Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
Vom Netzwerk:
senden. Eine Botschaft. Eine Art Feuerzeichen. Wie von einem Leuchtturm. Irgendwie, irgendwann. Das macht er nämlich immer, der Himmel. Man muss das dann nur richtig deuten.
    Wie das Mädchen wohl heute aussehen würde? Ich versuchte mir eine 28 Jahre alte Frau vorzustellen, doch ihr Gesicht wurde in meinem Kopf immer jünger.
    Wo wartet man am besten auf eine himmlische Eingebung? Ich versuchte es mit der Kirche. Genauer gesagt, mit der vierten Reihe.
    Über dem Altar schwebte ein schwerer, saftiggrüner Adventskranz. Er war mit einem roten Band umwickelt. Erinnerte mich irgendwie an meine Kindheit. Bratapfelgeruch und der Duft von Kerzenwachs und Nelken zog durch meinen Kopf, auf der Zunge schmeckte ich Christstollen. Wie hatte Isa ihre Weihnachten verbracht? Mit einem Weihnachtsmann, der durch das Heim ging und die abgelegten Sachen anderer Kinder verschenkte?
    Die Bilder an den Wänden erinnerten mich an die Malereien im Keller.
    Beim Ausgang stand ein Tischchen mit der Bitte um Spenden für den Erhalt der Kirche. Daneben alte Ausgaben der Kirchennachrichten.
    »Der Seniorenkreis trifft sich wieder«, wurde da gemeldet und gleich daneben standen die Termine für den Konfirmandenunterricht. Einige Ausgaben waren vier und fünf Jahre alt.
    Die drei Mitglieder des Kirchenvorstandes posierten um den Pfarrer. Alle in dunklen Anzügen. Stattliche Herren. Einer der Männer sah mit seinem wallenden weißen Bart aus, als wäre er dem Alten Testament entsprungen. Irgendwo musste ich sein Gesicht schon einmal gesehen haben. Sören Quedjens stand darunter. Zufall? Andererseits war der Name nicht gerade selten auf der Insel.
    In dieser Nacht sicherte ich die Lüftungsschächte in meinem Heizungskeller mit dem am Strand gefundenen Rest eines Fischernetzes. Nicht, dass am nächsten Tag auch noch ein Bein auf meiner Decke lag.
    Wieder träumte ich. Quedjens saß mit seinem Wallerbart auf einer Wolke und winkte mit einem gewaltigen Kreuz. Und plötzlich verwandelte er sich in den Weihnachtsamann. Er öffnet seine Kutte und heraus sprang eine Schar von Kindern.
    Der gurgelnde Kessel riss mich aus meinen Träumen. Mit einem Maulschlüssel lockerte ich ein Entlüftungsventil und zog das Ganze wieder fest. Heißes Wasser tropfte auf den Boden.
    Das zweite Ventil ließ sich nicht lösen. Ich griff zu einem großen Kreuzschlüssel und drückte meinen Körper dagegen. Knirschend gab das Ventil nach und die Luft zischte in den Raum. Und plötzlich fiel mir ein, an wen mich der mit mit dem Wallebart erinnerte.
     
    *
     
    »Wenn sie dich erwischen, verbannen sie dich aufs Festland«, sagte Sam.
    Trotzdem erklärte er sich bereit, Schmiere zu stehen.
    Manchmal bin ich wirklich froh, dass ich auf meine Figur achte. Nur mein Hemd riss der Länge nach auf, als ich mich durch das Kellerfenster zwängte.
    Ich entzündete eine Kerze und sah mir die Bilder an, die das Mädchen gemalt hatte. Der Lichtschein zuckte über die Wand und Isas Figuren begannen zu tanzen. Auch die Drei Könige wurden lebendig. Kein Zweifel, eine der Majestäten aus dem Morgenland musste Sören Quedjens sein. Die Ähnlichkeit mit seinem Foto in der Kirchenzeitung war erstaunlich.
    Aber wieso war Quedjens so gütig dargestellt und voller Liebe gemalt? Und warum mit dem Kreuz in der Hand?
    Die Metalltür war immer noch mit einem modernen Sicherheitsschloss verriegelt. Alles Rütteln half nichts.
    Ich tapste mit meiner Kerze durch den Keller und sah mich neugierig um.
    Den auf dem Boden liegenden Kinderroller erkannte ich erst, als ich schon neben ihm lag. Meine Hand landete in etwas Weichem. Und es war warm.
    »Alles in Ordnung?«, zischte Sam durch das Kellerfenster.
    »Ich weiß nicht.«
    Vorsichtig zog ich meine Hand zurück.
    Wer weiß, vielleicht hatte dieses weiche Etwas Zähne? Ich brauchte ein paar Minuten, um die Kerze wieder zu entzünden. Im aufscheinenden Licht erkannte ich den Körper einer Maus. Lag plattgedrückt vor mir und sah mich aus toten Knopfaugen an. War im falschen Moment unter meinen Arm geraten.
    Ich konnte die Maus unmöglich einfach so liegen lassen und öffnete den Sack mit Torf, um sie zu beerdigen.
    Gerade wollte ich den kleinen Leichnam hineinstopfen, da kam mir ein grauenhafter Gedanke. Hatte der Marder seine Beute aus diesem Keller geholt?
    Vorsichtig lugte ich in den Sack und begann ihn mit einem Schuhlöffel umzugraben. Jeden Augenblick rechnete ich damit, dass mir ein Totenschädel entgegenblickte.
    War Isa womöglich nie aus diesem

Weitere Kostenlose Bücher