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Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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genau.«
    »Aber du hast sie doch offenbar.«
    »Es sind nicht meine«, erläuterte er. »Sie gehören allen. Ich
verwalte das Geld nur.«
    »Wie lange machst du das jetzt eigentlich schon?«, erkundigte ich
mich, nur um seinen Vortrag hinauszuzögern. »Ich meine diese Solidarität mit
denen, die ganz unten stehen?«
    Noteboom der Zweite nahm sein Zitronenlamm in Empfang, zusammen mit
einem Korb Brot. »Drei Wochen, vielleicht vier. Was weiß ich? Wenn du da unten
lebst, ist es dir ziemlich egal, wie lange. Vor sechs Wochen jedenfalls war ich
noch auf der Filmakademie.«
    »Du hast Film gelernt?«
    »Schauspiel genauer gesagt. So eine Art Crashkurs. Mach ich jetzt
immer noch. So was brauchst du, wenn du dich in zwei Welten bewegst so wie ich.
Ich habe regelmäßig Training bei Conny.«
    »Conny Löwenich?«
    »Genau der.«
    »Nein!«, wunderte ich mich. »Ich dachte, der repariert Fahrräder.«
    »Das macht er doch nur, um sich nebenbei was dazuzuverdienen.
Ehrlich, der Mann hat was drauf, er war sogar mal Regisseur.« Ottmar hatte
Zitronensoße auf den Ärmel seiner speckigen Jacke gekleckert und mühte sich mit
der Serviette ab, um sie zu entfernen. »Und selbst?«, fragte er kauend und
nickte dankbar, als Aristides ihm einen weiteren Ouzo als Fleckentferner
hinstellte. »Immer noch auf Verbrecherjagd?«
    »Klar«, sagte ich. »Gestern gab es ja einen weiteren Mord.«
    »Schon jemand verdächtig?«
    »Das nicht gerade«, sagte ich ausweichend. »Kennst du zufällig Thilo
Strumpf?«
    Ottmar hörte auf zu kauen und starrte mich an. Für einen winzigen
Augenblick sah es so aus, als würde er einem Giftanschlag zum Opfer fallen so
wie sein Bruder auf dem Video, aber dann nickte er eifrig. »Strumpf«, sagte er
mit vollem Mund, dass es Brotkrümel regnete. »Genau. Voll ins Schwarze
getroffen. Du hast was drauf, Schnüffler. Hut ab.«
    »Du denkst also, er könnte deinen Bruder getötet haben?«
    »Klar hat er. Die beiden haben sich doch gehasst wie sonst was.«
    »Da habe ich aber anderes gehört. Es war die Rede von Weggefährten,
politischen Freunden …«
    »Eben.« Seine Gabel pikste mich fast in die Brust. »In der Politik
ist es umgekehrt wie in der Wirklichkeit: Politische Feinde trinken ein Bier
zusammen. Aber politische Freunde hassen einander wie die Pest, ganz besonders
die Weggefährten, das sind die Schlimmsten. Achte mal drauf: Keiner wagt es,
dem anderen den Rücken zuzukehren. Und so war das auch bei Strumpf und meinem
prominenten Bruder.«
    »Aber Strumpf«, sagte ich, »ist angeblich eine ganz andere Art
Politiker. Einer, der Prinzipien hat. So was gibt es heutzutage nicht oft. Ich
habe mit ihm gesprochen. Er hat mir versichert, dass er nicht käuflich ist.«
    Ottmar prustete los. »Das ist wirklich gut!« Er explodierte förmlich
und fegte dabei den Brotkorb vom Tisch. »Klar ist der nicht käuflich, weißt du
auch, warum? Weil ihn keiner kaufen will. Der klassische Ladenhüter. Ein
Fliegenschiss ist auch nicht käuflich. Und das nagt an dem Mann, sage ich dir.
Thilo Strumpf wäre gern auch Staatsmann und mit Papst oder Putin auf einem
Foto. Aber selbst wenn er es schaffen würde, neben denen zu stehen, dann würde
keiner knipsen. Er kommt nie zum Zug. Auch nicht bei Hermine.«
    Jetzt wurde es doch interessant. »Bei Hermine?«
    »Aber klar. Er hat sie ständig angebaggert, und sie hat ihn
abblitzen lassen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Beobachtung. Ich bin ein guter Beobachter, Frings.« Die Gabel
berührte sein Riechorgan und hinterließ einen Soßenfleck. »Habe ein feines
Gespür für interaktive Signale. Hermine hat ihn in die zweite Reihe verwiesen.
Stell dich in die Schlange und warte, bis du dran bist. Das hat ihm nicht
gefallen.«
    »Dann wäre er also jetzt dran?«
    »Und damit hätten wir das klassische Mordmotiv, oder nicht?«
    »Durchaus möglich«, gab ich zu. »Vielleicht sollte ich mich noch
einmal mit Hermine unterhalten.«
    »Das spar dir mal. Meine Schwägerin lügt wie gedruckt.«
    »Ach ja?«
    »Dieser ganze Schwachsinn vom Münsterland-Obama ist auf ihrem Mist
gewachsen. Klar, dass die Fernsehheinis so was gern nachplappern, aber sie
glaubt daran. Dabei war der Kerl ein zügelloser Egoist, der allem, was Röcke
anhatte, an die Wäsche ging. Schon als Kind.«
    »Als Kind hat er schon Frauen begrapscht?«
    Kopfschütteln. »Und wenn, hätten sie ihm auch das durchgehen lassen.
So wie alles andere. Diethardt hier und Diethardt da. Immer hat er alles
abgesahnt: Zuneigung,

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