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Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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weil das damals so üblich war, hat er sie zu Staub zerrieben und in die Säcke mit dem angelandeten Tee gemischt. Ostfriesenmischung Spezial.
    Das war kostenlos. Wirst sehen, die Leute fahren zurück, als wären sie in einen Jungbrunnen gefallen, hat der alte Apotheker gemeint. Selbst Heinrich Heine hat so einen Tee bekommen. Statt dankbar zu sein, beschwert der sich über den Geschmack, der sich vom Salzwasser nicht großartig unterscheide. Dabei ist so ein Mumienaufguß wirklich etwas Gesundes. Theodor Fontane hat gleich noch eine Tasse geordert. Schreibt mein Urgroßvater.
    Das Geschäft lief prima, und als der Klamottenturm, das Kaiser-Wilhelm-Denkmal zur Erinnerung an die Gründung des Deutschen Reiches errichtet wurde, wollte Lukas dabei sein.
    Als sie die 75 Steine aus den Burggräben und Festungswällen, aus dem Frankfurter Römer und aus Würzburg, aus Aachen oder Weimar herbeigeschafft hatten und 13 Meter hoch auftürmten, da hat mein Großvater eine alte Grabplatte verkehrt herum dazugemauert. Am liebsten hätte er Gizeh, Ägypten drauf geschrieben. Das ging natürlich nicht. Gehörte schließlich nicht zum Deutschen Reich.
    Ja, der Bronzekopf mit dem Bildnis von Kaiser Wilhelm fehlt heute. Der wurde schon im Ersten Weltkrieg zu einer Kanone umgeschmolzen und durch eine weiße Möwe ersetzt.
     
    Und dann kommt nach so vielen Jahren ein Archäologe und lässt nicht locker.
    Ich hab lange überlegt. Hab aufs Meer gestiert und die Krabbenfischer beobachtet, die ihre Netze wie Arme ausbreiten und einen weißglitzernden Brautschleier aus Möwenleibern hinter sich herziehen. Hab stundenlang die Austernfischer im eisigen Ostwind beobachtet. Mir fiel die Norderneyer Skyline auf. Diese Mischung aus Gründerzeitprotz und all den modernen Hotelbunkern. Jeder anders, und alle hässlich.
    Ja, die Dinge ändern sich und das ist gut so. Die Bagger warten schon. Da muss Bewegung in die Dinge und auch in die Vergangenheit.
    Ich marschier also mit dem Archäologen in den Keller und denke daran, was der Apotheker gesagt hat. Erschlagen. Als der sich über die Kisten mit marmorierten Straußeneiern, mit Platten und Reliefs beugt, fängt er vor Aufregung an zu zittern.
    Ich hatte eine Granitplatte so präpariert, dass ich nur einen kleinen Holzpflock herausziehen muss und schon stürzt sie um und zerdeppert ihm den Kopf. Mir fiel die Leiche vom alten Lukas ein und an die ganze Schuld, die das nach sich zieht und den Ärger und lass den Holzpflock einfach drin. Auch der Apotheker Jessen meinte später, ist wohl besser so.
    Also, der Archäologe verlässt mit glänzenden Augen und ganz heil den Keller und sagt, die Welt müsse das erfahren und die Öffentlichkeit hätte ein Recht darauf, diese Schätze zu sehen. Eine Weltsensation sei das. So wie die Entdeckung des Grabs von Tutanchamun.
    Er ist zurück in sein Hotelzimmer gewankt und da muss ihn irgendwann die Gier erwischt haben.
    Er hat sich gedacht, gut jetzt wirst du berühmt, warum sollst du da nicht auch gleich reich werden?
    In der darauffolgenden Nacht ist er mit seinem Jeep vorgefahren und in den Keller eingebrochen. Hat die wertvollsten Stücke in eine Kiste gepackt und in seinem Auto verstaut. Auch den Mumienkasten und unseren Familientoten, den Obermaat hat er mitgenommen.
    Jessen und ich waren eigentlich ganz froh. Hatte der Spuk doch ein Ende. Aber nun lag der ganze schöne Schatz unten am Südstrandpolder. Mit der Mumie. Angeschwemmt. Auch ihn muss es am Priel erwischt haben. Die Sphinx und auch die Mumien wollen einfach auf Norderney bleiben.
    Also alles wieder zurück in den Keller. Auch der durchnässte Mumienkasten mit der Leiche vom Obermaat.
    Jakob Jessen und ich haben beschlossen, das beste Versteck zu wählen, das es gibt. Er stellt die Figuren im Laden aus und an den Füßen haben wir Schilder mit »Made in Hongkong« draufgeklebt. Soll doch keiner mehr auf dumme Gedanken kommen.
     
    Ich bin runter in den Keller zu dem Mumienkasten mit dem toten Obermaat. Auch diese Geschichte muss einmal ein Ende haben. Schließlich hat mein Urgroßvater Lukas seine letzte Ruhe verdient.
    Ich öffne also den Mumienkasten, da seh ich schon die achtlos herumgetütelten Binden. Ich wickel ihn aus und der Tote kommt zum Vorschein.
    Doch das ist gar nicht der Matrose und schon gar kein Obermaat. Nein, da liegt ein Skelett in einem feinen Uniformrock. In den Taschen Papiere und Briefe. Und sie tragen den Namen von Kapitän H. J. Riesbeck.
    Da haben sie dem armen Lukas so

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