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Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Privatdetektiv
kann dieses Leiden sehr gewinnbringend sein.«
    »Ich weiß, Gorbitsch hat für Strumpf das Personal
Firewalling gebastelt«, sagte ich betont gelangweilt, um ihr
klarzumachen, dass sie mir nichts Neues erzählte.
    »Und ich habe ihm dafür die meisten Informationen beschafft.
Informationen beschaffen ist meine Stärke.« Frau Malenkow schnappte sich die
Reisetasche und begab sich in mein Schlafzimmer. »Du hast doch nichts dagegen,
dass ich mich umziehe?«, meinte sie. »Wir können uns weiter unterhalten.«
    »Strumpf hat etwas mit der Tiedemann«, sagte ich vom Flur aus. »Als
ich heute zu Besuch war, kam er im Bademantel aus der Dusche.«
    »Was beweist das schon?«
    »Er nannte sie außerdem Quietscheentchen.«
    »Möglich, dass er mit ihr geschlafen hat«, räumte Svedlana ein. »Wie
gesagt: Strumpf ist ein Kontrollfreak, nichts anderes steckt dahinter.«
    »Aber wenn er mit ihr schläft, bedeutet das denn nicht, dass er auch
etwas mit ihr hat?«
    »Er fürchtet sich nur vor Hillgruber, der grauen Eminenz. Ihm gönnt
er nicht, dass er heimlich mit Hermine herummacht.«
    »Hillgruber und Hermine? Die beiden können sich doch nicht
ausstehen, das ist offensichtlich.«
    »Na und? Es ist wie im Kalten Krieg: Der Feind meines Feindes ist
mein Freund. Wenn Strumpf mit Hermine ins Bett geht, dann nur, um Hillgruber
eins auszuwischen.«
    »Personal Firewalling«, sagte ich.
    »Das ist wieder ganz was anderes.« Svedlana kam aus meinem
Schlafzimmer. Sie trug jetzt eine beige, recht durchsichtige Bluse und darunter
den BH , von dem Gorbitsch neulich behauptet
hatte, er sei ein Geschenk für ihre Schwester in St. Petersburg.
    »Woher weißt du eigentlich so viel über diese Dinge?«, wollte ich
wissen.
    »Meine Mutter arbeitet in einer Kommission im Kreml, die Putin
persönlich ins Leben gerufen hat. Es geht um demokratische Spielregeln und was
man dagegen tun kann.« Ihre Fingerspitzen lagen auf meiner Hand. »Hast du es
dir jetzt überlegt?«
    »Was denn?«
    »Das Zimmer. Nur für ein paar Tage«, bettelte sie. »Bis ich eine
andere Bleibe gefunden habe.«
    »Also schön«, knickte ich ein. »Wir werden uns schon zusammenraufen,
was? Ich meine natürlich: nicht in die Quere kommen.«
    »Gut«, freute sie sich. »Wie wäre es jetzt mit dem Wodka?«

21
    Am selben Abend in der Chefetage des »World of Christmas«:
Franz Schubert stand am Fenster und blickte in das winterliche Schneetreiben
hinaus. Lang ist’s her, dachte er, dass ich tatsächlich daran geglaubt habe,
oben im Himmel würde eine alte Frau Federbetten aufschütteln. Schöne
Federbetten müssen das sein, löchrig wie ein Sieb, dass so viel Zeug
herausrieseln kann. Minderwertige Billigware, produziert in China. Er ging zur
Minibar und goss sich ein Glas »Weihnachtsgeist« ein. Hochprozentiger, eine Kreation
aus eigenem Haus, lieferbar mit Lemon-, Tonic- und Himbeergeschmack. Was da vom
Himmel rieselte, war nichts als Wasser, aber das Magische daran war, dass es
die Leute in Weihnachtsstimmung versetzte und dazu brachte, zu Tausenden in
seinen Laden zu strömen. Tolle Sache, dieser Schnee, dachte er, hätte glatt
meine Erfindung sein können. Schnee, das ist nichts anderes als Asche –
wirtschaftlich gesehen.
    Der Weihnachtstycoon betastete das Goldkettchen unter seinem
Rüschenhemd. Eine seltsame Zeit, dieses Weihnachtsfest. Alle regten sich
darüber auf, dass es angeblich nur um Geld ging. Um Gewinn. Aber die schlichte
Wahrheit war: ohne Gewinn auch kein Weihnachten und kein Friede auf Erden und
den Menschen kein Wohlgefallen. Das alles gab es nicht zum Nulltarif. Hier
zeigte sich die ganze Verlogenheit frommer Gemüter. Herzenswärme, Geborgenheit,
Tiere, die sprechen konnten, Todfeinde, die sich plötzlich weinend in den Armen
lagen und solcher Kitsch. Menschen wie Ebenezer Scrooge, die es wagten,
Klartext zu reden und die lauwarme Blase aus falschen Gefühlen zum Platzen zu
bringen, wurden geächtet und vor aller Welt an den Pranger gestellt. Von mir
aus auch das, dachte Schubert. Solange es dem Umsatz dient.
    Der Unternehmer liebte diese Abende, die er ganz für sich hatte.
Abende ohne Trubel, fernab von nervenzehrender Familienhektik, endlosen
Disputen um den passenden Weihnachtsbaum oder das richtige Fernsehprogramm. Man
machte es sich gemütlich, gönnte sich einen Drink und sah sich einen Film an,
den man ganz allein aussuchen durfte. Schubert ging zum DVD -Regal
und nahm eine Disc heraus. »Scharfe Kätzchen zur Heiligen Nacht«.

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