Tod sei Dank: Roman (German Edition)
untenrum untersucht. Ich mag ihn nicht.«
»Ich mag ihn auch nicht«, knurrte Heath, und seine grauen Zellen ratterten, soweit das bei einem Intellekt wie seinem überhaupt möglich war.
An dem Tisch hinter ihnen saß Preston MacMillan mit seiner Mutter und fragte sich dreierlei.
Wer war dieser Schlägertyp, den Cynthia besuchte?
Wann würde er den anderen Neuankömmling wiedersehen? Der Bursche war zur selben Zeit wie Preston an der Gefängnisaufnahme eingetroffen und hatte sich in der Hundebox neben ihm umgezogen. Interessant geformter Rücken, wie bei einem Schwimmer. Nachdem sie sich die Gefängniskluft angezogen hatten, waren sie gemeinsam in den Untersuchungstrakt geführt worden. Der Mann am Empfangstisch hatte Preston eine Zelle auf der Ebene drei zugewiesen und dem anderen eine auf Ebene zwei. Ob sie sich bei den Mahlzeiten begegnen würden? Ob sie zusammen Sport machen würden? Welche Art von Andenken ließe sich wohl an einem Ort wie diesem ergattern? Und wo könnte er es verstecken?
Drittens und letztens fragte sich Preston, ob seine Mutter jemals zu quatschen aufhören würde. Es ist alles meine Schuld, ich war eine schlechte Mutter, ich kann dich nicht auch noch verlieren! Ach, Preston, was soll ich nur tun?
Er blendete seine Mutter so gut wie möglich aus und versuchte zu hören, was Cynthia gerade zu der fiesen Schlägerfresse sagte. Er bekam nur so viel mit:
HEATH: Außer dir sind mir alle anderen egal.
CYNTHIA: Sie sahen so krank aus.
HEATH: Und was ist mit uns? Findest du, dass es uns gut geht?
Als die Gefangenen wenig später in ihre jeweiligen Trakte zurückgeführt wurden, schlängelte sich Preston neben Heath und fragte: »Du kennst also Cynthia Marion?«
»Woher kennst du sie denn?«, fragte Heath.
»Ihre Tochter ist eine Freundin von mir. Ihr scheint über sie gesprochen zu haben.«
Heath blieb wie angewurzelt stehen: »Du belauschst meine Gespräche?«
»Ich glaube schon.«
»Hör zu: Melde dich heute Nachmittag zum Haareschneiden an. Ich erzähle dir dann alles, was ich weiß.«
Der Bereich, in dem die Haare geschnitten wurden, lag in einem Unterrichtsraum gegenüber Abteilung B. Auf ungefähr zwanzig Tischen standen Plastikköpfe mit Perücken. Alle Gerätschaften wurden unter strenger Überwachung durch den diensthabenden Beamten ausgeteilt: Scheren, Kämme, Bürsten, Föhns, Haarfärbemittel, Blondierungsmittel, Schneidemaschinen.
Preston saß auf einem Stuhl neben Heath und hörte zu. Der Beamte versuchte derweil, so machomäßig wie möglich zu wirken, während er die Grundregeln des Friseurhandwerks erklärte.
»Und woher kennst du meine Verlobte?«, fragte Heath, während sie den Anweisungen zum Waschen und zur Kopfmassage folgten.
»Ich kenne sie eigentlich nicht richtig.«
»Ihr habt euch nie in einem Hotel in Kairo getroffen?«
»Wir haben uns an einem Strand in Dahab getroffen.«
»Und in einem Hotel in Kairo?«
»Sag mal, wie war doch gleich dein Name?«, fragte Preston. »Verdammte Scheiße«, sagte Heath mitten in seinem Versuch, die blonde Perücke auf dem Plastikkopf, der vor ihm stand, mit Behandlungspunkt Nummer eins zu traktieren. »Ich habe mich verletzt.« Irgendwie hatte er es geschafft, sich in den Finger zu schneiden.
»Warten Sie hier«, sagte der Beamte, beunruhigt durch den Blutstrahl, der aus Heaths Finger schoss. »Ich hole den Erste-Hilfe-Kasten.«
Sobald sie nicht mehr beaufsichtigt wurden, packte Heath Preston mit einem Würgegriff, knallte dessen Gesicht vornüber auf den Tisch und bohrte ihm ein Knie in den Rücken. In der anderen Hand, mit der er sich jetzt Prestons Kopf näherte, hielt er die Haarschneidemaschine.
»Du hast meine Verlobte gefickt?«, fragte er und stellte die Maschine an.
»Nein!«, sagte Preston.
Heath rasierte fein säuberlich einen Streifen durch Prestons Haar, vom Nacken bis zur Stirn.
»Erzähl mir, was du getan hast.«
»Sie hat mich bloß gebeten, da anzufassen.«
Heath fing an, einen zweiten Streifen links von dem anderen zu rasieren.
»Ich mag es nicht, wenn Leute lügen.«
»Ich lüge nicht.«
»Du nennst sie eine Lügnerin?«
Der dritte Streifen war fertig. Heath fand Gefallen an seinem Werk, das wie immer von großer Sorgfalt gekennzeichnet war. Aber es erfüllte seinen Zweck nicht. Er drehte Preston um, so dass der ihm das Gesicht zuwandte, hielt mit einer Hand fest dessen Hals umschlossen, packte den Föhn, zwängte Prestons Mund mit den Fingern auf und presste ihm die große Düse in den
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