Tod On The Rocks
der Dunkelheit, und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Sie dösten sogar ein bisschen, aber Eben wachte nach wenigen Minuten mit einem Gef ü hl des Schreckens auf. » Lass es mich noch mal versuchen, Bessie « , sagte er.
»Okay«, erwiderte sie müde und wartete geduldig, dass er ihr eine weitere Nadel vom Kopf zog.
Sie hatte das gleiche Gefühl wie bei all den anderen Nadeln, aber Eben machte sich diesmal länger als zuvor an den Handschellen zu schaffen. Gerade als er im Schloss eine winzige Bewegung sp ü rte und meinte, ein Klicken geh ö rt zu haben, zerriss das Aufheulen eines Wagens, der die Einfahrt herauffuhr, die Stille der Nacht.
»Verdammt«, murmelte Eben. »Ich glaube, ich hatte es fast geschafft.«
»Bewahr die Nadeln auf«, flüsterte Bessie. »Wir können es morgen noch mal versuchen.«
»Ich steck sie in meine Hosentasche.«
Hastig tasteten sie die Matratze nach heruntergefallenen Nadeln ab, die Eben sich dann in die Tasche schob. Die Hintertür des Hauses öffnete sich. »Ich schau gleich mal nach ihnen«, sagte Willeen. Sie durchquerte das Wohnzimmer und stie ß die Tür zum Schlafzimmer auf, die leicht angelehnt gewesen war. Dann schaltete sie das Licht an und trat ein.
»Pinkelpause«, verkündete sie und hob die Bettdecke, um Bessies Beine von den Fu ß fesseln zu befreien. » Los, Judd « , rief sie, » hilf mir mal. « Sie hielt inne. »Warum ist das Laken denn so verknittert? Habt ihr beide vielleicht Dummheiten gemacht? Schaut deine Frisur deshalb so wüst aus, Bessie?« Willeen begann zu lachen.
Nachdem Judd dann aber Ebens Handschellen geöffnet hatte, dieser mit steifen Gliedern aufstand und eine Haarnadel mit leisem Klicken zu Boden fiel, verging ihr das Lachen.
Judd hob sie auf und hielt sie prüfend in die Höhe.
»Also das habt ihr gemacht?« kreischte Willeen. Sie packte Bessies Hände und betrachtete prüfend die leicht zerkratzten Handschellen. »Nun sieh dir das mal an, Judd!« rief sie. »Die beiden hier hatten offenbar Dummheiten im Sinn.«
»Eben, mein Freund, du wirst jetzt von mir gefilzt«, erklärte Judd mit stählerner Stimme. Nach zwei Sekunden hatte er eine Handvoll Haarnadeln aus Ebens Hosentasche geholt.
»Zeit für eine neue Frisur, Lady«, sagte Willeen zu Bessie und zog ihr mit hastigen Bewegungen jede einzelne Haarnadel vom Kopf. Bes sies Locken fielen bei jedem Handgriff eine nach der anderen auseinander.
»Jetzt hör mal gut zu, Judd. Wir werden uns bis morgen abend, wenn wir alles gepackt haben und zum Gehen bereit sind, keinen Zentimeter von hier fortbewegen. Zwischen dem Typ, der da unbedingt einen Blick ins Haus werfen will, und diesen beiden hier... Gott sei Dank ist morgen unser letzter Tag.«
Aber es darf nicht unser letzter Tag sein, dachte Eben. Das darf einfach nicht sein. Und genau der gleiche Gedanke kreiste in Bessies entnadeltem Kopf.
38
Donnerstag, 29. Dezember
Regan betrat die Reinigung, wo Ida gerade damit beschäftigt war, Etiketten an verschiedene Kleidungsstücke zu heften. Sie schaute von einem dreiteiligen Hosenanzug mit Saucenflecken auf, und ein strahlendes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
»Hallo, Regan«, sagte sie aufgeregt. »Irgendwelche Neuigkeiten über Bessie? Ich habe die ganze Nacht über sie nachgedacht.«
»Ich habe nichts weiter gehört, Ida.«
Regan ging zu Idas Arbeitstisch hinüber und senkte die Stimme, obwohl niemand sonst im Laden war. »Ich habe auch nachgedacht, und zwar über diesen Kunden, von dem Sie erzählt haben. Sie wissen schon, der die Hosen mit den grünen Fusseln brachte.«
Idas Augen weiteten sich hinter ihren Brillengläsern.
»Ja?«
»Vielleicht ist es ein bisschen verr ü ckt, aber haben Sie einen Namen und eine Adresse, die ich ü berprüfen könnte? Ich habe in dem Laden angerufen, in dem Eben die Handtücher erstanden hat; er hat alle gekauft, die noch da waren. Nicht, dass nicht auch andere Leute fusselnde gr ü ne Handt ü cher besitzen, aber ich m ö chte dieser Spur trotzdem nachgehen. «
»Natürlich!« sagte Ida voller Begeisterung. »Genau wie im Kino!«
Regan lächelte. »Ja, mag sein. Wer wei ß , vielleicht haben diese Leute die Handt ü cher gefunden? «
Idas Gesicht strahlte wie die Sonne. Endlich passiert hier etwas Aufregendes, dachte sie. »Lassen Sie mich mal schauen, ob ich Ihnen helfen kann.« Sie schob ihre Brille hoch. »Er wollte, dass sie bis gestern nachmittag fertig sind. « Sie ging zum Ticketautomaten hin ü ber. » Ich erinnere mich
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