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Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Titel: Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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Zerwürfnis wusste. Sie würde mit ihr darüber sprechen müssen. Aber was für eine Begründung hatte sie? Sie konnte ihr doch nicht die Wahrheit sagen.
    Kas-Rudl stand vor einem großen Kupferkessel, der über einem offenen Feuer hing, er rührte unablässig in der Milch und versetzte diese mit Lab und Bakterienkulturen. Später würde er die geronnene Masse mit einer Harfe weiterbearbeiten. Rudl hatte jahrzehntelange Erfahrung bei der Käseherstellung. Ob der Mann mit dem Gehstock noch mal kommen würde? Ihm war noch was eingefallen.
    Valerie Trafoier zweifelte an ihrer erotischen Ausstrahlung. Dass es ihr nicht gelungen war, diesen schrägen Baron zu verführen, widersprach ihrer gewohnten Erfolgsbilanz. Sie liebte es, Männer scharfzumachen. Wenn diese dann glaubten, es wäre so weit, gab sie ihnen meist einen Korb. Ein Spiel, nur ein Spiel. Aber bei dem adligen Herrn hätte sie die Nummer durchgezogen. Sie beschloss, den Einsatz zu erhöhen. Außerdem fragte sie sich, wo der Safeschlüssel passen könnte, den ihr der Baron gezeigt hatte.
    Luis Gamper kümmerte sich um seine Honigbienen. Dabei dachte er an Niki Steirowitz und an den Baron aus München. Ob der Mann was in Erfahrung bringen konnte? Jedenfalls war Gamper sich mittlerweile fast sicher, dass sie vor zehn Jahren etwas übersehen hatten. Er wusste nur nicht, was.
    Der Bergführer Steff saß versteckt hinter einem Busch und mit seinem Fernglas im Anschlag in dem Hochtal, wo er Nikis Leiche gefunden hatte. Er beobachtete den Auerhahn, den er bei seinem Ausflug mit dem Baron entdeckt hatte. Zu dumm, dass der Vogel als gefährdete Art unter ganzjährigem Schutz stand. Dessen ungeachtet sah er ihn als Jagdtrophäe über seinem Kamin hängen.
    Theresa Steirowitz musste zugeben, dass Emilio viel getan hatte, um die näheren Umstände des Todes ihres Sohnes aufzuklären. Dennoch war sie mit dem Ergebnis unzufrieden. Sie hatte sich fest eingebildet, dass es kein Unfall war. Und irgendwie glaubte sie es noch immer. Aber wahrscheinlich hatte Emilio recht: Sie musste lernen, loszulassen.
    ***
    Ernst Steixner saß mit hochgestellter Rückenlehne in seinem Krankenbett. Ihm ging es deutlich besser, und die Ärzte meinten, er könne demnächst entlassen werden. Jetzt war er auch bereit dazu. Vor ihm saß Emilio und zeigte ihm das Belastungsmaterial, das er bei Marco gefunden hatte. Das meiste kannte er aus dem Umschlag. Steixner wollte wissen, wie Marco – auch ihm hatte Emilio nur den Vornamen genannt – in den Besitz der Fotos und der Unterlagen gelangt war. Emilio antwortete, dass besagter Marco mit Niki Steirowitz befreundet gewesen sei. Man könne also vermuten, dass Niki vor seinem tragischen Tod die Erpressung vorbereitet habe. Marco habe bis vor kurzem im Gefängnis gesessen. Er sei wohl eingeweiht gewesen, sei irgendwie in den Besitz des Materials gelangt und habe jetzt versucht, Kasse zu machen. Vermutlich sei Marco seinem Freund als Handlanger zu Diensten gewesen, zum Beispiel, um kompromittierende Fotos zu schießen. Das würde erklären, warum er so gut informiert war.
    Steixner bat Emilio, das Material im Haus zu verstecken, er nannte ihm einen geeigneten Ort. Selbstverständlich könne er bis zu seiner Entlassung bei ihm wohnen, gerne auch darüber hinaus.
    Emilio zeigte ihm einige der gefundenen Fotos, die er bislang nicht zuordnen konnte, darunter die grell geschminkte Frau mit den bizarren Klamotten. Steixner sagte, dass er diesen Vamp noch nie gesehen habe – ihren Anblick würde man nicht vergessen. Auch mit den anderen Fotos könne er leider nichts anfangen. Dann sagte er, dass er mit Emilio vor seiner Abreise noch etwas besprechen wolle. In ihm sei ein Entschluss gereift.

[zur Inhaltsübersicht]
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    Emilio saß auf der Terrasse von Steixners Villa und dachte nach. Dabei spielte er mit zwei Weinkorken. Niki und Marco. Zwei ungleiche Freunde aus Kinderjahren. Der eine brauchte dringend Geld, um seinen Traum vom eigenen Weingut zu realisieren, gleichzeitig den Lebensstandard zu steigern und auf die Seychellen zu fliegen. Der andere wusste, wie man auf schnellstem Weg zu Geld kommt, mit illegalen Methoden, indem man es sich bei jenen holt, die zu viel davon haben. Als Mitglied der Amici del Vino und aus gutem Hause stammend, verkehrte Niki auf Augenhöhe mit den potenziellen Opfern. Auch wenn ihm deren finanzielle Möglichkeiten fehlten. Aber er verbrachte viel Zeit mit ihnen, mutmaßlich tranken sie häufig einen über den Durst, das löste

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