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Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Titel: Tod sei Dank: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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und ich hatten uns mit Graham in der Stadt am Bahnhof verabredet. Von dort wollten wir gemeinsam nach Largs aufbrechen, zu einem Tag mit Frischluft und ohne Krankenhäuser. Ich war einen Straßenblock von zu Hause entfernt, als mir einfiel, dass ich das spezielle Handy für Anrufe des Krankenhauses vergessen hatte. »Ich laufe zurück und hole es. Weißt du was, wir treffen uns in der Stadt. Ich rufe dich vom Zug aus an«, sagte ich.
    Dass etwas Ungewöhnliches passiert war, wusste ich, sobald ich die Tür geöffnet hatte. Ein Knall aus dem Büro. Unsere Post, die über den Flur verstreut lag. Papa war bei Si in Edinburgh. Kay war auf dem Weg zum Bahnhof.
    Ein Fremder befand sich im Haus.
    Ich ging in die Küche, zog leise das größte Messer aus dem Holzblock und warf einen Blick auf das Telefon in der Diele: Das Unterteil war da, aber der Hörer fehlte. Wo zum Teufel war das Telefon? Ich schlich auf Zehenspitzen zum Büro.
    Die Tür war einen Spaltbreit geöffnet. Ich spähte hinein. Der Mann aus dem Pub gestern wühlte in den Papieren auf dem Schreibtisch meines Vaters herum.
    Ich öffnete die Tür.
    »Wer bist du?«
    Der große Klotz drehte sich zu mir um und grinste. »Oh, hallo. Du bist Georgie, stimmts?«
    »Wer zum Teufel bist du? Was machst du in meinem Haus?«
    Er kam auf mich zu, ohne sich durch das Messer in meiner Hand im Geringsten einschüchtern zu lassen. »Na, na. Warum gibst du mir das nicht einfach?«, fragte er.
    Meine Hand schloss sich fest um den Messergriff. »Raus aus dem Haus, oder ich steche zu.«
    Er kam weiter auf mich zu, bis die Messerspitze seinen Brustkorb berührte.
    »Du willst wissen, wer ich bin?«
    »Ich will, dass du abhaust, sonst ramme ich dir das hier ins Herz.«
    »Ich heiße Heath Jones. Und mein Herz ist auf der anderen Seite des Brustkorbes.«
    Mein Griff lockerte sich. Ich bewegte das Messer nach rechts. Heath Jones. Der Liebhaber meiner Mutter. Natürlich. Hinter all dem Gesichtsschwabbel steckte der Mörder, den ich in dem Zeitungsartikel gesehen hatte.
    »Was willst du?«
    »Ich will meinen Stoff.«
    »Welchen Stoff?«
    »Heroin. Drogen. Die Schwuchtel hat es deiner Mami geklaut. Es gehört mir.«
    Ich ging zu dem Aktenschrank und sah unter G wie Geld nach. Ich griff nach dem Umschlag für Notfälle. Ich gab ihm das Geld und sagte: »Ich habe keine Drogen. Das ist alles, was wir an Geld haben. Nimm es und geh.«
    Er steckte den Umschlag in die Hosentasche, aber er ging nicht. Er kam grinsend auf mich zu.
    »Ich habe gesagt, dass du gehen sollst!«
    »Na, na, kein Grund, mürrisch zu sein. Warum bist du so mürrisch? Das musst du von deiner Mutter haben.«
    »Raus hier!«, schrie ich, aber mein Griff um das Messer hatte sich schon wieder gelockert. Meine Hände schwitzten. Ich sah mich im Zimmer um – wo war das Telefon? Ich musste die Notfallnummer wählen.
    »Du willst, dass ich dir sage, wer ich bin – wer ich wirklich bin.«
    »Das ist mir scheißegal. Ich will nur, dass du gehst. JETZT!«
    »Ich bin dein Papa, Georgie. Willst du deinen Papa nicht umarmen?«
    »Hau ab«, sagte ich, ohne auf den Schwachsinn zu hören, den er laberte.
    »Nö, lieber nicht«, sagte er und packte das Messer so schnell, dass ich es kaum mitbekam. Dann drückte er mich an die Wand. Das Messer war jetzt auf meinen Brustkorb gerichtet und sein Arm presste gegen meine Kehle. Ich bekam keine Luft mehr. Ich trat so fest wie möglich zu, aber er schien es nicht zu bemerken. Ich zog an seinen Haaren. Ohne Resultat. Mehr ging sowieso nicht. Mein Gehirn schaffte es nicht mehr, Befehle an die Gliedmaßen weiterzuleiten. Meine Augen traten hervor. Er sah direkt hinein. Meine hervortretenden Augen schienen ihm zu gefallen.
    »Es stimmt. Ist das nicht komisch? Ich bin dein Vater.«
    »Schwachsinn!« Das Wort war kaum zu hören. Herrje, er brachte mich um. Ich würde sterben. Das ganze Zimmer verschwamm. Ich schaffte noch einen weiteren Tritt, direkt in die Eier. Er zuckte ein bisschen zusammen, aber das war alles.
    »Es stimmt, kleine Georgie. Ich habe es selbst gerade erst erfahren. Ich bin überglücklich. Ich bin dein Papa!«
    »Schwachsinn!«, krächzte ich. Ich wusste, dass dies das letzte Wort sein würde, dass ich zustande brächte.
    »Es stimmt«, hörte ich jemanden sagen, als alles sich zu verfinstern begann. Aber diese zwei Wörter kamen nicht von dem Typen, der mich gerade umbrachte.
    Sie kamen von dem Mann, der im Türrahmen stand.
    Meinem richtigen Vater.
    Will

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