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Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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Gedenksteine, Tiermumien und ein ägyptisches Prunkzelt. Ganz abgesehen von den vielen kleinen Kunstwerken.
    Der General macht gerade Häkchen in seine Liste, da klopft ein Bote an die Tür des Speichers. Ein eiliger Brief aus Berlin. Düstere Nachrichten. Die Geschäfte gehen schlecht, der Freiherr wurde von seinem Stellvertreter betrogen. General Minutoli steckt in der Klemme.
    Barmittel sind sofort erforderlich, steht ganz unten im Brief. Doch wo das Geld herbekommen? Niemand wird ihm die Ladung beleihen und der Verkauf der Schätze braucht seine Zeit. Da müssen Verbindungen geknüpft, Sammler konsultiert, Professoren befragt werden. Schließlich sollen sich all die Mühe und der ganze heruntergeschluckte Wüstenstaub doch lohnen.
    »Ich verkauf doch nicht unter Wert«, brüllt er die Kisten an.
    Noch am gleichen Abend eilt er in das Triester Büro des Hamburger Versicherungsunternehmens Gebrüder Schartz. Für die gigantische Summe von 20.000 Taler Banco versichert er die Ladung. Die Prämie wird sofort und in bar auf den Schreibtisch des Versicherungsbüros gezählt.
    Himmel, womöglich hat sich mein Urgroßvater das alles nur ausgedacht, und der arme Minutoli wird hier ganz zu Unrecht zu einem Versicherungsbetrüger ... aber dann ist es eben die Geschichte meines Urgroßvaters. Eine Lügengeschichte? Der General möge uns verzeihen.
    Im Tagebuch meines Urgroßvaters, dem alten Lukas, geht es so weiter: Der General marschiert durch den nächtlichen Hafen zurück zur Kaimauer. Gerade werden die letzten Kisten auf die dänische Hukergaleasse »Gottfried« verladen. Kapitän H.J. Riesbeck zieht nervös an seiner Zigarre.
    Nein, sagt der zum General, die Ladung ist mir nicht geheuer, die seltsamen Schriftzeichen und die heidnischen Figuren, nein, sagt er, unchristlich sei das.
    Minutoli beruhigt ihn, schlägt ihm eine ordentliche Gewinnbeteiligung vor, beugt sich an sein Ohr und weiht ihn in seinen Plan ein. An dieser Stelle hat mein Urgroßvater ein großes Fragezeichen an den Rand seines Tagebuches gekritzelt.
    Im Dezember 1821 sind alle Papiere zusammen.
    Die »Gottfried« wird aufgetakelt, die Leinen über die Poller geworfen und dann sticht die Hukergaleasse in See. Auf den Seekarten ist die Route nach Hamburg eingezeichnet, doch mitten in der Nacht schleicht der General in die Kapitänskajüte und es gibt ein mächtiges Getuschel. So hat sich das jedenfalls mein Urgroßvater vorgestellt.
    Der Kurs wird geändert und das Schiff macht in Norderney fest. Genau zu diesem Zeitpunkt kommt der alte Lukas ins Spiel. Mitten in der Nacht ballert jemand gegen die hölzerne Fensterlade seiner Kate.
    Lukas stapft durch den Sand, den der aufkommende Nordnordwest über die Insel treibt. Ein nasses Netz klatscht ihm ins Gesicht. Die Fenster bei den Nachbarn sind fest verriegelt und nur hin und wieder dringt das schummrige Licht von ein paar Tranfunzeln durch die Ritzen.
    Zwölf Männer aus dem Ort und mein Urgroßvater werden gegen ein enormes Handgeld zum Entladen der Gottfried angeheuert.
    Mitten in der Nacht, fragt mein Großvater, und der Bootsmann sagt, schließlich gibt es gutes Geld und wer nicht will, der soll sich wieder die Decke über den Kopf ziehen.
    Die Männer wuchten die ganze Nacht die schweren Kisten an Land.
    Klar wusste der alte Lukas, dass es da nicht mit rechten Dingen zuging. Aber andererseits, was hatte er schon zu verlieren? Bei seinem Ärger mit den Gendarmen?
    Die hatten ihn erwischt, wie er an der Rattendüne nach Strandgut gesucht hatte. Als Strandräuber hatte man ihn verwarnt und dann hatte man ihn in flagranti ertappt, wie er mit anderen jungen Fischern Steine in die Fenster der neuen Protzbauten geworfen und mit Knochenleim die Schlösser verschmiert hatte. Und die Fassade mit Kreide angemalt. Majestätsbeleidigung wollte man ihm anhängen. Nur weil, er den König mit heraushängender Zunge und einer Krone aus Gurken an die Wand der neu gebauten Trinkhalle gepinselt hatte.
    Ja, dieser unglaubliche Protz der feinen Pinkel aus Hannover und Berlin war den schwer schuftenden Fischern nicht geheuer.
     
    Als der Morgen graut, setzt der Regen ein. Die Männer ruhen sich aus von ihrer schweren Arbeit. Die Kisten sind im Keller der Apotheke verstaut. Ein Matrose rollt ein Fässchen mit Rum an Land. Sie setzen sich an die Mole, rauchen und wärmen ihre Knochen mit dem Rum.
    Da nimmt der Obermaat den alten Lukas zur Seite und fragt, ob er sich noch ein Zubrot verdienen wolle, aber den anderen solle er

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