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Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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meinen Trick herein.
    »Du Schwein«, sagte der Erste und hob die Pistole, doch er drückte nicht ab.
    Beide liefen zur Leiter. Als sie unten auf das Brett traten, explodierte eine der Minen. Es ist erstaunlich wie gut der Schlamm einige Dinge konserviert.
    Die Detonation hallte von den altehrwürdigen Hamburger Gebäuden zurück und rollte durch die Straßen. Alarmanlagen begannen zu kreischen und überall rotierten die Alarmlichter. In einem Kaufhaus flammte das Licht auf.
    Die zerfetzten Körper der beiden Männer lagen grotesk verrenkt im Fleet. Ich beschwerte sie mit Metallplatten. Der Modder war schlüpfrig und die Flutung des Fleets hatte bereits eingesetzt. Ihre Körper würden im Schlamm versinken und hinab wandern.
    Entlang der eichenen Pfähle, auf die diese Stadt gebaut ist. Immer tiefer hinab bis zum Mittelpunkt der Erde. Dort würde das Feuer alles verbrennen und sie würden wiederkehren. Als Mafiosi, als Organspender, als Priester oder als Schatzgräber in den Hamburger Fleeten.
    Mit dem rothaarigen Engel bin ich in die Ferien nach Thailand gereist. Organe hatten wir nicht dabei, aber ein paar ziemlich wichtige Dinge für die Krankenhäuser. Die hatten wir aus dem Erlös der Steine bezahlt.
    Im Flugzeug habe ich dann für Ingrid das Buch »Mit dem Fahrzeug der Weisheit durch jeden Tag« aufgeschlagen. Der Spruch stammt von dem islamischen Mystiker Al Ghazali:
» In die Nacht musst du dich stürzen,
    in die tiefste deines Nichts,
    wenn dir tagen soll ein Morgen
    in dem Glanz des höchsten Lichts. «
     
    Sie zog einen Zettel aus ihrer Jacke, sagte »Lukasevangelium und las vor:
    » Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden. Man kann auch nicht sagen: Sieh hier! oder: Da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch. «
    Und haben wir den Plastikbuddha ans Fenster gesetzt und jeder Wolke einen Namen gegeben.
     

Die Sickergrube
     
    Sie stand inmitten ihrer Erdbeerbeete, zeigte auf den Mond und sagte: »Niemals.«
    Ich wollte widersprechen, doch meine Großmutter schüttelte den Kopf.
    »Nein«, sagte sie. »Ihr habt Kaffee im Westen, große Autos. Ihr könnt sogar ins Ausland reisen, aber dorthin ... nein!«
    Ich redete, was mir so einfiel. Von Raketen und Satelliten und Raumanzügen und dem Apollo-Programm. Von Houston, Amerika und der Überwindung der Schwerkraft. All das, was ich mit meinen zwölf Jahren an Wortfetzen aus dem Fernsehen gierig aufgesogen hatte und womit ich im östlichen Teil Deutschlands herumprotzen konnte.
    Sie beugte sich wieder über ihren zur Hälfte mit Erdbeeren gefüllten Emaille-Eimer und schwieg.
    Noch am Vorabend hatte sie mir erzählt, dass ihr Christus erschienen sei. Höchstpersönlich und mitten im Schlafzimmer. Direkt vor dem Bild, das ihn mit Strahlenkranz um den Kopf inmitten einer Schafherde zeigte.
    Überhaupt war dieser Sommer 1969 ein Sommer der Erscheinungen. Meiner Großmutter erschien also Jesus, meinem Vater beim Beerensuchen ein Trupp von russischen Soldaten und ich glaubte, beim abendlichen Blick aus dem Fenster einen winzigen Punkt auszumachen. Weit, weit entfernt zog er seine Bahnen um den Mond.
    Bei den Erscheinungen sollte es nicht bleiben. Es geschah etwas, das mein Leben in eine völlig neue Umlaufbahn schoss. Von einer Sekunde auf die andere. Ein Ereignis, das sich seit diesem Sommer für immer um mein Leben schlang. Ein blutroter Schatten, der mir die Luft nahm und mich Tag und auch in der Nacht begleitete.
    Eigentlich war ich unsterblich in meine Cousine verliebt, doch dann tauchte in dem Garten, der sich bis zu einem Gleisbett hinzog, ein Mädchen auf. Jünger als ich, und etwas verwahrlost. Die langen Haare waren verfilzt, die Beine voller Schrammen und das Kleid am unteren Saum eingerissen. Ich hatte keine Ahnung, wo sie wohnte und wie sie mit Nachnamen hieß.
    »Ich bin die Marie«, sagte sie.
    Ich fragte sie nicht, ob sie von zu Hause weggelaufen sei, denn ich fürchtete mich vor der Antwort.
    Ich schaffte also Essensreste beiseite und traf mich mit ihr in der windschiefen Scheune. Es roch nach Heu, und Kaninchen raschelten in ihrem Strohlager auf der Suche nach Möhren und Kartoffelschalen.
    Sie riss die Augen auf, als ich ihr von der Mondlandung erzählte, und davon, dass schon bald mit einer Begegnung mit Außerirdischen zu rechnen sei.
    Ich kritzelte mit dem Bleistift auf Papier herum, um ihr zu zeigen, wie man sich diese Wesen vorzustellen hatte. Sie hörte mir staunend zu, fragte ab und an, und doch hatte die

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