Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
Vom Netzwerk:
Hals.
    Beim zweiten Rennen ging's schon los.
    »Du kannst dieses Pferd doch nicht als Bankpferd setzen. Der kommt oder er springt.»
    Sagt jedenfalls der Oberpresseminister und deutet im Programmheft auf Inchee.
    »Inchee«, was für ein Name! Also wenn ich nicht Lotto spielen würde ...
    Gerti sagt: »Die Indianer kommen nicht, um zu siegen, sondern um schönes Rennen zu fahren.« Sie hatte jetzt schon zwanzig Minuten ihren Labskaus immer wieder durch die Gabel gedrückt.
    »Siegt er nun oder nicht?«, fragt Jan. Gerti sagt gar nichts mehr, sondern drückt sich nur die Haarsträhnen aus dem Gesicht.
    Dann zieht die Comtessa eine Art Holzkamm mit fehlenden Zähnen aus ihrer Kunstlederhandtasche. Sie nimmt noch mal den Labskausteller, harkt das Ganze ordentlich durch und sortiert die Rote-Bete-Stücke auf die kleinen Hügel aus Brei. Dann murmelt sie irgendetwas.
    Labskaus! Bei Kaffeesatz wär’s ja kein Wunder, denn Trainer dopen die Pferde sogar mit Kaffee, genauer gesagt mit Kaffeesatz. Das Zeug bringt sie mächtig in die Gänge. Ist zwar verboten, aber wie heißt es immer: Hart ist das Leben auf der Bahn. Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Ich bin nicht dafür. Wo soll das hinführen, wenn die Gäule kaffeebesoffen durch das Ziel torkeln?
    Die Comtessa beginnt vor Aufregung zu schnattern und starrt auf ihren Teller. »Da ... da ... das ist es«, sagt sie. Wir sehen hin. Ich kann nur die Reste von einem Matjesschwanz erkennen, der aus einem Häufchen ragt. Hermann sagt »Ach so« und blättert wieder in seiner Rennzeitung.
     
    Endlich das Rennen mit Run-Run. Jan füllt bereits seine Scheine aus, da traben die Gespanne zur Parade an den Tribünen vorbei.
    »Diesmal hat Run-Run nun wirklich keinen Gegner im Feld«, sagt der Oberministerpressesprecher.
    »Irgendwann bleibt er stehen«, sagt Jan.
    »Klar«, sagt der Oberministerpressesprecher und schaut Jan grinsend in die Augen.
    »Nur nicht in diesem Rennen«, und deutet auf Run-Run, der gerade an der Tribüne vorbeischwebt.
    »Schau dir nur seine Form an«, sagt der Politiker und stößt Hermann an. »Der hat Rollschuhe unter den Hufen.«
    Hermann, der Experte, nickt vielsagend, sagt: »Hmmh.«
     Er füllt seinen Zettel aus. Alle sehen ihn schreiben: Run-Run auf Platz »Eins«.
    Er grummelt: »Steward und Max Hedevang als Bankpferde, und lass mal sehen, wen schieben wir?«
    Hermann steckt die Nase in den »Starter«. So heißt hier die Zeitung mit den wirklich wichtigen Informationen.
    Der Minister beginnt wieder, Jan zu bearbeiten.
    »Also das kannst du nicht machen. Warum, verdammtnochmal, wirfst du dein Geld weg, häh?«
    Ja, das stimmt schon. Geld sollte man gut behandeln und unter die Leute bringen, dann kommt es auch gern wieder zurück. Aber Wegwerfen … das mag es nun wieder nicht.
    Jan sieht ihn aus wässrigen Augen an und sagt: »Das ist mein System.«
    Der Politiker sagt: »Geld wegwerfen? Und wo bist du gelandet mit deinem System? Kannst du doch vergessen. Schmier einen Hunderter auf Run-Run und dann setzt du die richtigen Pferde auf Zwei und Drei, kann gar nichts schief gehen und an dein Geld kommst du auch.«
    So geht es hin und her. Dann sagt die Comtessa: »Die Ersten werden die Letzten sein.«
    Nach einer Viertelstunde hatten sie Jan soweit. Der Minister malt Jan in die Luft, wie er trotzdem auf ein hübsches Sümmchen kommt und lieber warten soll, bis Run-Run einen miesen Tag hat.
    »Aber nicht, wenn dieses Pferd in der Hammelklasse läuft«, sagt der Minister und klopft auf den Tisch. Politiker haben wirklich was Tolles an sich. So ne Art natürlicher Autorität.
    Jan gibt klein bei und setzt Run-Run auf Platz Eins.
    Also muss nur Run-Run gewinnen, wie er bisher immer gewonnen hat. Eigentlich ganz einfach.
     
    Schließlich der Start. Das Licht in der Gaststätte zu den wirklich schönen Aussichten verlischt, damit wir auch gut verfolgen können, was draußen auf der Bahn vor sich geht.
    Run-Run beginnt das Rennen gemütlich, seine Muskeln laufen harmonisch, alle sieht leicht aus. Den anderen Gäulen schäumt der Schweiß durch das Fell. Run-Run setzt sich das Ende des Feldes.
    »Was ist jetzt?«, sagt Jan. Auch auf seiner Stirn perlt es.
    »Der kommt schon«, sagt der Minister.
    Insgeheim ist er froh, dass der Wallach so gut vom Start weggekommen ist. Ist nämlich die schwache Stelle von Run-Run. Der ist so antrittsschnell, dass er am liebsten über die Leiter des Startwagens springen würde.
    Run-Run dackelt hinter dem Feld und niemanden

Weitere Kostenlose Bücher