Tod sei Dank: Roman (German Edition)
seine Entlassungspapiere und Habseligkeiten aus und führte ihn zur Vordertür.
Jedes Mal, wenn Heath freigekommen war, hatte er sich mit einer besonderen Nacht belohnt, ehe er nach Hause zu seiner Liebsten gegangen war. In diesen Nächten war immer etwas los gewesen. Etwas Gutes. Etwas Amüsantes. Die Art von Ereignissen, von denen er zehrte, wenn er monatelang auf seiner Gefängnispritsche lag und vor sich hin träumte. Diesmal gab es noch ein weiteres Element, auf das er sich freuen konnte: Die Tatsache, dass das erste Kapitel dieser Nacht mit seinen beiden neu gefundenen Töchtern zu tun haben würde, erregte ihn so sehr, dass er auf dem Weg zum Schnapsladen fast zu rennen anfing.
Mit der Festtags-Whiskyflasche in der Hand bestieg Heath zusammen mit drei anderen frisch Entlassenen den Bus in die Stadt. Der nächste Bus, den er nahm, brauchte vierzig Minuten bis zu seinem Ziel. Als Heath vor dem Haus der Marions eintraf, war seine Whiskyflasche leer.
Er hatte erst eine Minute vor dem Haus gestanden, als eines der Mädchen mit seinen Schlüsseln und einer Tasche herauskam. Das war also eine seiner beiden Töchter, welche auch immer. Hmm, dachte er. Wohin sie wohl ging? Er schritt schnell aus, um sie einzuholen. Jetzt war er nur noch einen Schritt hinter ihr, was sie veranlasste, sich umzudrehen. Sie warf ihm einen prüfenden Blick zu und wandte sich wieder um. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wer er war.
Er stand an der Bushaltestelle neben ihr und musterte sie. Das also war es, was er mit seinen überaus vorzüglichen Spermien zustande bringen konnte. Nicht übel. Sah ein bisschen finster und kränklich aus, aber nicht übel. Vermutlich liefen irgendwo da draußen mindestens fünf andere von denen herum. Er fragte sich, ob sie alle blond wären und – wenn man so sagen konnte – eine hervorragende Figur hatten.
Im Bus setzte er sich auf die Bank hinter ihr. Sie war ein komisches Mädchen, starrte die ganze Zeit ausdruckslos vor sich hin. Als sie in der Innenstadt ausstieg, stieg auch er aus.
Sie ging in eine Kneipe in Merchant City, dem alten Marktbezirk von Glasgow. Oh, die andere war auch dort. Ganz ähnlich, aber viel hübscher und irgendwie weicher. Sie setzten sich an einen Ecktisch und bestellten bei der Kellnerin zwei Wodka-Tonic.
»Hast du etwas von Papa gehört?«, fragte die Hübsche.
Papa. Heath berührte das Wort mehr, als er erwartet hatte. Er war ein Papa! Ihr Papa. Diese beiden interessanten Mädchen waren seine Töchter. Er lächelte und trank einen Schluck von seinem Bier.
»Nein. Ich kann ihn nicht erreichen«, sagte die andere. »Das Ganze ist eine Tortur. Muss ein Albtraum für dich sein.«
»Heute dachte ich, dass ich mich verlieben würde«, fügte die finster Wirkende hinzu.
»In wen?«
»Diesen Detektiv. Er hat mich verfolgt. Jetzt ist er im Gefängnis. Ich habe ihn heute früh besucht.«
»Warum ist er im Gefängnis?«
»Weil er einen Dealer erstochen hat.«
»Du meine Güte. Klingt ja wie der perfekte Mann für dich, Georgie.«
»Ich weiß. Ich muss verrückt geworden sein. Aber ich fand ihn faszinierend und irgendwie schwer zu fassen. Ich glaube, dass er von mir besessen war. Niemand war jemals von mir besessen. Ich fand es schmeichelhaft. Was bin ich bloß für ein Mensch, dass ich mir einen Stalker wünsche!«
»Natürlich sind wir verrückt, was denn sonst? Wir haben Ablenkungen bei Gott dringend nötig. Ich fühle mich nur noch schrecklich.«
Die Finstere ist also Georgie, dachte Heath. Seine Niere war für die Hübsche, für Kay. Er fragte sich, was sie wohl von ihm halten würden. Ob sie ihn mögen würden? Ihm zum Vatertag Geschenke machten?
»Ich weiß. Geht mir auch so«, sagte Georgie.
»Was wird deiner Meinung nach passieren?«, fragte Kay.
Georgie nahm ihre Hand, sah ihr in die Augen und sagte: »Ich glaube, dass Dad absolute Spitze sein wird und du so gut wie neu. Und dass ich auch bald eine bekommen werde und wir nach Arran in die Ferien fahren, um das Ganze zu feiern!«
»Arran? Ich dachte, du hasst Arran.«
»Das dachte ich auch immer …«
»Entschuldigung.« Zu seiner eigenen Überraschung beugte sich Heath plötzlich schwerfällig über ihren Tisch. »Ich habe gerade gehört, dass ihr Arran mögt. Ich habe einen Cousin zweiten Grades, der da lebt.«
»Entschuldigung, aber wir führen hier ein privates Gespräch«, sagte Georgie und warf ihm einen strengen Blick zu.
»Na klar.« Zum ersten Mal, seit dieser eine Staatsanwalt ihm gesagt
Weitere Kostenlose Bücher