Tod sei Dank: Roman (German Edition)
Schlampen
Er spürte förmlich die Erleichterung in seinen Eiern. Er fühlte sich glücklich und zufrieden. Das Einzige, was ihn noch glücklicher machen würde, war die Liebe seines Lebens, seine zukünftige Frau, die obendrein noch Heroin für ihn bereithielt.
Ah.
In dieser Nacht lief alles gut. Jetzt konnte Heath richtig feiern. Er musste sich keine Sorgen über das dumme Versprechen machen, das er der Schwuchtel und dem Bewährungsausschuss gegeben hatte. Er nahm ein Taxi nach Govanhill und ging durch das dreckige Treppenhaus in die dreckige Wohnung, die sie für seine Entlassung vorbereitet hatte.
Die Tür war unverschlossen. Er ging durch die Diele ins Wohnzimmer und betrachtete sie. Die Liebe seines Lebens. Die aufregende, gefährliche Cynthia.
»Was zum Teufel hast du dir angetan?«, fragte er. Sie lag ausgestreckt auf dem Sofa und trug ein T-Shirt und eine alte graue Unterhose.
»Heath!«, sagte sie. »Komm her!«
Er setzte sich neben sie. Himmel, wenn sie die Kohle reinbringen sollte, dann waren sie am Arsch. Zumindest musste er den Preis senken.
»Hast du Stoff bekommen?«
»Hab ich. Hab ich, Schatz. Aber du hast so lange gebraucht! Wo bist du gewesen?«
Scheiße, sie hatte den ganzen Stoff aufgebraucht.
»Du hast alles genommen?«
»Tut mir leid, Schatz. Nein, ich habe es nicht angerührt. Will hat es mitgenommen. Wo bist du gewesen?«
»Will hat es mitgenommen?«
»Ja, er war heute Vormittag hier. Hat es einfach mitgenommen. Ich soll dir sagen, es sei seine Versicherungspolice.«
»Mach die Augen auf«, sagte er und packte sie am Kinn. »Scheiße, mach die Augen auf. Wie kannst du dich mit geschlossenen Augen entschuldigen?«
Sie strengte sich mächtig an, und ihre Augen öffneten sich ein wenig.
»Ich bitte dich um einen einzigen Gefallen. Einen einzigen!« Er stieß ihren Kopf von sich, stellte sich über sie und schnallte seinen Gürtel ab. Dann schlug er mit dem Gürtel auf sie ein. Jetzt wirkte sie schon viel reumütiger.
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Kapitel einundfünfzig
Will hatte sich bei der Direktorin erkundigt und wusste, dass Heath zwei Tage nach seinem Besuch entlassen worden war. Morgen würden sie sich also treffen. Bis dahin ging er seinen beiden Mädels aus dem Weg und vertrieb sich die Zeit im Hotelzimmer mit Nachdenken. Er rief sie an, damit sie sich keine Sorgen machten. Sagte ihnen, dass die Testergebnisse immer noch auf sich warten ließen, dass es keine Neuigkeiten gebe und er in der Zwischenzeit mit Si abhinge. Sie schienen sich für ihn zu freuen. »Gönn dir eine Auszeit«, hatte Georgie gesagt. »Wir versuchen dasselbe. Heute gehen wir in die Stadt, und morgen fahren wir an den Strand.«
Als sie weg waren, schaute er bei Cynthia vorbei und nahm ihr das Heroin ab, das sie für Heath gekauft hatte. So konnte er sicher sein, dass Heath wie geplant zu ihm nach Hause kommen würde. Dann schlich er sich ins Haus und durchwühlte eine alte Kiste mit DVDs, bis er die fand, die Cynthia ihm vor vielen Jahren geschickt hatte. Zurück im Hotelzimmer schenkte er sich ein Glas Wein ein und spielte die DVD ab.
Es ist Morgen, die Badezimmertür ist geöffnet. Will steht vor dem Klo und pinkelt. Wie immer quetscht er bei dieser morgendlichen Verrichtung einen Furz aus seinem leicht behaarten Hintern, der den Pissestrahl kurz unterbricht.
Er sitzt vor der Glotze und zappt sich durch die Kanäle. Die Babys weinen, aber er scheint es nicht zu bemerken.
Er sagt: »Hallo, Hübsche!«
»Was liebst du an mir?«, fragt sie hinter der Kamera.
»Ähm …«, sagt er. »Alles.«
»Nein, was ist es genau, im Besonderen?«, fragt sie.
»Alles an dir. Du bist klasse«, sagt er.
Er stellt die Musik leiser, dann etwas lauter, dann etwas leiser.
Er liest das Feuilleton, nickt erst und schüttelt dann den Kopf.
»Hallo, Hübsche!«, sagt er.
»Sprich mit mir«, sagt sie. »Erzähl mir was.«
»Ähm … worüber würdest du denn gern sprechen?«, entgegnet er. »Was würdest du mir gern erzählen?«
Neuerliches Zappen vor der Glotze.
Neuerliches Furzen.
Wie oft sah er sich den Film an? Ein Dutzend Mal? Es war Morgen geworden, ehe er dachte, dass er vielleicht aufhören sollte.
Es war Morgen geworden, ehe er erkannte, dass das nicht mehr er war: dieser unentschlossene Mann, dieses angstvolle, formbare Stück Untätigkeit.
Es war Morgen. Die Mädels hatten gesagt, dass sie heute einen Ausflug an den Strand machen wollten.
Zeit, sich anzuziehen.
Zeit, zu handeln.
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Kapitel zweiundfünfzig
Kay
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