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Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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auf der Bahn regt das auf. Run-Run wird schon kommen. Die Wetter an der Absperrung schauen schon gar nicht mehr hin.
    Jan ist aufgeregt.
    »Nun muss sie ihn aber in die dritte Spur bringen. Himmel, warum wartet die Fahrerin denn so lange?«
    Die Fahrerin lässt die Zügel locker und macht es sich auf dem Sulky bequem. Spazierfahrt.
    »Was ist denn, was ist denn?«, sagt Jan.
    »Die Letzten werden die Ersten sein«, sagt die Comtessa.
    Der Minister lächelt. »So beginnt er doch immer.«
    »Der kommt nach Hause«, sagt Hermann, und Hermann muss es schließlich wissen. Hermann ist Experte.
    Jan lässt sich nicht beruhigen und dreht wie ein Blöder die Vase mit den Plastiktulpen.
    Ich sage gar nichts. Ich habe ja Lotto gespielt. 5 - 2 - 8, du weißt.
    Das Feld passiert die Tribüne. Letzte Runde. Der Rennkommentator schnarrt den Stand der Dinge über den Lautsprecher: »Max Hedevang mit einer Nase in Front, dann Perfect Crown, dann Somebodytolove.«
    Run-Run explodiert, schert aus und trabt in die dritte Spur. Wie ein Uhrwerk zucken die Muskeln. Er fliegt an dem Feld vorbei. Jan setzt sich zurück. Ganz entspannt.
    »Na endlich.«
    Die Comtessa sagt: »Die Letzten werden die Ersten sein.«
    »Kann so bleiben«, sagt Jan.
    »Na siehst du«, sagt der Minister zu Jan. »Hab ich doch gesagt.«
    Hermann sagt gar nichts. Er ist der Experte, und Experten reden erst nach dem Rennen.
    Run-Run marschiert also am gesamten Feld vorbei und setzt sich 400 Meter vor dem Ziel an die Spitze. Jan lächelt zufrieden. Er sagt ganz großzügig:
    »Aber ich hätte doch gerne mal die Wette gegen Run-Run gewonnen. Was glaubst du, was der Totalisator da ausspucken würde?«
    Der Minister ist ganz Minister und schweigt. Nickt nur kurz und heftet seine Augen weiter auf das Feld, das da draußen im Nieselregen die letzte Kurve nimmt. Der Minister ist zufrieden mit seiner Politik.
     
    Run-Run führt mit zwei, dann mit drei, schließlich sogar mit vier Längen.
    Und dann passiert es. Die Fahrerin fummelt an der Leine herum. Wahrscheinlich will sie dem Pferd die Ohrenschützer abziehen, um zu sehen, was passiert, wenn der Wallach den vollen Geräuschpegel der Bahn abbekommt. Du musst wissen, das ist normalerweise das letzte Mittel, um ein Pferd doch noch ins Ziel zu jagen. Das hier soll wohl ein Test werden.
    Sie zieht dem Pferd tatsächlich die Kapuze runter und genau in dem Augenblick fährt ein Rettungswagen mit Blaulicht durch die Einfahrt der Rennbahn. Das kommt öfter vor, gibt hier ne Menge Rentner mit schwachem Herz. Ganz abgesehen von der Aufregung.
    Also dieser Rettungswagen fährt auf den Vorplatz zur Rennbahn, und weil die Menschen nicht auseinander gehen wollen, schaltet der Fahrer das Martinshorn ein.
    Run-Run kriegt eine volle Ladung davon in die Ohren und springt fünfzehn Meter vor dem Ziel. Er fällt in einen Galopp und blitzschnell kommt die Ansage aus dem Richterwagen: »Run-Run disqualifiziert, die Eins: Rot.«
     
    Die Comtessa sagt: »Die Ersten werden die Letzten sein.«
    Der Minister sagt gar nichts. Jan sagt auch nichts. Aber man sieht ihm an, dass ihm das Nichts-Sagen gar nicht gut bekommt. Hermann blättert die nächste Seite im Programmheft auf.
    Jan blitzt den Minister an. Der wehrt sich und schiebt alles auf die Fahrerin. Stammelt von dem Unsinn, in dieser Situation die Kappe zu ziehen.
    Jan sagt gar nichts.
    Die Quoten! Ein echter Schlag für Jan. Die Dreierwette wurde nicht getroffen, aber jeder kann sich leicht ausrechnen, dass er knappe 100.000 Euro gemacht hätte.
    Jan sieht seinen Wettschein an, streichelt ihn zärtlich und beginnt zu weinen. Er steht ganz langsam auf, nimmt Gertis Labskausgabel und steckt sie dem Minister in die Wange. Unter dem rinnenden Blut wird der Minister blass, rennt runter zum Rettungswagen und lässt sich dort verbinden. Angeblich soll es später nur kleine Narben geben.
    Seitdem steht Jan immer auf, wenn sich jemand an seinen Tisch setzen will. Er redet auch nicht mehr über die Pferde und die Rennen. Er sitzt ganz alleine da, bestellt sich hin und wieder bei dem Ober Kassler mit Prinzessböhnchen und Püree und beugt sich dann über die Tippscheine und das Programmheft.
    Dabei hatte die Comtessa vollkommen recht. Hat nur keiner verstanden.
    So ist das in der Gaststätte zu den wirklich guten Aussichten. Jede Menge Chancen, aber wir können einfach nicht zuhören.
    Ich spiele lieber Lotto. Und wenn 5 - 2 - 8 kommt, dann bin ich eben reif. Man muss warten können.
    Aber wer glaubt schon

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