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Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Titel: Tod sei Dank: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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Nachricht zu hören.
    »Mr Marion, hier ist Jäger und Sammler«, sagte eine Männerstimme. »Ich habe Neuigkeiten für Sie …«

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Kapitel vierzehn
    Einen Tag ehe Preston MacMillan von der Privatdetektei Jäger und Sammler sich mit guten Neuigkeiten bei Will Marion meldete, hatte Cynthia in Ägypten am Strand von Dahab gelegen. »Das war die schwierigere Wahl«, sagte sie gerade. »Im Grunde war es mutiger, zu gehen als zu bleiben.«
    »Damit haste verdammt recht. Bist ’ne ganz Tapfere. Ein tapferes Frauchen biste.« Sie konnte sich ums Verrecken nicht an den Namen des Mannes erinnern, mit dem sie sich gerade unterhielt. Er gab ihr das Foto zurück, das Cynthia ihm im Austausch gegen einen Zug aus der Wasserpfeife gereicht hatte. Es zeigte zwei hübsche dreijährige Mädchen.
    Jetzt war er mit der Wasserpfeife dran.
    »Ein egoistischer Mensch wäre geblieben«, sagte Cynthia und strich über das Foto.
    »Klar doch.« Der Mann schickte dicken Rauch in den blauen Himmel. »Nee, egoistisch biste nicht. Seh ich aus drei Kilometern Entfernung, dass du ’ne Frau bist, die Mumm hat.«
    Cynthia war wieder an der Reihe. Sie steckte das Foto in ihren Geldgürtel, nahm das Mundstück der Wasserpfeife und inhalierte voller Stolz den beißenden Rauch. Was für eine Frau. Was für ein tolles Mädel. Eine mit weniger Mumm wäre bei dem ungeliebten Mann geblieben, wäre eine schlechte Mutter geworden und hätte das Leben der beiden Kinder ruiniert, so wie sie und Heath von ihren verkorksten Ersatzmüttern ruiniert worden waren.
    »Wie heißt du noch mal?«, fragte sie den Mann.
    »Peter«, sagte er. »Aber meine Freunde nennen mich Peter.«
    Sie rollten sich vor Lachen auf dem Teppich, den man ihnen draußen in den Sand gelegt hatte und über dessen Kauf sie angeblich nachdachten. »Können wir ein bisschen Probe liegen?«, hatte dieser Peter den Teppichverkäufer vor zwei Stunden gefragt. Er und Cynthia waren sich in dem Teppichgeschäft begegnet und hatten sofort ihre Geistesverwandtschaft erkannt. Sie waren gleich gestimmte Seelen mit langen, strähnigen Haaren, bunten, orientalischen Gewändern und einem ganz gewaltigen Sparren. »Wir wollen nichts allzu Kratziges kaufen«, hatte dieser Peter noch gesagt.
    Der Verkäufer war vermutlich der geduldigste Mensch im Universum. Er hatte ihrer Bitte entsprochen und den Teppich auf dem Sand ausgebreitet – sein Geschäft lag direkt am Strand. Dann schaute er über ihre Köpfe hinweg, während sie dasaßen und rauchten (auf seinem besten Teppich!).
    »Ich heiße Cynthia«, sagte sie und hielt sich den Bauch, der von all dem Lachen schon wehtat. »Aber meine Freunde nennen mich …« Es half nichts, sie konnte es nicht sagen. Es war zu lustig.
    »Jetzt reicht es«, sagte der ägyptische Verkäufer. »Runter von meinem Teppich!«
    Er zog ihnen den Teppich unter dem Hintern weg und ließ sie im Sand sitzen. Cynthia und Peter wollten sich halb tot lachen.
    Während des letzten Jahres hatte Cynthia mit ungefähr hundert Männern geschlafen. Sie war stolz darauf. Immerhin war sie über dreißig … okay, über vierzig … na gut, noch zehn Jahre älter, aber gerade mal so. In ihren Kleidern sah sie gut aus – schlank und von der Sonne gebräunt –, und die meisten Männer ließen sich von ihren Plänen auch dann nicht abbringen, wenn sie die Dehnungsstreifen, Falten und Hängebrüste sahen, die sich unter ihrer jugendlichen Kleidung verbargen. Irgendwann hatte sie aufgehört zu zählen, aber Peter lag vermutlich bei Nummer 101. Später im Zelt widmete sie ihm all die Aufmerksamkeit, die er verdient hatte, und sie verlangte nur sehr wenig dafür.
    Sie war nie eine Egoistin gewesen. Sie war Künstlerin und hätte es weit bringen können, wenn sie sich besser aufs Arschkriechen verstanden hätte. Aber egoistisch war sie nicht. Auch Will Marion hatte sie damals nur deshalb verlassen, weil es für ihn das Beste gewesen war. Will war zwar ein schlaffer Normalo, aber er gab doch einen guten Vater ab. Er würde dafür sorgen, dass die Mädchen zu guten Menschen heranwüchsen. Doch dazu hatte sie gehen müssen.
    »Kann ich dir etwas vorsingen?«, fragte sie Peter ein paar Stunden später. Er schlief. Sie rüttelte an seiner Schulter. »Willst du mich singen hören? Peter! Peter!«
    »Was?« Er hätte lieber geschlafen.
    »Ich bin Sängerin. Du bekommst ein Lied gratis dazu.«
    »Klasse«, sagte er und machte die Augen zu.
    Seit sie Schottland verlassen hatte, war etwas mit ihrer

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