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Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Und ich signalisierte meine Bereitschaft, ihn dabei zu unterstützen.
Als ich aus dem Wagen stieg, zog er etwas aus dem Handschuhfach und hielt es
mir hin. Es war ein Foto. »Das wäre schon mal was zum Einstand«, meinte er.
    Das Foto zeigte Hauptkommissar Düsseldorf auf einer feuchtfröhlichen
Veranstaltung. Düsseldorf sah ziemlich angetrunken aus. Auf dem Kopf trug er
eine weihnachtliche Zipfelmütze. Und auf seinem Schoß saß ein Mädchen mit einer
ähnlichen Kopfbedeckung. Sonst trug sie nichts, außer vielleicht einem
hauchdünnen Stringtanga, aber das konnte man auf dem Foto nicht so genau sehen.
»Das ist ja …«, staunte ich.
    »Ein kleiner Beitrag zu Ihrem P. F .«
Er nickte mir freundlich zu. »Solche Fotos können im Zweifelsfall sehr nützlich
sein.«
    » P. F. ? Was soll das sein?«
    »Personal Firewalling.« Sundance blinzelte
vielsagend. »Sie wissen doch: Ich hab was Peinliches über dich und du hast was
über mich. Also sind wir die besten Freunde.« Damit gab er Gas.
    »Klar«, sagte ich. »Weiß ich doch.«

20
    Am Nachmittag besuchte ich Gorbitsch in der
Untersuchungshaft.
    Der Besucherbereich machte einen recht gemütlichen Eindruck, auf den
Tischen brannten Kerzen, und an den Fenstern hingen Strohsterne und welche aus
Silberpapier. Meinem Expartner schien es an nichts zu fehlen.
    »Nett, dass du mich besuchst, Ole.«
    Ich setzte mich zu ihm an den Tisch. »Was hast du mit Strumpf zu
schaffen?«
    »Strumpf? Warum fragst du?«
    »Hör auf mit dem Theater, Gorbitsch. Es geht um deinen Kopf, schon
vergessen? Du hättest mir sagen sollen, dass du ihn zum Klienten hast.«
    »So, hätte ich? Und was ist mit der Schweigepflicht? Hast du davon
vielleicht mal gehört?«
    »Scheiß drauf!«, sagte ich. »Erstens bist du kein Arzt, und
zweitens: Strumpf ist zurzeit mein Hauptverdächtiger.«
    Gorbitsch griff nach der Tüte Spekulatius, die ich mitgebracht
hatte, und öffnete sie. »Wenn schon, aber ich ermittele doch nicht gegen ihn.
Für mich gilt die Unschuldsvermutung.«
    »Er zahlt dir ein nettes Gehalt. Ich frage mich, wofür.«
    Eine Weile versuchte er, meinem Blick auszuweichen. »Tut mir leid«,
sagte er dann. »Das ist vertraulich.«
    »Ich kann dir aber nicht helfen, wenn du mir Dinge verheimlichst.«
    »Tja, dann hilf mir eben nicht, Ole.«
    »Früher waren wir mal Partner«, sagte ich. »Ich hab mir wohl nicht
klargemacht, wie lange das schon her ist.«
    »Wir waren Partner, stimmt«, bestätigte er. »Aber damals warst du
auch schon so, wenn man’s recht betrachtet. Es hat sich nicht geändert.«
    »Wie war ich?«
    »›Ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nicht die Wahrheit sagst.‹«
Es krachte, als Gorbitschs Kiefer den Spekulatius zermalmte. »Diese
Scheinheiligkeit. Im Grunde bist du nur süchtig danach, alles unter Kontrolle
zu haben.«
    »Sehr scharfsinnig«, seufzte ich genervt. »Machst du das etwa immer
noch? Liest du immer noch diesen Psycho-do-it-yourself-Scheiß?«
    »Das ist kein Scheiß. Nimm zum Beispiel die Paartherapie. Wenn du
einen Partner hast, ist das ungemein nützlich. Auch beruflich.«
    »Na klar.«
    »Abgesehen davon bist du eifersüchtig.«
    »Eifersüchtig? Lächerlich! Auf wen denn wohl?«
    »Auf Svedlana. Das ist mir vom ersten Moment an klar gewesen.«
    »Sag mal, spinnst du? Ich kenne die Frau doch gar nicht.«
    »Weißt du was, Ole? Es ist nicht nur die Kontrollsucht. Du gönnst
mir nicht, dass eine Frau wie sie sich für mich interessiert. Und deshalb musst
du sie mir ausspannen.«
    »Ausspannen, so ein Schwachsinn! Außerdem hast du neulich erzählt,
sie sei nur eine Aushilfskraft, nichts weiter.«
    »Ist sie ja auch.«
    »Na, siehst du. Sag ich doch.«
    »Sonst noch was?«
    »Nein, das war schon alles.« Ich stand auf und griff nach der Tüte.
    Er hielt sie fest und ließ nicht los. »Die Kekse bleiben hier! Ich
habe doch sonst nichts.«
    »Das sind Spekulatius, keine Kekse. Angeblich übertragen sie das
Virus, deshalb gibt’s die jetzt überall im Angebot.« Ich überließ ihm die Tüte.
»Wünsche dir noch viele spannende Verhöre, Gorbitsch.«
    Auf dem Rückweg zeigte sich der nette vorweihnachtliche Winter
wieder einmal von seiner unangenehmen Seite. Die Sonne hatte sich schon seit
einiger Zeit hinter dicke Wolken zurückgezogen, die Temperaturen waren leicht
gestiegen, und als ich auf Aristides’ rostigem Torso von einem Fahrrad die
Promenade entlangstrampelte, fielen wie aus einem feigen Hinterhalt fette,
nasse Schneeflocken über mich her.

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