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Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Seine
Vorratsdatenspeicherung ist vorbildlich.«
    »Aber ich habe kaum etwas bei ihm gefunden. Nur eine dünne Akte.«
    »Denkst du, er hat solche sensiblen Informationen im Bücherregal
stehen? Die Daten sind auf seiner Festplatte. Sämtliche Informationen über
Hillgruber oder Noteboom oder wie sie alle heißen. Auch über Strumpf. Da
findest du alles, auch das, was du nicht wissen willst.«
    »Strumpf war doch sein Auftraggeber.«
    »Stimmt. Und ich war Strumpfs Rückversicherung.«
    »Was warst du?«
    »Eine Grundregel: Für den Fall, dass die Person, die du engagierst,
ihr Wissen gegen dich benutzt, brauchst du eine andere, die dir dann Wissen
über diese Person zur Verfügung stellt.«
    »Verstehe«, nickte ich. »Und Gorbitsch hat sich dann auch gegen
Strumpf abgesichert?«
    »Ganz genau. Du begreifst schnell. Übrigens habe ich das für ihn
erledigt.«
    »Moment: Du hast Gorbitsch in Strumpfs Auftrag bespitzelt und
gleichzeitig Strumpf in Gorbitschs Auftrag?«
    »Spricht etwas dagegen?« Svedlana hatte ihre Zigarette aufgeraucht
und kam wieder ins Bett. »Und jetzt lass uns noch mal das Gleiche wie eben
machen …«
    Ausgerechnet in diesem denkbar unpassenden Moment klingelte es an
der Tür.
    »Wer kann das jetzt noch sein?«
    »Niemand«, sagte ich und küsste sie. »Jedenfalls interessiert es
niemanden.«
    Anscheinend aber doch, denn sie löste sich von mir, sprang aus dem
Bett und lief zur Tür.
    »He!«, rief ich ihr nach. »Leg wenigstens ein Handtuch um!«
    Keine Ahnung, ob sie es tat. Sicher war nur, dass es Ärger gab,
sobald sie geöffnet hatte. »Ich wollte nur kurz unter die Dusche«, hörte ich
ihre Stimme. »Seit wann muss ich dich immer um Erlaubnis fragen, wenn ich
ausgehe?«
    »Ach ja, und kannst du mir vielleicht auch verraten, wieso du
ausgerechnet bei ihm duschst?« Das war Gorbitschs Stimme. Was hatte der Kerl
hier verloren?
    Ich stand auf und zog mir etwas über.
    Klar, dass Gorbitsch sauer war. »He«, sagte ich. »Warum rufst du
nicht an, bevor du hier vorbeischneist? Willst du noch was essen oder kann ich
dir sonst was anbieten?«
    »Hör auf mit dem Scheiß.«
    Svedlana kam herein. Sie hatte ein Badetuch umgelegt, aber ihre
Verhüllung war zu spärlich, als dass sie zur Entschärfung der Situation hätte
beitragen können. »Es ist nicht so, wie du denkst«, sagte sie, was in diesem
Aufzug wie ein Hohn wirkte.
    »Oh doch!«, ereiferte sich Gorbitsch dann auch mit schriller Stimme.
»Es ist genau so, wie ich denke. Mir erzählst du, du joggst eine Runde um den
Weihnachtsmarkt. Aber in Wirklichkeit treibst du es mit meinem Expartner.«
    »Joggen?« Ich wurde hellhörig. »Moment mal: Mir erzählst du auch, du
gehst joggen. Heißt das, du bist in der Zeit immer bei ihm?«
    »Spiel jetzt bitte nicht den Eifersüchtigen«, fiel Gorbitsch über
mich her. »Du hast es gerade nötig.«
    »Aber siehst du denn nicht, Jan, sie treibt mit uns beiden das
gleiche Spiel.«
    »Wie war das noch? ›Sie ist gar nicht mein Typ, Jan. Ihre laszive
Art, dieses Gehabe finde ich geradezu affig.‹«
    »Du findest mich affig?«, stellte Svedlana mich zur Rede.
    »Nein, das habe ich so nie gesagt.«
    »Hat er doch«, sagte Gorbitsch. »Ich schwöre.«
    »Egal, was auch immer ich gesagt habe, das ist doch jetzt nicht
wichtig.«
    »Aber ich möchte es gern wissen. Es interessiert mich sehr.«
    »Ich habe es nur so dahingesagt. Aber nicht, weil ich es so meinte.«
    »Allerdings nicht«, sagte Gorbitsch.
    »Nicht, weil du es so meintest?«, wollte Svedlana wissen. »Warum
hast du es dann gesagt?«
    Am meisten nervte mich, dass Gorbitsch versuchte, mich
anzuschwärzen, nur um selbst bei ihr freie Bahn zu haben. Also versuchte ich
das Gleiche mit ihm. Ein Wort ergab das andere, eine lächerliche Szene. Die
schöne Weihnachtsstimmung ging unwiederbringlich den Bach hinunter. Alles kam
auf den Tisch, die uralten Geschichten, wer denn daran schuld war, dass wir
damals als Team gescheitert waren und wieso es von Anfang an Schwachsinn
gewesen war, dass wir es überhaupt miteinander versucht hatten. Aber sosehr wir
auch aufeinander eindroschen, allmählich schlich sich Langeweile in die immer
gleichen Vorwürfe und Entgegnungen und keiner hatte mehr so richtig Lust, sich
zu streiten. Als Svedlana plötzlich in ihrem Joggingzeug dastand und
ankündigte, noch eine Runde zu drehen, ging uns beiden die Puste aus. Die
Wohnungstür fiel hinter ihr ins Schloss, danach war es still.
    »Es war ein langer Tag«, sagte ich müde.

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