Tod sei Dank: Roman (German Edition)
beschriftete. Er war immer zuversichtlich gewesen, dass es keine Schwierigkeiten geben würde. Doch jetzt war er voller Furcht. Was, wenn er nicht geeignet wäre? Er warf dem Behälter mit Blut einen scharfen Blick zu: Überleg es dir zweimal, ehe du was Falsches machst, Kumpel.
Als er abends nach Hause ging, versuchte er, nicht mehr an die Sache zu denken. Wenn sein Gewebetyp kompatibel war, dann warteten noch etliche weitere Tests auf ihn: allgemeine gesundheitliche Verfassung, psychologisches Befinden. Er konnte es kaum abwarten, sie hinter sich zu bringen, auf einer Liege im Krankenhaus zu liegen und von zehn abwärts zu zählen, bis er eingeschlafen war. Wenn er aufwachte, würde Kay sich auf dem Weg der Besserung befinden. Er konnte sich um sie kümmern und seine restliche Energie darauf verwenden, Georgie zu helfen.
An diesem Abend sahen sich Will, Kay und Georgie eine seichte Filmkomödie an. Kuschelten sich auf dem Sofa aneinander, futterten Chips und hielten Händchen. Niemand erwähnte den Test. Stattdessen lachten sie bis etwa zur Mitte des Films. Dann ging es mit der Story wirklich bergab, und sie gingen ins Bett, um nicht zu schlafen.
»Will? Mr Jamieson hier.« Das Klingeln des Telefons hatte ihn geweckt.
»Guten Tag, ja?« Will blieb das Herz stehen.
»Können Sie zu mir ins Sprechzimmer kommen?«
Den Mädels sagte er nichts. Er duschte und zog sich an, so schnell er konnte, dann fuhr er ins Krankenhaus. Wie viele dieser qualvollen Wartezeiten würde er noch über sich ergehen lassen müssen? Wie viele davon würden schlechte Neuigkeiten mit sich bringen? Bestimmt nicht alle. Diesmal würden es doch bestimmt gute Nachrichten sein, oder?
Will setzte sich hin, als Dr. Jamieson ihn darum bat. Oje, der Typ pflanzte seinen Hintern auf die Schreibtischkante. Will war so nervös, dass sich unter seinen Armen und auf seiner Brust große Schweißflecken zu bilden begannen. Seine Hände zitterten.
»Ihr Gewebetyp …«
»Ja …?«, fragte Will. »Was ist damit?«
»Er passt nicht. Nicht einmal annähernd.«
Hatte er wirklich gerade diese Worte gehört? Er musste sie wiederholen, um sie richtig zu verstehen. »Er passt nicht einmal annähernd.« Er sprach mit monotoner Stimme.
»Das ist richtig.«
»Sind Sie sicher?« Will weigerte sich, zuzulassen, dass ein einziger Satz alles zunichte machte. Er glaubte noch nicht daran. Es konnte einfach nicht sein.
»Ich bin mir sicher. Um die Wahrheit zu sagen, Mr Marion … Ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll, aber …«
»Was ausdrücken?«
»Nachdem wir die Ergebnisse hatten, habe ich mir mal Ihre Akte angesehen …«
»Und?«
»Mir ist ein kleines Detail in den Unterlagen aufgefallen, etwas Merkwürdiges … Danach wollte ich Gewissheit haben …«
»Gewissheit über was? Sagen Sie es mir einfach.«
»Ihre Töchter haben beide schöne braune Augen.«
»Das weiß ich.«
»Ihre Frau hat blaue.«
»Ja, stimmt.«
»Sie haben blaue Augen.«
Will schwieg.
»Sind Sie sicher, dass Cynthia die Mutter ist?«
»Natürlich bin ich mir sicher. Ich habe gesehen, wie sie aus ihr herauskamen. Was um alles in der Welt wollen Sie mir sagen?«
»Um hundertprozentig sicher zu sein, habe ich einen weiteren Test durchführen lassen. Einen DNA – Test, auf die Schnelle. Will, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber …«
»Scheiße, sagen Sie es einfach.«
»Zwei blauäugige Eltern können keine braunäugigen Kinder haben.«
»Was?«
»Tut mir leid, aber das ist genetisch unmöglich. Und der DNA – Test hat es bestätigt. Mr Marion, es tut mir sehr leid, aber Sie sind nicht der biologische Vater der beiden Mädchen.«
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Kapitel sechsundvierzig
Es war, als ob man ihm gesagt hätte, dass sein Kopf einem anderen gehöre. Diese Neuigkeit brachte alles in ihm zum Frösteln. Sie hatte ihn mit der Wucht eines basketballgroßen Hagelkorns getroffen, aber sie ergab keinen Sinn.
»Das ist lächerlich.«
»Das ist eine Tatsache. Ich kann Ihnen die Testergebnisse zeigen.«
»Nein! Ich bin ihr Vater. Sie sind meine Töchter. Sie sehen sogar so aus wie ich. Schauen Sie sich diese Nase an!« Will packte wütend seine Nase und wackelte mit Daumen und Zeigefinger an ihr herum. »Sie haben meine Nase!«
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Haben Sie gehört, wie Kay lacht? Sie lacht auf genau die gleiche Weise wie ich. Ein bisschen piepsig. Hihihi!«
»Soll ich Ihnen ein Glas Wasser bringen?«
»Ob Sie mir ein Glas Wasser bringen sollen?
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