Tod und Leidenschaft (German Edition)
rutschte unruhig auf ihrem Stuhl, während Harris aufgesprungen war und seinen Mantel überzog.
„Äh … Sir … gibt´s da vielleicht so ne Art Belohnung, Sir?“
Er war irritiert und stockte einen Moment.
„Ja. Ja, natürlich.“ Seine Gedanken waren bei Elizabeth und so kramte er in seiner Tasche. Er hatte nur eine Fünfpfundnote einstecken und reichte sie dem Mädchen, das das Gesicht verzog.
„Was is´n das?“
„Fünf Pfund“, erwiderte Harris geistesabwesend.
„Sind die auch echt?“
Sie drehte das Papier hin und her und hielt es gegen das Licht.
„Ja. Natürlich.“
„Münzen wär´n mir lieber, Sir.“
„Ich hab nur das.“
Sie zuckte mit den Schultern und wurde von Harris Abgang wie von einem Wirbelwind aus dem Zimmer hinausbefördert.
„Droschke!“, kommandierte er und war mit einem Satz im Wageninneren.
X
Der Mann ging gestreckten Schrittes an Elizabeth vorbei und ließ die Tür Zum Atelier hinter sich ins Schloss fallen. Draußen ging ein Regenschauer nieder, der den Mann durchnässt hatte. Seine Fußspuren zogen sich durch den Laden.
Elizabeth ärgerte sich weniger über den ungehobelten Auftritt, als er sie vielmehr zutiefst beunruhigte.
Sie hörte erregte Stimmen und auch Lewinsky schien außer sich zu sein.
Es war nichts Bestimmtes, kein Wort, oder gar Satz, der sie alarmiert hätte. Es war lediglich ein merkwürdiger Seitenblick gewesen, den der Fremde ihr zugeworfen hatte und der sie nun mit furchtbarer Angst erfüllte. Ein kleiner Schreck erfüllte sie, als ihr einfiel, dass ihr Cape im Atelier hing und sie es unmöglich rausholen konnte, ohne auf ihre Flucht aufmerksam zu machen. Das Blut rauschte in ihren Ohren und Wellen von Schwindel erfassten sie.
Etwas tief in ihr warnte sie. Ein unbestimmtes Gefühl.
Und dieses Gefühl sagte ihr, dass sie besser war, auf das Cape zu verzichten und so wie sie war nach draußen zu laufen.
Der Regen fiel jetzt so dicht, dass sie kaum die gegenüberliegende Straßenseite erkennen konnte.
Und wie es manchmal so ist im Leben, war es jener Moment, da sie an der Theke stand und nach draußen blickte, genau jener Moment , der ihr zur Flucht fehlte, als plötzlich die Tür hinter ihr aufgezogen wurde und eine freundliche Stimme sagte:
„Sie wollen einfach so den Laden verlassen?“
Es war Lewinsky, der auf ihre Haube blickte, die sie bereits aufgesetzt hatte, als minimalen Schutz gegen das Unwetter.
Der Fremde ging an ihr vorbei.
Lewinsky nickte ihm zu dann verschwand der Mann. Lewinsky aber schob den Riegel an der Ladentür vor und drehte das „Geöffnet“- Schild um.
„Nun, Miss Montgomery … Sieht so aus, als neige sich unsere gemeinsame Zeit dem Ende entgegen …“
Elizabeth fühlte sich einer Ohnmacht nahe. Sie konnte sich nicht bewegen. Die Angst betäubte all ihre Sinne, ihren Körper.
„Wenn sie bitte mitkommen wollen …“ Er packte ihren Oberarm mit solch eisernem Griff, wie sie ihn einem derart betagten Mann niemals zugetraut hätte.
Der bohrende Schmerz zog über ihren Nacken bis in ihren Kopf.
Entschlossen schob Lewinsky sie in sein Atelier und schloss die Tür hinter ihr ab.
Sie wollte mit ihm reden, ihn überzeugen, sie gehen zu lassen, doch jedes Wort erstarb auf ihren Lippen.
Todesangst erfasste Elizabeth und sie wusste nicht, was sie tun sollte. Er konnte sie nicht töten.
„Setzen sie sich bitte, Miss Montgomery.“
Ihr Atem ging flach und ruckartig. Tränen drängten gegen ihre Lider. Sie wollte nicht zittern und konnte es doch nicht verhindern.
„Sehen sie … das Leben kann manchmal grausam sein.“
Lewinsky nahm eine Rolle aus fester Schnur und rollte sie zügig ab.
Er wird mich strangulieren, dachte sie und wollte schreien. Doch im gleichen Moment, schien er ihre Gedanken zu erraten, schnappte ein Stück breites Krepp- Band und stopfte es in Elizabeth Mund.
Sie riss die Augen auf und ihre Zunge stieß unkontrolliert gegen den Stoff.
Noch ehe sie um sich schlagen, oder treten konnte, hatte Lewinsky behände Arme und Beine an dem Stuhl gefesselt.
Mit heftigem Rucken versuchte sie, die Schnüre zu lockern, doch er holte aus und schlug sie hart ins Gesicht.
Elizabeth stöhnte auf.
Jetzt hatte er die Zeit, die Fesseln anzuziehen bis sie sich nicht mehr bewegen konnte.
Metallener Geschmack von Blut rann in ihren Mund und tränkte das widerliche Tuch.
Mit einem weiteren Stück Band fixierte er den Knebel.
Jetzt weinte sie.
„Keine Angst! Alles wird ganz schnell gehen …“,
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