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Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Sie nahmen mir die Sicht, zerflossen auf
meinem Gesicht und krochen unter Jacke, Pulli und Socken. Eine Weile schlug ich
mich wacker, aber die Übermacht war zu groß, sodass ich aufgeben musste. Ich
stieg ab, und genau in diesem Moment raste etwas Dunkles von hinten heran.
»Pass doch auf, du blöder Arsch!«, fluchte es wütend, unternahm einen
vergeblichen Bremsversuch mit den Schuhsohlen, kollidierte mit meinem Rad und
verschwand, nochmals fluchend, im Schneetreiben.
    Radfahrer – ein ewiges Thema in dieser Stadt. Sie waren wie
verwöhnte Einzelkinder, die immer ihren Willen bekamen. Gefielen sich in der
Pose der geistig überlegenen Lebensform, dabei verfügten sie nicht mal über
funktionierende Bremsen. Ich lehnte den kläglichen Rest meines fahrbaren
Untersatzes, der jetzt auch nicht mehr nach rechts abbiegen konnte, an einen
Baum, und schlug mich zu Fuß nach Hause durch.
    In meiner Wohnung blieb mir nicht viel Zeit zum Aufwärmen. Es
klingelte, ich drückte den Türöffner und stand kurz darauf einer jungen Frau
mit rot verfrorenem Gesicht gegenüber, die in eine dieser kunstfasernen
Bomberjacken eingepackt war, die an Fahrradschläuche erinnern. Deshalb erkannte
ich sie zunächst nicht.
    »Malenkow«, stellte sie sich vor. »Sie sind Herr Frings, der
Detektiv?«
    Jetzt fiel der Groschen. »Und Sie Svedlana, Gorbitschs Assistentin.«
    »Ich wollte Sie mal kennenlernen«, sagte sie, während sie an mir
vorbei in die Wohnung trat und eine Reisetasche im Flur abstellte. »Ihr
ehemaliger Partner, also mein Chef, hat von Ihnen erzählt und mich neugierig
gemacht.«
    »Er hat von mir erzählt?«, wunderte ich mich.
    »Nicht direkt.« Svedlana schälte sich aus ihrer winterlichen Hülle
und reichte sie mir, damit ich sie an die Garderobe hängte. »Nein, eigentlich
im Gegenteil. Das hat mich ja neugierig gemacht.«
    Die Art und Weise, wie diese Frau ablegte, war sehenswert. Unter der
unförmigen Winterjacke trug sie einen figurbetonenden schwarzen Pulli, den sie
gleich mit abstreifte. Eine helle Bluse kam zum Vorschein, die recht großzügig
dekolletiert war. Zum Abschluss schüttelte sie effektvoll ihr dunkles Haar auf.
    »Sie sind also hier, weil Gorbitsch nichts über mich erzählt hat?«,
fasste ich zusammen.
    »So in etwa. Aber auch, weil ich jetzt für Sie arbeiten will. Schließlich
ist Gorbitsch hinter Gittern, nicht wahr?«
    »Tja, ich fürchte allerdings, das wird leider nicht gehen.«
    Svedlana sah tieftraurig aus. Regelrecht betroffen. »Warum nicht?«
    »Weil ich kein großzügiges Detektivbüro betreibe so wie er, mit Vor-
und Wartezimmer und Kaffeeautomaten. Da ist nur das, was Sie hier sehen.«
    Sie musterte meine bescheidenen Räumlichkeiten, die auch nur in
bescheidenem Maße gepflegt waren, und wirkte ziemlich ernüchtert. Aber dann
trat sie ganz nah zu mir, was mich in den Genuss ihres Parfums brachte, eines
düsteren und gleichzeitig betörenden Duftes. Eines Duftes, den ich nicht zum
ersten Mal wahrnahm.
    »Was hatten Sie denn in Silke Klamms Haus zu suchen, Frau
Malenkow?«, fragte ich.
    »Svedlana.« Die Russin lächelte geheimnisvoll. »Darüber wollte ich
doch gerade sprechen.«
    »Also gut. Kann ich Ihnen etwas anbieten? Wodka vielleicht?«
    »Ich möchte lieber Ihnen etwas anbieten. Wichtige Informationen.«
    »Was für Informationen?«
    »Sehen Sie, Herr Frings …«
    »Ole«, sagte ich.
    »Sieh mal, Ole: Ich dachte mir, dass die Dinge, die ich in Herrn
Gorbitschs Auftrag herausgefunden habe, vielleicht auch für dich interessant
sein könnten.«
    »Womit hat Herr Gorbitsch Sie denn beauftragt? Er hat irgendwelche
krummen Dinger für Strumpf gedreht, richtig?«
    »Was ist denn jetzt mit dem Job?«, fragte sie, statt mir zu
antworten. »Das muss ich erst wissen, bevor ich Geheimnisse ausplaudere.«
    »Na schön«, sagte ich. »Vielleicht. Ich werd’s mir überlegen.«
    »Außerdem bräuchte ich einen Platz für die Nacht. Meine Wohnung ist
gekündigt, und ich weiß nicht, wohin.«
    »Sie wollen hier einziehen?«, fragte ich blöde.
    »Du«, verbesserte mich Svedlana. »Ich werde dich auch bestimmt nicht
stören. Kein Problem, ich schlafe auf der Couch.« Wieder dieses Lächeln. »Wenn
du darauf bestehst.«
    »Erst sagst du mir was über die krummen Dinger.«
    »Thilo Strumpf«, erklärte sie, »leidet unter Verfolgungswahn. Er
bildet sich ein, dass alle Menschen, mit denen er zu tun hat, ihm ein Messer in
den Rücken stoßen wollen, sobald er sich nur umdreht. Für einen

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