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Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Titel: Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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seine kriminelle Ader. Die ganzen letzten Tage hatte sie sich schon gewundert, was er so trieb. Plötzlich hatte er eine Rolex am Handgelenk gehabt und davon geredet, dass er bald viel Geld haben würde. Fortwährend war er mit seiner Vespa herumgesaust, hatte sich von Franco das Fernglas ausgeliehen und ihr verboten, sein Zimmer zu betreten.
    Nach dem Telefonat flehte Laura ihren Bruder an, keinen Unsinn zu machen. Das nächste Mal würde er für lange Zeit hinter Gittern verschwinden, das könne es doch nicht wert sein.
    «Ich mach ihn platt.»
    Er habe doch gehört, dass ein Anwalt seinen Namen sofort an die Polizei geben würde. Er solle doch bitte Ruhe geben und zur Vernunft kommen.
    Marco hob den Zeigefinger. «Das Schwein ist in unser Haus eingebrochen.»
    «Das gefällt mir auch nicht. Aber es ist nicht dein Haus, er hat nichts mitgenommen, außer irgendein Dreckszeug aus deinem Zimmer. Und Franco hat bereits das Schloss ausgewechselt.»
    «Er ist eine miese Kanalratte.»
    «Kann ja sein. Aber sag bitte nicht mehr, dass du ihn umbringen willst. Damit machst du mir Angst.»
    «Ich kann ihn nicht ausstehen.»
    «Marco, das klingt schon besser. Du fühlst dich in deiner Ehre verletzt, weil er dich im Weinberg gefesselt zurückgelassen hat. Das verstehe ich sogar. Aber außer uns weiß das keiner. Denk nicht mehr daran. Vergiss es!»
    «Kann ich nicht.»
    «Musst du aber. So, kleiner Bruder. Lass dich umarmen.»
    Widerstrebend ließ sich Marco von seiner Schwester in den Arm nehmen. Dann ging er die Treppen hinauf. Laura nahm zufrieden zur Kenntnis, dass er dabei keine wirren Morddrohungen mehr ausstieß. Sie hoffte, dass er sich beruhigen würde. Zwar hatte Marco ihr schon viel Kummer bereitet, aber er war immer noch ihr Bruder. Sie konnte nicht hören, wie er in seinem Zimmer flüsterte: «Und ich bringe ihn doch um!» Sie konnte nicht sehen, wie er auf einen Stuhl stieg und auf dem Schrank nach seinem Geld sah, darunter die Scheine aus Nikis Versteck und von Puttmengers Zahlung auf dem Friedhof. Und sie hatte keine Ahnung, dass ihr Bruder dort auch einen Totschläger liegen hatte, genauer gesagt einen flexiblen Teleskopschlagstock. Mit der Waffe konnte er gut umgehen.

[zur Inhaltsübersicht]
    55
    Prof. Dr. med. Falko Puttmenger sah seinen Besucher ungläubig an. Ob er den Baron gerade richtig verstanden habe? Der Erpresser sei überführt, und das Belastungsmaterial befände sich in seinen Händen?
    Emilio nickte. Ganz genau, der Professor könne sich also entspannen.
    «Phantastisch, wie haben Sie das geschafft?»
    Emilio rieb sich das schmerzende Handgelenk. «Die Vorgehensweise würde ich gerne für mich behalten. Aber vielleicht freut es Sie zu hören, dass der Erpresser im Zuge einer kleinen Auseinandersetzung das Bewusstsein verloren hat und später Hilfe benötigte, um sich von seinen Fesseln zu befreien.» Emilio zeigte ihm ein Foto, das er im Weinberg mit seinem Handy aufgenommen hatte. «Das ist unser Freund. Er liegt etwas unbequem.»
    «Geschieht ihm recht. Wie heißt der Mann?»
    «Nennen wir ihn Marco», antwortete Emilio, «seinen Nachnamen sollten wir aus dem Spiel lassen.»
    «Warum?»
    «Es ist besser so.»
    Puttmenger deutete auf den vorbereiteten Geldkoffer. «Das heißt, es ist alles vorbei, ich muss nicht bezahlen?»
    Emilio lächelte. «Doch, mein Honorar.»
    «Mit dem größten Vergnügen. Welche Garantie habe ich, dass mich dieser Marco in Zukunft in Ruhe lässt?»
    «Im Leben gibt es keine wirkliche Gewissheit», sagte Emilio, «aber ich habe seinen Namen und seine Adresse, ich kann ihn sofort verhaften lassen. Und weil er das weiß, wird er Sie wohl nicht mehr behelligen. Außerdem hat er nichts in den Händen, womit er Sie erpressen könnte.» Emilio zeigte auf einen mitgebrachten Karton. «Da ist alles drin.»
    Puttmenger sah Emilio scharf an. «Sie wissen also …?»
    «Nein, ich weiß nichts. Interessiert mich auch nicht.»
    «Kann ich es sehen?»
    «Natürlich», sagte Emilio und breitete den Inhalt auf einem Tisch aus, «ich habe eine kleine Vorauswahl getroffen. Ein Teil des Materials konnte ich einem anderen Erpressungsopfer zuordnen.»
    «Einem anderen Opfer? Wem?»
    «Kann ich Ihnen nicht sagen. Erstens bin ich ausgesprochen diskret und zweitens extrem vergesslich.»
    Puttmenger beugte sich über den Tisch, vor allem interessierten ihn die Fotos, wobei Emilio nicht erkennen konnte, welchen seine besondere Aufmerksamkeit galt. Ganz offenbar wollte ihn der Professor

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