Tod sei Dank: Roman (German Edition)
abzusagen.
»Was hast du getan?«, fragte ich ihn. Er lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Asphalt. Als die Polizisten ihn unsanft über die Straße zerrten und in ihr Auto bugsierten, erzählte mir Preston so viel wie möglich über die Sache mit dem Drogendealer. »Wirst du mich besuchen?«, fragte er, als sie ihn auf den Rücksitz drückten.
Ich sagte Ja.
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Kapitel dreiundvierzig
Heath war seit einer Woche in seinem neuen Knast: Seine Verlobung mit Cynthia und ihre neue Adresse in Glasgow hatten die Verlegung beschleunigt. Jetzt war er also hier, saß an dem Tisch, der in seiner Zelle stand, und nagte an dem gefängniseigenen Kugelschreiber. Diesmal musste es ein richtig guter Antrag werden. Ein perfekter Antrag. Wenn er sie überzeugen konnte, käme er binnen einer Woche frei.
Es war nicht nur die Freiheit, die er im Mund schmecken und in der Luft riechen konnte, es war sie, seine Cynthia, die in dieser Stadt auf ihn wartete.
Sie hatte sich eine Sozialwohnung in Govanhill erkämpft. Nettes altes Mietshaus, nahe der Innenstadt, drei möblierte Zimmer. Nach der Hochzeit würde das ihre gemeinsame Wohnung werden. Sie würden ihre Musikinstrumente in eines der drei Zimmer stellen, und dann würden sie die alte Band zusammentrommeln, aber hallo! In das zweite Zimmer käme ein großes Doppelbett, wo sie es so oft und so fantasievoll wie möglich miteinander treiben würden.
Sehr geehrte Damen und Herren, begann Heath seinen Brief, dieses Jahr ist wirklich gut für mich verlaufen. Ich habe keine Drogen genommen. Ich habe zu der Frau, die ich liebe, zurückgefunden, und wir werden heiraten. Wir wollen gemeinsam in ihrer neuen Wohnung in Govanhill, Glasgow, leben. Vor allem ist mir klar geworden, dass ich falsch gehandelt habe. Im letzten Monat habe ich einen weiteren Kurs in Opferwahrnehmung absolviert, und der Mann, den ich umgebracht habe, hat nicht verdient, umgebracht zu werden, auch wenn er vermutlich eine Frau vergewaltigt und mein Heroin an Neunjährige verkauft hat. Und …
Nein, das war nicht gut. Solchen Quatsch hatte er früher schon geschrieben, und sie hatten seinen Antrag immer abgelehnt. Er brauchte etwas, was sie wirklich packen würde. Etwas, was ihnen vermittelte, dass er sich tatsächlich verändert hatte und jetzt keine Bedrohung mehr für die Gesellschaft darstellte.
Er dachte an einige seiner Knastkumpel, die es geschafft hatten. Womit hatten die den Ausschuss überzeugt? Einer hatte eine sterbenskranke Mutter, die pflegebedürftig war – das hatte geholfen. Ein anderer war gerade Vater geworden. Wieder ein anderer war so oft abgelehnt worden, dass sie ihn irgendwann hatten herauslassen müssen. Einer hatte jeden Kurs, der im Angebot war, dreimal besucht und war außerdem der »Gartenpartei« beigetreten – das waren die Jungs in den grünen Hemden, die sich um die drei Topfpflanzen im Knast kümmerten. Heath hatte seine Verlobung, aber sonst hatte er nichts.
Er musste nachdenken. Es musste doch irgendetwas geben, womit er sie überzeugen konnte.
»Jones!« Ein Offizier hatte seine Zellentür geöffnet. »Besuch.«
Heath wartete am Häftlingseingang zum Besucherbereich darauf, dass sein Name und seine Tischnummer aufgerufen würden. Neben ihm saßen elf weitere Insassen. Er sah Cynthia schon an Tisch sechs sitzen. Ganz schön weggetreten sah sie aus. Heath war neidisch: Er konnte es kaum erwarten, sich ernstlich und heftig die Kante zu geben.
»Marshall, Tisch drei!«, sagte der Wärter, und der betagte Sexualstraftäter Marshall steuerte auf seine treu ergebene Mutter an Tisch drei zu, die nichts von alldem glaubte.
»MacMillan, Tisch fünf!« Der gut aussehende Preston MacMillan machte sich auf den Weg zu seiner weinenden Mutter. Heath beobachtete den Jungen genau. Er war sehr hübsch und wirkte hier so fehl am Platz wie ein Fisch auf dem Trockenen. Damit nicht genug, blieb er auch noch an Cynthias Tisch stehen und redete mit ihr. Sie antwortete ihm. Woher zum Teufel kannten sich die beiden?
»Jones, Tisch sechs«, befahl der Beamte, und Heath schlenderte zu Cynthia hinüber. Er musterte, als er sich ihr gegenübersetzte und ihre Hand nahm, den hübschen MacMillan.
»Kennst du den?«, fragte Heath und zeigte auf Preston.
»Ja«, sagte sie. »Das ist der Privatdetektiv, der mich aus Ägypten zurückgeholt hat. Er ist ein Arschloch, Heath. In Kairo im Hotel hat er mich dazu gebracht, meine Unterhose auszuziehen, und dann hat er mich wie so ein perverser Gruseldoktor
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