Straße stand, fuhr mit ihm einige Meter, bis er einen einigermaßen vertretbaren Platz zum Parken fand. Dann lief er zurück zum Land Rover und stieg ein. Erst auf der linken Seite, dann merkte er, dass das Lenkrad rechts war. Bei dem Typen war einfach alles anders. Er drehte sich um und blickte auf den Baron. Marco nahm vom Beifahrersitz den dort angelehnten Gehstock und stieß die Spitze gegen den regungslosen Körper im Fahrzeugheck. Nicht das kleinste Zucken. Entweder war der Mann schon tot oder jedenfalls kurz davor. Blieb die Frage, was er jetzt machen sollte. Er hatte keinen Plan, er musste improvisieren.
    Er kannte an der Straße im Ultental, von Lana hinauf in Richtung Nationalpark Stilfser Joch, einige geeignete Stellen. Da könnte man diese Blechbüchse zusammen mit dem Häufchen Elend hinunter in den Falschauer Bach stürzen und es wie einen Unfall aussehen lassen. Gute Idee. Nur, wie käme er zurück zu seinem Auto? Es war einfach Scheiße, wenn man sich nicht vorher alles überlegt hatte.
    Ihm fiel in relativer Nähe eine kurvige Straße an einem Hang ein. Da ging es zwar nicht so weit hinunter wie im Ultental, aber für einen eindrucksvollen Unfall reichte es. Er würde seinem Passagier noch eine über die Rübe ziehen, ihn dann hinter das Lenkrad setzen und den Wagen anschieben. Mit etwas Glück würde das als Unfall durchgehen. Den Fußweg zurück würde er in einer guten halben Stunde schaffen. Er könnte ja anschließend noch mal hinfahren und versuchen, das Wrack anzuzünden.
    Wie auch immer, er sollte losfahren. Beim dritten Versuch gelang es Marco, den Landy zu starten. Mit hässlichen Geräuschen zwang er die Stangenschaltung in den ersten Gang. Er ließ die Kupplung kommen. Obwohl er nach links lenkte, startete der Geländewagen nach rechts und durchpflügte einen Busch. Marco steuerte wie wild. Endlich war er auf der Straße. Er kurbelte am Lenkrad, krachte den Schalthebel in die nächsten Gänge und versuchte, nicht im Graben zu landen. Wie konnte man so ein Auto fahren? Der Mann musste völlig verrückt sein. Porca miseria. Jetzt hatte er einen Begrenzungspfosten umgefahren. Was den Wagen aber nicht weiter beeindruckte. Na immerhin, die Schrottmühle hatte Nehmerqualitäten.
    Es ging einen Hang hinauf und dauerte nicht lange, da hatte er die scharfe Kurve erreicht, die er im Sinn hatte. Tatsächlich war hier keine Leitplanke. Und noch viel wichtiger, weder von vorne noch von hinten kamen Autos. Marco warf einen Blick über die Lehne. Der Baron war wie ein Sack Kartoffeln nur etwas auf die Seite gerollt, ließ aber kein Lebenszeichen erkennen. Er zog die Handbremse an, stellte den Motor ab, nahm seinen Totschläger, stieg aus, ging um das Auto herum und öffnete die Tür im Heck. Er packte den Baron an den Füßen und zog ihn zu sich heran. Von hinten näherte sich ein Auto, aber es war schon dämmrig, Marco verdeckte mit seinem Körper die Sicht, der Wagen fuhr vorbei, der Fahrer hatte nichts bemerkt. Aber er sollte sich beeilen. Er würde den Baron erst herausheben, ihm dann noch einen mit dem Totschläger verpassen, ihn hinter das Steuer setzen und anschieben. Es ging an dieser Stelle leicht bergab. Arrivederci, hasta la vista!

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    Valerie Trafoier hatte in ihrer Bozner Vinothek einen ihrer ältesten und besten Kunden zu Besuch: Falko Puttmenger. Schon zu Nikis Zeiten hatte sich der Professor seine Vorliebe für exquisite Weine viel kosten lassen. Valerie konnte sich glücklich schätzen, dass ihr Puttmenger nach Nikis Tod treu geblieben war. Freilich bestellte er auch woanders, vor allem Bordeaux- und Burgunder-Weine, aber das machte nichts, solange sie seine wichtigste Quelle für italienische Weine blieb. Puttmenger mochte Rotweine aus dem Piemont, also die drei großen Bs: Barolo, Barbaresco und Barbera. In seinem privaten Weinkeller waren alle wichtigen Namen vertreten – von Angelo Gaja über Aldo Conterno bis Bruno Giacosa und Giacomo Bologna. Jeder neue Jahrgang, der was taugte, wurde von ihm automatisch

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