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Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Sie zufällig, ob Herr Strumpf Karnevalist ist?«
    »Ob er was ist?«
    »Sie wissen schon: Treibt er sich zu Karneval gern auf
Prunksitzungen herum oder auf Kostümpartys? Ich habe hier nämlich ein altes
Foto, auf dem –«
    Irgendwo im Haus schlug eine Tür. Hermine lauschte angestrengt und
hörte mir nicht mehr zu.
    »Sehen Sie hier.« Ich holte das Foto aus der Tasche. »Wenn Sie
einmal einen Blick darauf werfen könnten …« Dann verstummte ich und lauschte
auch angestrengt. Schritte näherten sich. Dem Geräusch nach zu urteilen, nackte
Füße, die in Strandlatschen steckten.
    »Quietscheentchen?«, rief eine Stimme. »Wo steckst du denn? Drüben
in der Dusche fehlt das Showergel. Hast du zufällig eine Ahnung, ob noch
welches im Vorratsschrank –«
    Dann öffnete sich die Tür. Da stand ein Mann im hellblauen
Frotteebademantel. Er hieß Thilo Strumpf, aber das überraschte mich nicht mehr,
denn ich hatte ihn schon an der Stimme erkannt. Er starrte uns an.
    Und wir starrten ihn an.
    Einige lange Sekunden war es still.
    »Also gut«, meinte ich. »Ich kann auch gern später noch mal
wiederkommen.«
    Du Idiot! , formten Hermines Lippen stumm,
aber doch klar und deutlich.
    »Ich weiß ja jetzt, was ich wissen wollte«, sagte ich, winkte den
beiden zu und wandte mich zum Ausgang.
    Aber so leicht wollten sie mich nicht davonkommen lassen. Als
ich mich der Haustür näherte, war deutlich zu hören, dass die Badeschlappen mir
dicht auf den Fersen waren. Ich öffnete die Haustür und trat nach draußen.
    »Frings!«
    Ich blieb stehen.
    »Warten Sie!«
    Die Schlappen kamen zum Stillstand. Der Mann im Bademantel stand vor
mir.
    »Sie werden sich erkälten«, sagte ich.
    »Und Sie werden das vergessen.«
    »Was denn?«
    »Das gerade im Haus. Es hat nicht stattgefunden. Sie haben mich
nicht gesehen.«
    »Aber Herr Strumpf«, sagte ich unschuldig. »Würde ich das behaupten,
wären Sie doch der Erste, der mich der Lüge bezichtigen könnte.«
    »Ich würde etwas ganz anderes tun«, zischte er wütend. »Nämlich
dafür sorgen, dass Sie nie wieder als Detektiv arbeiten dürfen.«
    »Ach ja?«
    »Denken Sie bloß nicht, ich hätte nicht Mittel und Verbindungen, das
zu tun.«
    »Mittel und Verbindungen. Glauben Sie ernsthaft, Sie könnten mich
mit dieser Robert-De-Niro-Nummer beeindrucken?« Damit wollte ich ihn stehen
lassen, aber er packte mich am Arm.
    »Ich habe mich wohl nicht klar ausgedrückt«, sagte er.
    »Ich an Ihrer Stelle hätte mich weniger klar ausgedrückt«, gab ich
zurück. »Das wäre weniger peinlich gewesen.«
    Er hielt mich immer noch fest, also riss ich mich los. Da schubste
er mich. Ich schubste zurück. Strumpf taumelte plötzlich und fiel in den
Schnee.
    »Oh Gott, mein Arm!«, stöhnte er.
    »Jetzt kommen Sie schon, so schlimm war das doch nicht«, sagte ich
und wollte ihm aufhelfen.
    »Fassen Sie mich nicht an!«, brüllte er mit schriller Stimme und
mimte weiter den Schwerverletzten, schleppte sich zur Hauswand und arbeitete
sich mühsam in die Aufrechte. »Das wird Ihnen noch mal leidtun, Frings, und
zwar schon sehr bald! – He, Sie!« Mit dem unverletzten Arm winkte er einem Mann
zu, der gerade in diesem Moment aus dem Wagen stieg. Es war Sundance. »Kommen
Sie schon her. Sie werden bezeugen, dass dieser Mann mich tätlich angegriffen
hat.«
    »Würde ich ja gern«, sagte Sundance, »aber ich musste auf das Navi
achten. Ich kenne mich hier nicht so gut aus, wissen Sie?«
    Strumpf verschwand im Haus, nachdem er mir noch etwas von einem
Nachspiel zugerufen hatte, das das haben würde.
    Sundance bot mir an, mich nach Hause zu fahren. Er sei zufällig auf
dem Heimweg hier vorbeigekommen, meinte er. Überhaupt fühle er sich schon mehr
als Privatdetektiv denn als Bodyguard. »Das war gar nicht schlecht eben«,
meinte er. »Für einen Anfänger.«
    »Wovon sprechen Sie?«
    »Ich meine, wie Sie es dem Kerl gezeigt haben.«
    »Aber ich hab es ihm doch nicht gezeigt. Er hat sich fallen lassen.
Das war eine lupenreine Schwalbe.«
    »Ja, ja«, sagte er und grinste. »Wenn Sie das sagen. Aber wenn Sie
wollen, zeige ich Ihnen gern etwas. Sagen Sie nur Bescheid.«
    »Sie zeigen mir etwas? Was denn?«
    »Nur ein paar Handgriffe. Wenn Sie die draufhaben, quatscht Sie
keiner mehr von der Seite an, das garantiere ich Ihnen.«
    »Nein, danke«, sagte ich.
    Sundance fuhr mich bis direkt vor die Haustür. Während der Fahrt
plapperte er fröhlich daher, die Entscheidung zum Berufswechsel schien ihm
gutzutun.

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