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Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Titel: Tod sei Dank: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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einen Bullen. Oder für einen Mittelklasse-Wichser, der gekommen war, um ihrem Leben etwas mehr Würze zu geben.
    »’tschuldigung«, sagte Will. »Ich möchte mit eurem Anführer sprechen.«
    Die Jungs lachten. Als ob sie einen Anführer hätten. Als ob sie nicht Scheißdemokraten wären.
    »Wir sind Sozialisten«, schrie einer der vielleicht siebzehnjährigen Jungs. »Du kannst mit jedem von uns sprechen.«
    Will kam ein Stück näher. Er war besorgt, dass eine Flasche in seine Richtung fliegen könnte. Oder ein Messer. Oder eine Kugel. »Ich will keinen Ärger«, sagte er. »Ich brauche nur eine Information, und ich möchte lieber nicht mit allen gleichzeitig sprechen.«
    Einer der Jungs trat vor. »Informationen sind teuer.«
    »Lass uns reden«, sagte Will und ließ kurz eine Zehnpfundnote zwischen seinen Fingern aufblitzen.
    Sie unterhielten sich in der Böschung am Flussufer. »Ich brauche einen Revolver«, sagte Will. »Bin bloß ein bisschen nervös und hätte gern einen für alle Fälle, verstehst du?«
    Der junge Mann brach in Gelächter aus. »Eine Knarre? Nimmst du mich auf den Arm? Woher soll ich wissen, wie man an eine verdammte Knarre kommt?«
    »Tut mir leid«, sagte Will, »ich dachte bloß …«
    »Ich weiß genau, was du gedacht hast, du arrogantes Arschloch. Und jetzt verpiss dich«, sagte der Junge und nahm die zehn Pfund.
    Hmm. Na gut, das war nicht ganz nach Plan verlaufen. Will beschloss, eine andere Richtung einzuschlagen. Er ging nach Hause, holte seinen Autoschlüssel und fuhr zum berüchtigsten Pub der Stadt. Der lag im East End und war als Stammlokal der Glasgower Unterwelt bekannt. Früher hatte Cynthia sich hier öfter mit Heath auf einen Drink verabredet. (»Er ist ein alter Freund, Will. Ich muss mir meine alten Freunde warmhalten«, hatte sie immer gesagt.)
    Der Pub sah aus wie ein überdimensionierter Schiffscontainer mit grauem Zementverputz. Will hatte Angst, als er hineinging, aber niemand drehte sich um oder hörte zu reden auf. In dieser Gegend waren Fremde beliebt.
    »’n Pint bitte«, sagte er so ruhig wie möglich. Er kippte es sich mit zitternder Hand hinter die Binde und bestellte ein zweites.
    Eine Gruppe von Männern mittleren Alters stand in einer Ecke und unterhielt sich mit ernsten Mienen. Sie sahen wie die Typen aus den Sopranos aus, bloß klappriger, narbiger und verhärmter. Er wartete, bis einer von ihnen aufs Klo ging, und folgte ihm.
    Vermutlich verstieß es gegen die Etikette der Unterwelt, Geschäftliches beim Pissen zu besprechen. Trotzdem beschloss Will, das Thema in Fluss zu bringen. »Wissen Sie, mit wem ich hier reden sollte?«, fragte er. Er war sehr zufrieden damit, so rätselhaft zu klingen.
    »Mit wem du willst«, sagte der Typ, ohne mit der Wimper zu zucken, schüttelte seinen Schwanz aus, machte den Reißverschluss zu und ging.
    Will kehrte zum Tresen zurück und orderte noch ein Pint. Als er sich hinreichend betrunken fühlte, fragte er die Barkellnerin (eine Frau um die fünfzig, mit gebleichten Haaren und orangefarbener Schminke): »Wissen Sie, wo ich eine Knarre herkriegen kann?«
    Die Barfrau sah ihn an, als wäre er ein Außerirdischer. »Nein«, sagte sie und ging ans andere Ende des Tresens, um eine Bestellung entgegenzunehmen.
    Scheiße, das lief gar nicht gut. Es war alles andere als leicht, an eine Schusswaffe zu kommen. Während er langsam sein Bier schlürfte, versuchte er, die nächste Möglichkeit – Waffengeschäft? Schützenverein? – ins Auge zu fassen, als ein etwa dreißigjähriger Mann sich neben ihn setzte. Er hatte eine Narbe, die vom rechten Ohr bis zur Lippe verlief, und hielt ein Glas Whisky in der Hand. »Was für eine soll es denn sein?«
    Überrascht von dem ebenso unmerklichen wie effizienten Informationsfluss an diesem Ort antwortete Will: »Handfeuerwaffe. Und Patronen. Hauptsache, sie funktioniert. Ich habe Bargeld dabei.«
    »Tut mir leid«, sagte der Typ. »Da kann ich dir nicht helfen.«
    Will sah zu, wie der Mann den Tresen verließ und an seinen Tisch zurückkehrte. Er seufzte, trank sein Bier aus und wollte gehen. Im Aufstehen fiel sein Blick auf einen Bierdeckel, auf den jemand mit blauer Tinte eine Telefonnummer geschrieben hatte.
    Sobald er im Auto saß, wählte Will die Nummer. »Hallo?«, fragte er. »Ich habe eben gerade mit jemandem im Pub gesprochen.«
    »Alexandra Park, direkt hinter dem Haupteingang, in einer Stunde«, sagte eine Männerstimme.
    Der Mann im Park war nicht der, dem er am Tresen

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