Tod On The Rocks
tranken.
»Mmmm«, stimmte Regan ihm zu.
Jetzt, da jeder sein Getränk hatte, schien Louis sich sicher genug zu fühlen, um sich aus der schützenden Atmosphäre seines Büros herauszuwagen. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und ging auf den Tisch zu. Als er die Anwesenden begrü ß te, brach seine Stimme. » Hi, Kendra, Sie sind mir doch hoffentlich nicht mehr böse?« fragte er schüchtern.
»Nein, ich möchte Ihnen blo ß den Hals umdrehen « , scherzte sie. » Ich vermute, Sie wissen schon, dass die Haush ä lterin der Grants auch zu den Vermissten geh ö rt. «
Louis erbleichte. »Ja, Regan hat es mir vorhin erzählt. Ich kann es einfach nicht glauben. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Eben irgend etwas damit zu tun hat. «
Louis’ Worte klangen in Regans Ohren wie ein Gebet. Sie setzte sich auf ihrem Stuhl zurück. Ich bin nie auf die Idee gekommen, dass Eben wom ö glich für Bessies Verschwinden verantwortlich ist, dachte sie. Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass sie gemeinsame Sache gemacht haben. Bessie war angeblich auf dem Weg nach Vail. Hatte Eben sie aufgehalten?
Auch Kendra äu ß erte ihre Meinung dazu. Sie machte eine Geste mit der Hand. »Eben ist seit dem Weihnachtsabend verschwunden. Er würde es nicht wagen, in dieser Stadt noch einmal aufzutauchen. Auch dann nicht, wenn er jemanden zum Schweigen bringen wollte.«
Hoffentlich, dachte Regan, ist der morgige Abend vorbei, ehe sich in der Stadt das Gerücht ausbreitet, dass Eben nicht nur ein Dieb, sondern auch ein Entf ü hrer ist. Regan erschauderte. Oder dass er vielleicht sogar noch etwas Schlimmeres begangen hat.
Am anderen Ende des Raums sa ß en Willeen und Judd an einem Zweiertisch an der Wand. Sie hatten schon dort gesessen, als Larry und seine Freunde den Speiseraum betraten. Sie winkten ihm zu und vertieften sich dann wieder in ihr Gespräch.
»Hast du dir die Treppe zum Keller neben der Damentoilette noch mal angesehen?« fragte Judd.
Willeen fischte die Orangenscheibe aus ihrem Drink und schob sie sich in den Mund. »Ja.«
»Also kennst du den Weg, den du morgen abend nehmen musst, ganz genau? «
»Ja.«
37
Nachdem Judd und Willeen das Haus verlassen hatten, versuchte Eben, eine von Bessies altmodischen Haarnadeln mit den Zähnen zu ergreifen, mit dem Ergebnis, dass er einen Gebissabdruck auf ihrem Kopf hinterlie ß . Anschlie ß end rutschten sie hin und her, um in eine Position zu kommen, in der Eben vielleicht mit den Händen eine Haarnadel herausziehen konnte. Das war nicht leicht, da ihre Hände auf dem Rücken mit Handschellen gefesselt und ihre Beine ans Bett gekettet waren. Bessie rutschte so weit sie konnte zum Fu ß ende des Bettes. Nach einer Weile schaffte es Eben tatsächlich, eine Haarnadel herauszuziehen, und ertastete dann ihre Hände.
Er war fast sicher, dass es nicht klappen w ü rde, aber das Schloss von Bessies Handschellen mit einer der Nadeln zu ö ffnen, war ihre einzige Chance.
Willeen und Judd waren erst zum Essen gegangen, als es dunkel geworden war. Nachdem tagsüber ein Kerl namens Angus hier herumspioniert hatte und das Haus besichtigen wollte, wollten sie die Möglichkeit ausschalten, dass er zur ü ckkam und ihnen in die Fenster starrte. Sie hatten vorsorglich alle Lichter gelöscht und die Rollläden heruntergelassen. Auch der Fernsehapparat war ausgestellt.
Eben versuchte noch immer mit verschiedenen Haarnadeln, Bessies Handschellen zu öffnen, aber es wollte einfach nicht klappen. In dem Moment, in dem er sie ins Schloss schob, verbogen sie sich. » Es funktioniert nicht « , knurrte er und wurde immer nerv ö ser. Aber obwohl seine Finger allm ä hlich taub wurden, gab er nicht auf. Er wusste, dass sie andernfalls ü bermorgen nicht mehr hier sein w ü rden. Und am Freitag wahrscheinlich nicht mehr am Leben.
Mehrmals spürte er, wie Bessie zusammenzuckte, als sich das spitze Ende der Nadel bei seinen Versuchen, ihre Hände zu befreien, in eine ihrer Handflächen bohrte. »Es tut mir leid, Bessie«, sagte er.
»Da kann man nichts machen«, erwiderte sie. »Wir sitzen beide im selben Boot.«
Eben dachte an all die Sicherheitsschlösser an den vielen Arm- und Halsbändern, die er so geschickt geknackt hatte, und fragte sich, warum er das einzige Mal, da er sein Talent wirklich sinnvoll einsetzen konnte, das Schloss nicht zu ö ffnen vermochte. Es war hoffnungslos.
Ebens Hände schmerzten. Schlie ß lich gab er es auf. Eine Weile lagen sie schweigend nebeneinander in
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