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Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Titel: Tod sei Dank: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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vor, Cynthia wiederzusehen. Er stellte sich vor, noch ein Jahr in diesem Drecksloch verbringen zu müssen. »Hast du einen Stift?«
    Will gab Heath den Stift und fing an, ihm die Worte zu diktieren, die er sich im Kopf zurechtgelegt hatte, wobei er es sorgfältig vermied, wie jemand zu klingen, der halbwegs was in der Birne hatte.
Ich habe gerade herausgefunden, dass ich zwei Töchter habe. Bis heute wusste ich nichts von ihnen, und jetzt bin ich überglücklich. Es sind Zwillinge. Sie sind sechzehn Jahre alt. Sie haben noch ihr ganzes Leben vor sich, aber sie sind sehr krank. Beide werden an einer Nierenerkrankung sterben, wenn ich nicht freikomme und ihnen helfe. Ich will ihnen helfen, um all das Schlechte, was ich getan habe, wiedergutzumachen. Ich will Kay eine Niere spenden, weil sie die kränkere der beiden ist. Sie ist ein sehr liebes Mädchen. Der Mann, der sich um sie gekümmert hat, heißt Will Marion. Er hat mich besucht und mir die Neuigkeit überbracht. Mir ist jetzt klar geworden, dass ich Verantwortung trage – und auch tragen will. Ich möchte Kay das Leben retten, aber vor allem möchte ich den beiden Mädchen endlich ein Vater sein. Jetzt hat mein Leben einen Sinn, und ich habe einen Grund, drogenfrei und gesetzestreu zu leben.
Ich habe mich im letzten Jahr gut verhalten. Ich werde langsam alt. Ich möchte mein Leben ändern. Ich möchte ein guter Mensch sein. Ich möchte das, was ich getan habe, wiedergutmachen.
Ich werde sofort auf meine Eignung als Spender getestet. Außerdem will ich mich als Spender registrieren lassen, sobald ich diesen Brief beendet habe – für den Fall, dass mir etwas zustößt, ehe ich die Gelegenheit habe, lebend zu spenden. Wenn Sie mich freilassen, werde ich eine junge Frau retten. Wenn Sie mich freilassen, werde ich eine Zeit lang im Krankenhaus liegen und nicht imstande sein, eine Straftat zu begehen. Aber das habe ich sowieso nicht vor. Ich bin jetzt Vater.
HEATH JONES
    Will nahm Heath den Brief aus der Hand, sobald der ihn beendet hatte, und faltete ihn. »Wir werden den Brief jetzt gleich zur Direktorin bringen. Sie hat zugestimmt, dass wir ins Büro gehen, die Tests organisieren und du dich per Internet als Spender registrieren lässt.«
    Heaths Gesichtsausdruck zeigte Verärgerung. Er setzte schnell wieder seine Miene scheinbarer Hilfsbereitschaft auf und sagte: »Gut, dann los.«
    Es stimmte, dass Will die Sache mit der Direktorin vorbereitet hatte. Er hatte vor seinem Besuch angerufen, die Situation erklärt und gefragt, ob Heath sofort auf seine Eignung als Spender getestet werden könne. Er hatte außerdem argumentiert, dass Gefängnisse gefährliche Orte seien. »Wenn ihm etwas widerfährt, muss er als Spender registriert sein.« Die Direktorin, deren betagte Mutter selbst zur Dialyse ging, hatte Verständnis gezeigt und dem kurzfristig beantragten Besuch zugestimmt. Sie hatte bereits dafür gesorgt, dass der Gefängnisarzt die notwendigen Tests vorbereitete, und sie wusste, wie man sich im Internet registrierte. »Er muss natürlich in alles einwilligen«, hatte sie gesagt.
    »Das wird er bestimmt.«
    Will half Heath dabei, sich im Büro der Direktorin per Internet zu registrieren. Der abgebrühte Schläger gab sich gegenüber der Frau, die ihm bei seiner Freilassung helfen konnte, so herzig, wie er nur konnte. Er wischte sich sogar eine imaginäre Träne aus dem Auge, als er über seine neu entdeckte Vaterschaft sprach. Als sie fertig waren, fragte er Will, ob er ein Foto der beiden Mädchen haben könne.
    Will, der ihm eigentlich keines geben wollte, überlegte, ob der Anblick ihrer hübschen Gesichter Heath vielleicht dabei helfen könnte, irgendein Gefühl zu empfinden und sein Versprechen einzulösen. »Das hier kannst du haben«, sagte Will und reichte ihm ein Foto, das die beiden Mädchen am Strand von Arran zeigte. Sie standen mit hochgerollten Jeans barfuß am Meer, hatten die Arme umeinander gelegt und lächelten über das ganze Gesicht.
    Hmm, dachte Will, als er einen letzten Blick auf das Foto warf, ehe er es aus der Hand gab: Auf dem hier lächelt Georgie ja doch.
    »Wann wird der Ausschuss zusammenkommen?«, fragte Will die Direktorin.
    »Morgen«, sagte sie.
    »Und was passiert, wenn der Antrag angenommen wird?«
    »Das hängt von uns und den Sozialarbeitern ab. Wenn alle Punkte geklärt sind – eine angemessene Unterkunft, Drogenberatung, Anti-Aggressions-Training und was von den Sozialarbeitern und dem Bewährungsgericht sonst noch für

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