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Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Rückversicherung
nützlich sein können. Und auch das zur Erinnerung: Falls Sie sich nicht an
unsere Abmachung halten oder den Versuch unternehmen sollten, mit den von Ihnen
gewonnenen Erkenntnissen auf andere Weise Gewinn zu machen, wird das für Sie
Folgen haben. Abgesehen davon können Sie sich dann Ihr komfortables Honorar
komplett abschminken. Mit streng vertraulichem Gruß,
    H.
    Personal Firewalling. Political Affair Design. Was trieb Gorbitsch eigentlich? Konnte man ihn überhaupt noch als
Privatdetektiv bezeichnen? Enthielt dieser Brief am Ende das Geheimnis seines
mysteriösen Wohlstands? Mein Expartner hatte offenbar einen großen Auftrag an
Land gezogen, einen halbseidenen, davon ging ich aus, sonst hätte er mit
Sicherheit auf irgendeine Weise vor mir damit angegeben. Der Auftrag bestand
darin, dass er für seinen Klienten Daten sammelte. Was für Daten und zu welchem
Zweck? Und wer war dieser H.? Ich blätterte weiter und überflog das letzte
Blatt: Es war der Ausdruck einer Rede oder eines Manifests, genauer gesagt, nur
ein einseitiges Fragment von etwas Langatmigem, Wortreichem. Mein flüchtiger
Blick blieb an einer Stelle kleben: Und deshalb genügt es
eben nicht, hieß es da, dass wir demokratische und
mündige Individuen sind . Heutzutage kommt es
letztlich darauf an, automobil zu sein.
    Nein!, dachte ich. Das wäre ja ein lächerlicher Zufall, das kann
einfach nicht sein. Was wusste ich schon, was Gorbitsch dazu gebracht hatte,
dieses ADAP -Pamphlet zu seinen Unterlagen zu
heften? Das konnte die verschiedensten Gründe haben, auch wenn mir momentan
keiner einfiel. Jedenfalls bewies es wohl noch lange nicht, dass …
    Ein lautes, schrilles Geräusch ließ mich zusammenfahren. Es ging
durch Mark und Bein und klang wie der Todesschrei eines Huhns. Was ging hier
vor? Obwohl ich nicht abergläubisch war, befiel mich eine Gänsehaut. Auf
Zehenspitzen schlich ich ans Fenster zurück. Der Gartenstuhl stand nach wie vor
schneebedeckt auf der verschneiten Terrasse. Von Frau Klamm keine Spur, auch
nicht von ihrem Geist.
    Und dann schrie es noch einmal. Dieses Mal aber hörte ich genauer
hin: Der Schrei klang nur so ähnlich wie das Lachen
der seligen Klamm. In Wirklichkeit stammte er nicht von einem Lebewesen,
sondern von einem Möbel. So klang es, wenn man eine schwere Kommode zur Seite
schob. Und das bedeutete: In Klamms Haus war jemand! Wenn es niemand von der
Kripo war, schnüffelte er illegalerweise an einem versiegelten Tatort.
    Ohne lange zu überlegen, lief ich ins Schlafzimmer und öffnete die
Balkontür. Ein Vorteil dieser schmalen Häuschen war, dass man nicht durch die
Haustür musste, um nach nebenan zu gelangen. Man konnte von einem Balkon zum
anderen klettern, solange man darauf achtete, dass man im Schnee nicht
ausrutschte. Drüben angekommen, hatte ich gleich noch einmal Glück: Klamms
Balkontür war zwar geschlossen, aber die Klinke innen stand waagrecht. Die Tür
war nicht verriegelt. Im nächsten Augenblick war ich drin. Das Geräusch war
hier oben aus dem ersten Stock gekommen, da war ich mir sicher. Ich schlich zur
Tür, öffnete sie vorsichtig und lugte in den Flur. Niemand da. Das, was bei
Gorbitsch als Arbeitszimmer diente, war in diesem Haus ein Gästezimmer. Aber
auch hier war niemand. Hatte ich mich verhört?
    Dann schnappte eine Tür zu. Ich hastete zurück ins Treppenhaus,
wieder ins Schlafzimmer. Sah aus dem Fenster. Zu spät: Fußspuren im Schnee
führten direkt auf die Hecke des linken Nachbargrundstücks zu, das von hier aus
nicht einsehbar war. Der Unbekannte war über die Terrasse hinausgelangt und
hatte sich durch den Garten verkrümelt. Zurück blieb nur ein deutlich
wahrnehmbarer Geruch: ein schweres, sinnliches Parfum. Ich musste mich schon
sehr täuschen, wenn der Eindringling ein Mann gewesen war.
    Also schön, wo ich nun schon hier war, konnte ich auch noch ein
bisschen herumschnüffeln. Leider wusste ich nicht so recht, wonach ich suchte.
Das Telefon klingelte, unten lief der Anrufbeantworter an: Eine Freundin wollte
sich vergewissern, ob es in Ordnung sei, wenn Silke zur Weihnachtsfeier des
Kegelclubs einen Shrimps-Salat mitbrachte, so wie letztes Jahr, allerdings wenn
möglich ohne diese scharfe Mayonnaise. Ich lief die Treppe hinunter, dann fiel
mir ein, dass ich das Haus nicht durch die versiegelte Tür verlassen konnte.
Also drehte ich wieder um und stand vor einem großen Fotorahmen von der Art,
wie man sie zu runden Geburtstagen verschenkt. Er war

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