Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Titel: Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
Vom Netzwerk:
möglichst im Unklaren lassen.
    «Ich hoffe, Sie können bestätigen, dass die Fotos darunter sind, mit denen man Sie erpresst hat.»
    Puttmenger räusperte sich verlegen. «Nun ja, sie sind dabei.»
    Emilio deutete auf die nackte Frau in den hohen Stiefeln, die von einem Mann umarmt wurde, den man nur von hinten sah. «Sind Sie das?»
    Der Schönheitschirurg zögerte, sah Emilio an, nahm dann die kompromittierenden Fotos in die Hand, sah sie sich genauer an. «Es bleibt unter uns?», fragte er.
    «Natürlich, wie alles.»
    «Ich gebe es zu. Das bin ich. Nicht gut zu erkennen, aber der Erpresser wusste alle Details, den Namen der Nutte, den Ort unserer Begegnungen und wie oft wir uns getroffen haben. Für einen verheirateten Mann in meiner Position eine Katastrophe.»
    «Sie können die Fotos behalten», sagte Emilio.
    «Behalten? Ach so, ja. Ich werde sie später vernichten.»
    «Tun Sie das. Können Sie mit den anderen Fotos etwas anfangen? Wer ist zum Beispiel diese Königin der Nacht?»
    «Keine Ahnung. Am besten, wir verbrennen alle.»
    «Ich hebe die Fotos noch einige Tage auf», sagte Emilio. «Ihnen kann es ja egal sein.»
    «Richtig. Aber um dem Spuk ein Ende zu bereiten, für alle Beteiligten, wäre es besser so.»
    «Sie haben recht. Bevor ich die Heimreise antrete, werde ich alles verbrennen, versprochen.»
    «Gut so.» Puttmenger klopfte ihm auf die Schulter. «Mein lieber Baron, ich bin voller Bewunderung. Es ist mir schleierhaft, wie Sie das geschafft haben, Sie hatten ja überhaupt keine Anhaltspunkte.»
    Emilio zuckte mit den Schultern. «Eine glückliche Fügung.»
    «Was halten Sie davon, wenn wir zur Feier des Tages einen Cabernet aufmachen, einen COR Römigberg von Lageder, ausgezeichneter Jahrgang?»
    «Cabernet Sauvignon mit etwas Petit Verdot», erinnerte sich Emilio an sein Studium der Weine von Lageder im Paradeis. «Fruchtig, würzig und floral», zitierte er aus der Weinbeschreibung, die er noch im Kopf hatte, «mit einer eleganten Holznote.»
    «Sie sind brillant.» Wenige Minuten später hob Puttmenger das Glas und stieß mit dem Baron an. «Als Präsident der Amici del Vino ernenne ich Sie hiermit zum Ehrenmitglied unseres Vereins.»
    «Zu viel der Ehre.» Emilio verschwieg, dass er spontan an den amerikanischen Komiker Groucho Marx denken musste, der gesagt hatte, es würde ihm nicht im Traum einfallen, einem Klub beizutreten, der bereit wäre, jemanden wie ihn als Mitglied aufzunehmen. Stattdessen lobte er den Wein und tauschte mit Puttmenger einige Belanglosigkeiten aus. Der Professor fragte, ob der werte Herr Baron sein Honorar auch bar und ohne Rechnung entgegennehmen würde. Emilio fiel ein anderes Zitat von Groucho Marx ein. Dieses konnte er sogar zum Besten geben. «Ich habe eiserne Prinzipien», sagte er, «und wenn sie mir nicht gefallen, habe ich andere.»
    Der Professor lachte und entnahm dem vorbereiteten Geldkoffer einige Bündel. «Das wäre mehr als besprochen», sagte er. Dann nahm er noch ein Geldbündel und legte es dazu. «Für Ihre Verschwiegenheit.»
    Emilio mochte es zwar nicht, auf diese herablassende Weise bezahlt zu werden. Irgendwie erschien ihm das unwürdig. Andererseits hatte er gelernt, spontane Geldzuwendungen bereitwillig entgegenzunehmen. Gemäß der Devise aus dem Lateinunterricht: Pecunia non olet, Geld stinkt nicht. Was ihn assoziativ zu einem Foto brachte, das noch auf dem Tisch lag. Es zeigte Niki Steirowitz, wie er von einem unbekannten Mann Geld entgegennahm. Ob sich Puttmenger darauf einen Reim machen könne, fragte er. Und ob er den Überbringer kenne?
    Der Professor schüttelte den Kopf. «Tut mir leid, weder noch.»
    Emilio hatte nicht das Gefühl, dass er angelogen wurde. «Stimmen Sie mir zu, dass alle Fotos mindestens zehn Jahre alt sind?», fragte er.
    «Könnte gut sein», antwortete Puttmenger nach kurzem Überlegen, «in meinem Fall trifft’s jedenfalls zu.»
    «Sie wollen andeuten, dass Ihre Affäre schon so lange her ist?»
    Das Thema war dem Professor sichtlich unangenehm. «Ja, das ist zutreffend.»
    «Und wer wusste davon?»
    «Wovon? Ach so. Niemand wusste davon, habe ich jedenfalls geglaubt.»
    Emilio drehte nachdenklich das Weinglas. «Ich habe da so eine Idee. Könnte es sein, dass Niki Steirowitz hinter all dem steckt?»
    «Niki? Der ist doch schon seit über zehn Jahren tot.»
    «Ganz genau. Deshalb ist das Material auch so alt.»
    «Und was ist mit diesem Marco? Warum hat der so lange gewartet?»
    «Weil er bis vor kurzem

Weitere Kostenlose Bücher