Tod sei Dank: Roman (German Edition)
Warten, die Maschine, die Krankheit, es hatte sie verrückt gemacht.
Als sie fünf Stunden später zu Hause ankamen, hielt Will Georgie davon ab, ihrer Schwester die Treppe hinauf zu folgen. »Können wir miteinander reden?«
»In Ordnung.« Georgie holte sich ein Glas Wasser und setzte sich an den Küchentisch. »Lass uns über das Pro und Kontra von Georgie Marion sprechen. Sieht so aus, als wären die Kontras in der Überzahl.«
Scheiße. Will ließ sich auf seinen Stuhl fallen. »Ich kann es dir erklären.«
»Na, dann mach mal.«
Er hielt inne. Wie konnte er es erklären? »Ich war besoffen und bekifft«, sagte er.
»Guter Scherz. Genau wie Mum.«
»Das war nicht alles. Ich war wütend auf dich.«
»Hm-hm.«
»Georgie, du machst mich manchmal so wütend.«
»Dann bring mich doch um. Rette Kay.«
»Weißt du, warum du mich wütend machst? Das ist mir klar geworden, nachdem ich es aufgeschrieben hatte.«
»Lass mich überlegen. Ich bin schrecklich und gemein und unglücklich und egoistisch … Was stand da sonst noch?«
»Weil du recht hast.«
»Das hättest du als Pro auflisten sollen. Was immer das heißt.«
»Du hast recht. Ich bin ein nichtsnutziger Scheißkerl. Ich kriege den Arsch nicht hoch. Ich kriege nichts auf die Reihe. Kann mich nicht einmal entscheiden, in welchem Land wir Urlaub machen sollen. Also fahren wir nie ins Ausland.«
»Ja, und? Soll ich dich etwa bedauern? Dir helfen?«
»Nein, ich will, dass du weißt, wie sehr ich dich liebe. Vielleicht dreht sich dir der Magen um, wenn ich das sage, aber du bist der beste Freund, den ich auf der Welt habe. Ich habe dich und Kay gleich lieb. Aber du kennst mich. Du forderst mich heraus. Jeder Tag, den ich mit dir verbringe, ist ein Tag, an dem ich etwas über mich herausfinde. Normalerweise sind das Sachen, die ich nicht an mir mag, aber es ist richtig, dass du sie mir zeigst.«
Georgie hatte ihn noch nicht angesehen, aber er spürte, dass sie versöhnlicher wurde.
»Als deine Mutter uns verließ, hast du die ganze Wut auf dich genommen. Jemand musste es tun. Ich konnte nicht. Ich musste versuchen, mich um euch zu kümmern. Mehr noch, du hast dich um deine Schwester gekümmert. In Wahrheit ist sie viel verletzlicher als du. Geradliniger und nicht so launisch, aber ich kann mir genau vorstellen, wie du in zehn Jahren sein wirst. Was für großartige Sachen du dann machst und was für ein toller Mensch du bist. Und dass du ein prima Kumpel für mich sein wirst, Georgie. Aber niemand kann mich so sehr auf die Palme bringen.«
»Du bist ein Arschloch.«
»Ich weiß. Ein großes Stinke-Stinke-Arschloch.«
»Ein riesiges Stinke-Stinke-Arschloch.«
»Ich würde mich nie zwischen euch entscheiden. Ich würde euch niemals verletzen.«
Georgie sagte eine Weile nichts. »Kay braucht sie am meisten. Befiehl es ihr einfach und fertig.«
»Das kann und werde ich nicht tun. Sie würde es sowieso nicht zulassen. Verzeihst du mir, was ich getan habe?«
»Ja, ich verzeihe dir.«
»Versprichst du mir, dass du dir nie etwas antust?«
»Wenn du mir versprichst, nie wieder mein Tagebuch zu lesen.«
Während sie sich umarmten, flüsterte Will seiner Tochter zu: »Weißt du noch, wie wir früher über unser Urlaubsziel entschieden haben?«
»Bessie oben oder unten.«
»Hol deine Schwester.«
Will, Georgie und Kay saßen um den Küchentisch. Wills Hände lagen nebeneinander auf dem Tisch, Handflächen nach unten. Unter ihnen lag eine Fünfpfundnote.
Sie starrten alle auf seine Hände.
»Bessie oben oder unten?«, fragte er Kay.
»Sie soll wählen«, sagte Kay.
»Na gut. Georgie: Bessie oben oder unten?«
Georgie atmete tief ein, stützte das Kinn auf die Fäuste, atmete tief aus und starrte die Hände ihres Vaters an. »OBEN.«
Kay biss sich auf die Lippe. Georgie hielt die Luft an. Langsam hob Will seine zitternde Hand von der Fünfpfundnote.
Die Queen war nicht zu sehen. Sie lag mit dem Gesicht nach unten.
Kay würde die Niere bekommen.
»Nein«, schrie Kay. »Nein!«
»Doch«, sagte Georgie lächelnd. Sie ging um den Tisch und umarmte zärtlich ihre Schwester. »Doch, doch, doch, meine schöne Zwillingsschwester.«
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Kapitel fünfundvierzig
Am nächsten Tag ließ Will sich testen. Zunächst brauchte die Krankenschwester nichts als eine Blutprobe. Wie einfach es nach all dem Warten war, eine Krankenschwester etwas Flüssigkeit abnehmen und in ein Plastikfläschchen füllen zu lassen. Will sah zu, wie sie das Fläschchen
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