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Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Titel: Tod sei Dank: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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warten.«
    »Natürlich.«
    »Kann ich noch etwas für Sie tun?«
    Will konnte nicht mehr antworten. Er konnte nicht einmal den Kopf heben. Atmete er überhaupt noch?
    »Mr Marion? Ich fürchte, ich muss jetzt weitermachen.«
    »Natürlich«, sagte Will leise, stand langsam auf und ging aus dem Raum.
    Auf dem Rückweg zu Kays Zimmer beschleunigte Will seine Schritte. Er stieß die Tür so heftig auf, dass Georgie und Cynthia erschraken und Kay aufwachte.
    »Du nichtsnutzige Schlampe!«, schrie er und steuerte auf die immer noch kniende Cynthia zu. »Du verfluchte nichtsnutzige Schlampe!«
    »Dad!« Georgie stellte sich ihrem Vater in den Weg. Jetzt war er verrückt geworden. Er wollte ihre Mutter umbringen.
    »Hör auf, Dad!«, sagte Kay mit schwacher Stimme. »Was ist denn los? Wer ist das?« Sie entzog ihre Hand Cynthias Umklammerung. Wer war diese Frau? Warum kniete sie an ihrem Bett? Warum hielt sie ihre Hand?
    »Das?«, fragte Will und zeigte auf Cynthia. »Das ist die Frau, die euch im Stich gelassen hat, als ihr drei Jahre alt wart. Das ist die Frau, die lieber mit einem Dealer vögeln wollte, als sich um euch zu kümmern. Das ist die Frau, der Heroin und ein Schlägertyp wichtiger waren als wir. Das …« Will versuchte immer noch, sich aus Georgies Umklammerung zu lösen. Er wollte Cynthia wehtun. »Das ist die Frau, die ihre Organe ruiniert hat. Du hast sie ruiniert, Cynthia. Sie sind nutzlos für uns. Hau hier ab. Geh weg. HAU HIER AB!«
    Georgie lockerte ihren Griff. Sie und Will starrten Cynthia an, die jetzt neben Kays Bett auf dem Boden saß. Sie hatte aufgehört zu weinen. Auch wenn sie es nicht wusste, war ihr Gesicht außerstande, ihre wahren Gefühle zu verbergen. Sie konnte jetzt einfach abhauen. Sie hatte ihre Hilfe angeboten, hatte sich für die Seite der Guten entschieden, war selbstlos gewesen – so, wie sie es immer gewesen war –, und jetzt konnte sie gehen und ein bisschen entspannen und mit Heath reden. Er würde dafür sorgen, dass sie sich besser fühlte. Sie verdiente es, sich besser zu fühlen. Ob sie jetzt gleich aufstehen sollte? Oder ob sie zuerst noch ein wenig protestieren sollte?
    »Das kann nicht sein«, sagte sie. Sie hatte sich offenbar für Letzteres entschieden. »Ich muss doch irgendwie helfen können.«
    »Das kannst du nicht«, sagte Will. »Wir fahren wieder einmal besser ohne dich. Geh jetzt einfach.«
    Sie wandte sich der schweigenden Kay zu. Kays Gesichtsausdruck war freundlich, aber mehr auch nicht. Sie drehte sich zur Seite, damit Cynthia sie nicht länger anschauen konnte.
    »Du warst immer die Hübsche«, sagte sie und berührte Kays Haar.
    Georgie biss sich auf die Lippe.
    »Ich gehe dann mal«, sagte Cynthia.
    Die Mutter im gegenüberliegenden Zimmer sah zu, wie Cynthia den Raum verließ. Ihre Familien hatten nicht das Geringste gemeinsam.

[Menü]  
    Kapitel siebenundzwanzig
    Aus irgendeinem Grund sprang Will zur fünften Seite seines Notizblocks vor und schrieb etwas auf.
    Dafür gab es viele Gründe.
    Zunächst mal hatte er seine Eltern angerufen, um ihnen dafür zu danken, dass sie sich hatten testen lassen. Der Anruf war folgendermaßen abgelaufen:
MUTTER MARION: Das ist doch das Mindeste, was wir tun konnten. Ich hole deinen Vater an den Apparat.
VATER MARION: Wir haben nicht den passenden Gewebetyp, Sohn.
WILL: Was hast du gesagt?
VATER MARION: Ich sagte, wir haben nicht den passenden Gewebetyp, Sohn.
WILL: Ich habe gehört, was du gesagt hast.
VATER MARION: Warum hast du mich dann gebeten, es zu wiederholen?
WILL: Ich habe dich so dermaßen satt, Vater.
VATER MARION: Was hast du gesagt?
WILL: Ich sagte, ich habe dich so dermaßen satt, Vater.
Will legte auf.
    Kurze Zeit nach diesem Telefonat schlug er Georgie. Das war früher, als sie jünger gewesen war, schon ein paar Mal vorgekommen. Normalerweise hatte es sich um einen Klaps auf die Hand gehandelt. Der hatte sie so sehr erschreckt, dass sie in Tränen ausgebrochen war und gehorcht hatte, während es ihn viel stärker als sie bestraft hatte. Er hatte sich danach immer so schuldig und beschämt gefühlt, dass er alle elterlichen Grundsätze in den Wind geschlagen und Georgie mindestens eine Woche lang alles gewährt hatte, was sie haben wollte – so lange, bis sie allem Anschein nach vergessen hatte, was er ihr angetan hatte. Kay hatte er nie geschlagen. Sie hatte ihn auch nie so sehr herausgefordert wie Georgie.
    Aus irgendeinem Grund hatten diese körperlichen Züchtigungen weniger unangemessen

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