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Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Titel: Tod sei Dank: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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du das Geld nehmen?«
    »Weiß nicht. Hast du ’ne Idee?«
    »Ja, hab ich tatsächlich.«
    Jetzt weinte mein Vater. Er küsste Kays graue Hand, und die Tränen liefen ihm übers Gesicht. Er war völlig fertig. Er besaß weder die Mittel noch die Charakterstärke, um Kay zu helfen.
    Ich hatte sie, da war ich mir sicher.
    Die Digitaluhr auf dem Tisch vor Kays Krankenhauszimmer schien nicht zu funktionieren. Alle zehn Minuten blinkte eine neue Minute auf der Anzeige – so zumindest schien es uns. Mein Vater und ich sahen einander von Zeit zu Zeit an und blickten dann wieder abrupt zur Seite. Wir wussten beide, dass es nichts zu sagen gab und nichts anderes zu tun, als die Digitaluhr auf dem Tisch vor dem Zimmer zu beobachten.
    Auf der anderen Seite des Ganges lag ein etwa neunjähriges Mädchen in seinem Bett, dessen linkes Auge zur Größe eines Tennisballs angeschwollen war. Allem Anschein nach handelte es sich um eine gruselige Infektion. Am Arm der Kleinen hing eine Infusion. Ihre Mutter saß neben ihrem Bett und las ihr eine Geschichte vor. Ich glaube, es war Ping! von Marjorie Flack, jedenfalls kamen eine Menge chinesischer Enten darin vor. Auf dem Gesicht des Mädchens lag ein winziges Lächeln. Plötzlich klopfte ein Mann an ihre Tür. »Juhuu!«, sagte er und lächelte breit, als er sich auf die andere Seite des Bettes setzte. Er küsste das Mädchen auf den Kopf und sagte: »Wie geht es meinem hübschen kleinen Mädchen? Kriegt sie alles, was sie braucht?« Er legte zwei Tüten mit Knabberkram und zwei neue Bücher auf den Nachttisch und stellte einen Frucht-Smoothie daneben. Dann setzte er sich.
    Sie verschränkten ihre Hände miteinander: Mutter und Vater, Vater und Tochter, Tochter und Mutter. So sollte es auch in diesem Zimmer sein, dachte ich. Wenn sie hereinkommt, sollte es genauso sein. Alles sollte Liebe und Geborgenheit verströmen. Da ich meine Mutter am selben Tag im Krankenhaus gesehen hatte, war mir klar, dass das niemals geschehen würde. Denn wie sich herausgestellt hatte, war meine Mutter ein Totalausfall.
    »Woran denkst du gerade?«, fragte mein Vater. Was für eine nervtötende Frage. Dauernd fragte er mich das.
    »An nichts«, sagte ich.
    »Als du sie gesehen hast …«, fragte er, »wie war sie?«
    »Kleiner, als ich dachte«, sagte ich.
    »Wirklich? Hmm. Kleiner.« Er sagte eine Weile nichts, konnte sich dann aber nicht dazu durchringen, auf Small Talk zu verzichten. »Wie alt ist Preston MacMillan?«, fragte er. »Am Telefon klang er wie ein Jugendlicher.«
    »Siebzehn«, sagte ich.
    Mein Vater stieß einen lauten Seufzer aus und schüttelte den Kopf. »Wirklich? Siebzehn Jahre alt?«
    Vierzig Minuten vergingen, und Kay schlief immer noch. Mein Vater und ich waren dazu übergegangen, unruhig im Zimmer herumzulaufen und uns im Spiegel prüfende Blicke zuzuwerfen. Seine Lippen wirkten dünn. Etwas Feuchtigkeitscreme hätte ihm gutgetan, meinem Vater. Ich lief gerade hin und her, und er starrte in den Spiegel, als Preston hereinkam. Wir blieben sofort wie angewurzelt stehen.
    »Sie ist nervös«, sagte er. »Sie sitzt im Wartezimmer. Sie fragte mich, ob ich sicherheitshalber erst das Geld holen könne.«
    »Wozu braucht sie das Geld?«, fragte mein Vater.
    »Sie hat es nicht gesagt.«
    »Wie haben Sie sie in Ägypten zum Mitkommen bewegt?«
    »Ich habe ihr Drogen versprochen.«
    »Sie will mehr Drogen, ja?«
    »Ich glaube schon.«
    »Wird sie abhauen oder wird sie uns helfen? Welche Garantie haben wir?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ist sie immer noch mit Heath zusammen?«
    »Ich denke schon.«
    »Hat sie ihn besucht?«
    »Noch nicht.«
    Das reichte! Ich drängte mich an Preston vorbei und lief den Gang entlang zum Empfangsbereich. »Wo ist das Wartezimmer?«, fragte ich die Krankenschwester hinterm Tresen.
    »Erste Tür links, dann bis zum Ende des Ganges, hinter der Doppeltür rechts, die Treppe runter, dann ist es die zweite Tür rechts.«
    Nach der ersten Hälfte dieser Wegbeschreibung stellte meine Wahrnehmung den Dienst ein. Ich würde einfach weibliche Desorientierung vorschützen und unterwegs nachfragen.
    »Wo ist das Wartezimmer?«, fragte ich hinter der Doppeltür.
    »Da entlang, bis zum Schild«, sagte der Arzt.
    Als ich hineinging, saß sie auf einem Plastikstuhl, trank eine Dose Irn Bru und las in einer Frauenzeitschrift. Wie konnte sie jetzt in so einer bescheuerten Zeitschrift lesen?
    »Wie hast du dir das denn ausgerechnet?«, fragte ich. »Dass jede von uns einen

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