Tod to go (Crime Shorties)
tyrannischen Vater, dem Plantagenbesitzer erzählt, der abends, wenn es dunkel wird, seine Arbeiter erschlägt und ihre Frauen vergewaltigt und dass er auch mich umbringen … na ja, jedenfalls komme ich eigentlich aus Lüdenscheid. Das müssen Sie mir glauben.
Himmel, sie war wirklich mächtig beeindruckt. Und wissen sie, was sie macht? Sie besorgt mir mithilfe einer Freundin falsche Papiere! Einfach so. Und, jetzt halten Sie sich fest, sie hat gleich das Aufgebot bestellt. Herr Richter, ich schwöre, sie hat mich gar nicht gefragt, sondern mir den Schaukasten mit den Aufgeboten beim Ortsamt gezeigt und gesagt: »Überraschung.« Richtig geflötet hat sie.
Ja, ich saß plötzlich mächtig in der Patsche.
Ich hab meine alten Papiere in einen Leinenbeutel gesteckt und ihn in den Bettkasten geschoben. Ich hieß ja plötzlich Peter Odenfeld. Sie hat gesagt, der Name klingt irgendwie schön. Ihre Freundin vom Einwohnermeldeamt fand das auch.
Herr Richter, ich habe mich so gar nicht wohlgefühlt. Das ist schließlich ein Passvergehen und damit ist nicht zu spaßen und außerdem: Plötzlich komme ich da nicht mehr raus.
Mein Leben lang bin ich Heiratsschwindler gewesen. Und ich war gut. Es war … es ist eine Berufung. Eine Gabe, verstehen Sie? Und auf einmal sitze ich mit all meinen Talenten fest. Bin verheiratet und draußen fahren die Frauen in ihren Sportwagen vorbei. Lächeln mich an, aber ich kann nichts machen. Wäre doch alles aufgeflogen mit den falschen Papieren.
Einmal hatte ich ein Rendezvous … ich wollte nicht aus der Übung … also Inge hat das spitzgekriegt und ist wie eine Furie durch das Café und schüttet uns den Milchkaffee über den Kopf.
»Du mieses Schwein«, hat sie gerufen, zwei Zuckerstreuer zerdeppert und mit einem Anruf bei meinem Vater in Südafrika gedroht. Dabei war der doch Nachtportier im Hotel Garni in Lüdenscheid! Das hätten Sie sehen sollen, Herr Richter … Inge hat gewonnen.
Ich war verloren.
Jeden Abend habe ich meinen Leinenbeutel herausgenommen und ihn zärtlich gestreichelt. Ein letztes Stückchen Heimat. Ein letzter Ankerplatz für mein wahres Ich. Es hat mich daran erinnert, dass ich Erwin Schnittmacher heiße. Und das stand in meinem echten Pass, Herr Richter. Das müssen Sie mir glauben. Und ein Führerschein war da drin.
Jeden Abend hab' ich den Beutel wieder in den Bettkasten geschoben. Und immer diese Kopfschmerzen. Ich wollte ja weg und hab ständig überlegt, wie ich das mache. Und dann Herr Richter, dann bin ich so richtig in die Scheiße … Tschuldigung.
Inge hat sich verliebt. In ihren Abteilungsleiter! Stellen Sie sich das mal vor. Ich bin der Heiratsschwindler und die verliebt sich in einen anderen Mann!
Manchmal ist das Schicksal schon seltsam. Himmel, was sollte ich denn machen? Irgendwie hatte ich mich ja inzwischen auch an sie gewöhnt. Ich habe gelitten, Herr Richter. Gelitten.
Und vor lauter Leiderei hab ich Idiot wieder den Absprung verpasst. Das war meine vorletzte Chance, Herr Richter. Aber nein, ich spiele den eifersüchtigen Gockel. Ich sag: »Das kannst du nicht machen.« Sie sagt: »Dann geh doch zurück nach Afrika. Wir sind hier in Deutschland und nicht in irgendeinem Kral.« Und das sie schon gar nicht meine Sklavin sei.
Ich hab ihr mit der Passgeschichte gedroht. Da schnappt sie den Beutel, holt meine echten Papiere raus, hält mich mit der Schere in Schach und beginnt, meine wahre Identität zu zerschnippeln. Die Fetzen hat sie im Klo 'runtergespült.
Dann ist sie ins Schlafzimmer, packt ein paar Sachen für mich zusammen und stellt mich mit einem Koffer und einer Reisetasche auf den Flur.
Den Hund durfte ich auch nicht mitnehmen.
Das war wieder eine Chance. Ich hätte mir Geld besorgen sollen und ab nach ... nach … auf die Bahamas. Aber ich denke nur, Scheiße, denke ich, jetzt heißt du dein ganzes Leben Odenfeld-Lichtenhahn. Aber ich hatte meine Chance.
Und was mache ich? Es ist zum Kotzen, Tschuldigung, Herr Richter: Ich Idiot gehe zu ihrer Freundin. Die vom Einwohnermeldeamt. Ich war ja so am Ende, Herr Richter. Renate hat mich in den Arm genommen und zack!, saß ich schon wieder knöcheltief im Morast.
Nein, Herr Richter, ich weiß, dass sie mich nicht so einfach scheiden … nein, Herr Richter, ich wurde ja geschieden, jedenfalls von Inge. Zwei Wochen später hat Renate »alles in die Hand« genommen. Ich heiße jetzt Odenfeld-Pütz.
Herr Richter, Sie sind meine letzte Hilfe. Ich muss da raus. Renate droht
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