Tod sei Dank: Roman (German Edition)
Flugzeug stieg.
Rrrr … Jemand machte sich an dem Reißverschluss des Zeltes zu schaffen. »Entschuldigen Sie bitte«, sagte eine Männerstimme draußen. »Ist da drinnen eine Cynthia Marion?«
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Kapitel fünfzehn
Es war zwei Wochen her, seit Heath von diesem Schwachmaten Knastbesuch bekommen hatte. Seitdem war Heath prächtiger Stimmung gewesen. Er fühlte sich mächtig. Und so lächelte er in sich hinein, als er auf seiner Pritsche lag und den nächtlichen Geräuschen in seinem Zellenblock lauschte. Die Schwuchtel war also doch noch zu etwas gut gewesen. So hatten er und Cynth ihn immer genannt (obwohl sie ihn manchmal halbherzig verteidigt hatte: »Er ist nicht schwul, Heath! Du sollst nicht so ablehnend sein!«). Wenn der nicht schwul war, was war er dann? Er war lächerlich klein. Eins siebzig vielleicht, höchstens eins dreiundsiebzig. Und was bitte schön sollten diese Schultern? Bei einer jungen Frau mochten die ja noch angehen, aber doch nicht bei einem erwachsenen Mann. Himmel, warum hatte sie sich jemals mit diesem Typen eingelassen?
»Na, wenn das nicht Mrs Marion ist!«, hatte Heath gesagt, als er vor ihrer Haustür aufgekreuzt war. Sie sah so frisch vermählt aus wie eine fünfundachtzigjährige Witwe jung. »Darf ich reinkommen?«
Und so hatte Cynthia ihn in ihr Haus gelassen – und in sich. Letzteres sowohl in seinem Auto als auch in seiner Wohnung. Und sie hatte ihm alles über ihr Zweimal-die-Woche-Sexleben mit Will Marion erzählt.
»Er sagt mir dauernd, dass er mich liebt«, erzählte sie Heath, der daraufhin lachte. »Er sagt mir, ich hätte so einen schönen, flachen Bauch! Er hört gar nicht mehr auf damit, manchmal geht das eine Stunde lang so.«
Für Heath klang das, als könnte man in einer Gefängnisdusche besseren Sex haben als in ihrem ehelichen Schlafzimmer. Der Typ erinnerte ihn an einen leicht zufriedenzustellenden Teenager. Jämmerlich.
Wie hatte es jemals so weit kommen können – drei Jahre lang? Cynthia hatte sich in den Kopf gesetzt, normal zu werden (natürlich vögelte sie die ganze Zeit weiter mit Heath), und er hatte tatenlos zugesehen und gewartet, bis sie fertig war, während er sich nebenbei mit einigen Häschen ablenkte.
Und jetzt war sie wieder da, die kleine Schwuchtel. Hatte wohl nicht genug bekommen.
Oh, der Typ würde schon noch genug bekommen.
Heath richtete seine Taschenlampe auf das Foto von Cynthia, das er an die Unterseite der oberen Pritsche gepinnt hatte. Er konnte verstehen, warum Cynthia vor elf Monaten abgehauen war. Schließlich hatte er ihr versprochen, bis dahin freizukommen, und bestimmt hätte er das auch geschafft – wäre da nicht dieser kleine Kläffer von Sozialarbeiter gewesen. Widerlicher kleiner Scheißer. Er konnte verstehen, dass sie den sich endlos dehnenden Tagen entkommen wollte, die den Rhythmus im Knast und sein Leben bestimmten. Aber er hatte nie daran gezweifelt, dass sie für ihn da sein würde, wenn er rauskäme. Sie würde es nicht wagen, ihn zu verprellen.
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Kapitel sechzehn
Preston McMillan rief Will nicht von seinem Büro aus an. Dafür gab es zwei gute Gründe. Erstens war er in Ägypten. Und zweitens hatte er kein Büro. Der Sitz der Privatdetektei Jäger und Sammler befand sich in einer Besenkammer. Die Besenkammer lag neben dem Wohnzimmer einer Mietwohnung im Glasgower West End. Hier lebte Preston mit seiner Mutter zusammen. Zu seinem Geburtstag hatte sie ihren Nachbarn Fred (siebzig Jahre alt) mit dem Ausbau der Besenkammer beauftragt. Preston sollte sich besser auf seine Abschlussprüfungen vorbereiten können. Unter ihrer nicht allzu strengen Aufsicht hatte Fred an einer Wand deckenhohe Regale angebracht, an die andere einen funkelnagelneuen Ikea-Schreibtisch gestellt und in die Mitte einen großen Drehstuhl gequetscht. »Danke, Mutti!«, hatte Preston gesagt. »Das ist wirklich toll.«
»Für meinen Jungen ist mir nichts zu gut. Das weißt du doch, Preston«, hatte seine Mutter erwidert. »Du weißt doch, dass ich dich lieb habe, oder? Jetzt komm und puste die Kerzen aus.«
Preston war siebzehn Jahre alt.
Die Idee mit der Detektei war Preston eines schönen Nachmittags vor zwei Jahren gekommen. Er hatte gerade Dexter geschaut, eine amerikanische Fernsehserie, die von einem Serienmörder handelte. Das Besondere an diesem Serienmörder war, dass er sein Problem in etwas Positives umgewandelt hatte, indem er nur die wirklich üblen Typen umbrachte. Klingeling! Kerzengerade saß Preston
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