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Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Titel: Tod sei Dank: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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Wasser aus der Dusche kam (Scheiße, wer hat das ganze Wasser aufgebraucht?), dass mir die Schlüssel abhandenkamen (Verfluchte Scheiße, wer hat meine Schlüssel weggeräumt?), und dass mein weißes Lieblings-T-Shirt ganz grau und fleckig aus der Wäsche kam (Dad, du hast schwarze Klamotten zur Weißwäsche gegeben. Ich muss aus dem Haus. Dad! Dad!).
    Von Nasenschwanz-Eddie bin ich so um zwei Uhr morgens nach Hause gekommen. Ich muss bei ihm in Ohnmacht gefallen oder weggepennt sein, und er war so nett, mich nicht rauszuschmeißen, bis ich aufwachte. Ich sammelte meine Klamotten ein und hinterließ eine Nachricht auf dem Pappkarton neben dem Tisch: Tut mir leid, dass ich Schwachsinn geredet und auf dein Bett gekotzt habe. Dann ging ich raus und winkte auf der Pollokshaws Road ein Taxi heran.
    Dad und Kay lagen in ihren Betten und schliefen, und mir war immer noch kotzübel. Ich duschte kurz und fiel ins Bett.
    Als ich am nächsten Abend aufwachte – Tag und Nacht hatten die Plätze getauscht, seit ich die Schule abgebrochen hatte, um eine Tote zu werden –, fiel mir auf, dass mein Dad nicht da war. Er war tatsächlich losgezogen, um meine Mutter aufzuspüren, genau, wie er es gesagt hatte. Auf dem Tisch im Flur lag ein Zettel: Bin in Manchester, komme heute Abend zurück. Im Kühlschrank steht Suppe. Ich aß ein paar Cornflakes und versuchte, ihn mir auf seiner Mission vorzustellen. Ha! Mein Vater auf einer Mission. Wie wollte er einem Mörder in Strangeways Informationen entlocken? Wie wollte er meiner Mutter eine Niere entlocken? Er konnte mich nicht einmal dazu bringen, den Tisch zu decken.
    Es gab nichts, womit ich mich ablenken konnte. Ob er sie gefunden hatte? Würde er mit Neuigkeiten über sie nach Hause kommen? Der Fernseher lief, aber ich starrte stundenlang an der Mattscheibe vorbei, ohne etwas wahrzunehmen. Ich war aufgeregt, furchterfüllt, und mir war übel.
    Kay hatte das größte Schlafzimmer – das mit dem Erker im ersten Stock, von dem man auf den Garten hinaussah. Ich hatte dieses Zimmer immer für mich gewollt – aber welchen Zweck hätte es gehabt, darum zu bitten? Kay bekam immer von allem das Beste. Wenn ich den schmutzigbraunen Teddy bekam, dann bekam sie den blauen. Ich bekam diesen kleinen weißen Radiowecker, sie den kompletten CD – Spieler mit Lautsprechern. Ich durfte mich erst mit fünfzehn mit Kerlen verabreden, sie durfte mit vierzehn mit diesem Orchestertypen ins Kino gehen. Aber was solls, selbst ich musste zugeben, dass sie es verdiente, bessere Sachen als ich zu bekommen.
    Ich saß auf ihrem Bett. »Glaubst du, dass er sie findet?«
    »Weiß nicht«, sagte sie.
    »Was wird sie wohl sagen?«
    »Mir egal.« Kay hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, von ihrem Chemiebuch aufzusehen.
    Blöde Kay. Wie konnte ihr so etwas egal sein? »Na dann. Wenn er sie findet, kriege ich ihre Niere. Du kannst sein beschissenes Organ kriegen.« Und mit diesen weisen Worten knallte ich die Tür hinter mir zu.
    Als mein Vater mich am nächsten Nachmittag weckte, schlief ich auf dem Sofa. »Georgie, Georgie«, sagte er. Aufgeregt riss ich die Augen auf, nur um mit folgenden Worten wieder niedergeschmettert zu werden: »Ich habe sie nicht gefunden. Sie ist vor einem Jahr nach Indien gefahren.«
    Ich schloss die Augen. Welchen Zweck hatte es heute noch, hoffnungsvoll zu sein? Es passierte sowieso nie etwas Gutes.
    »Das ist also alles?«, fragte ich mit nun wieder geschlossenen Augen.
    »Ich beauftrage einen Privatdetektiv.«
    »Wo genau in Indien?«, fragte ich.
    Er zeigte mir eine Postkarte, die sie ihrer Pflegemutter geschickt hatte. Warum hatte sie mir nie eine geschickt? Ich berührte die Wörter, die sie geschrieben hatte. Sie hatte diese Karte auch berührt, meine Mama. Ich drehte die Karte um. Der Strand sah schön aus. Ich hätte sie nicht gestört. Ich wäre glücklich gewesen, wenn ich in dem Café dort hätte sitzen und ihr beim Glücklichsein zuschauen können.
    »Wir können nichts als warten«, sagte mein Vater.
    »Ausgezeichnet. Darin bin ich richtig gut.«
    An diesem Abend war bei der Dialyse jemand verschwunden und ein Neuer hinzugekommen. Die Gerüchte, dass Jimmy (der Vierzigjährige) als Nächstes an der Reihe sei, hatten sich bewahrheitet. Seine Transplantation war das Thema das Tages. Bislang waren keine Komplikationen aufgetreten. Der Typ hatte echt Glück.
    Der Neue hieß Brian, und er sah auch so aus: Brille, ordentlich gekämmtes Haar, eckige Schultern. Er und sein

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