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Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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»Von mir aus verpass mir
eine, wenn du dich danach besser fühlst. Oder nimm dir ein Bier aus dem
Kühlschrank.«
    Er brachte mir sogar eins mit. Für eine Weile hockten wir schweigend
am festlich gedeckten Tisch. Die Kerzen brannten immer noch.
    »Jetzt ist sie joggen«, meinte Gorbitsch.
    »Bei wem wohl?«, überlegte ich.
    »Bei wem auch immer«, sagte er. »Wen interessiert’s?«
    »Stimmt das eigentlich«, fragte ich nach einer Weile, »dass du auf
deinem Computer so gut wie alles hast über diesen Scheißfall?«
    »Hat sie dir das erzählt?« Er schüttelte den Kopf. »Dann kannst du
dir ja selbst denken, was du davon zu halten hast.«
    »Ist auch egal«, sagte ich. »Übermorgen ist Weihnachten. Der Fall
ist so gut wie gelöst.«
    »Das bedeutet also, du weißt, wer Strumpf ermordet hat?«
    »Susann Bolzenius, so wie du von Anfang an gesagt hast. Sie ist der
Geist der Weihnacht.«
    »Okay, aber dann hat sie irgendeinen Heini, der ihr verpflichtet
ist. Der nicht Nein sagen kann und deswegen den Geist spielen muss. Wer käme da
in Frage? Conny Löwenich?«
    »Wie kommst du jetzt auf den? Der kennt die Bolzenius nicht mal.«
    »Fiel mir nur so ein.« Gorbitsch winkte mit seiner leeren Flasche.
»Weil er Schauspieler ist. Er könnte einen Geist spielen.«
    Ich gab ihm eine neue. »Nein, nein, da ist noch ein anderer Typ. Ein
Kobold, geistig derangiert und vollkommen unberechenbar. Ihr Agent, er nennt
sich Laurenz. Aber seine Statur passt nicht. Der Mann ist viel zu klein, um
Geist der Weihnacht zu sein.«
    »Hat die Polizei überhaupt schon rausgefunden, woher das Gift
stammt?«
    »Fische«, sagte ich. »Japanische Kugelfische.«
    »Die gibt’s nicht in der Tiefkühltruhe, sondern nur frisch. Du
suchst also jemanden, der ein Aquarium hat.«
    Treffer!, dachte ich. Als seriöser Ermittler war Gorbitsch eine
Niete, aber wenn er mit einer Flasche Bier herumsaß und laut nachdachte, war er
nicht zu schlagen. Natürlich wusste ich, wo ein Aquarium stand, ich hatte es
erst vor wenigen Stunden besichtigt, aber das war noch nicht alles: In
derselben Wohnung war ich auch dem Geist der Weihnacht begegnet, mein
übelkeitsbedingtes Blackout hatte die Erinnerung daran nur überdeckt.
    »Ole, alles in Ordnung?«, drang Gorbitschs Stimme zu mir durch.
    »Es war kein wirklicher Geist«, überlegte ich laut. »Nur eine
Verkleidung.«
    Mein Expartner warf mir einen besorgten Blick zu. »He, bist du
sicher, dass dir der Fall nicht über den Kopf wächst?«

28
    »Du musst mir dein Auto leihen«, sagte ich am nächsten
Morgen zu Gorbitsch. Svedlana war immer noch nicht zurück. Inzwischen regnete
es und ich hatte keine Lust, bei dem Sauwetter zu Fuß zum Hafen zu laufen.
    »Kommt nicht in Frage«, sagte er. »Du hast schon zwei Fahrräder zu
Klump gefahren.«
    »Hey, der Fall steht unmittelbar vor der Aufklärung. Ottmar Noteboom
ist der Weihnachtsgeist, das weiß ich jetzt.«
    »Gestern hast du noch gesagt, die Bolzenius war’s.«
    »Ich meine doch den Deppen, der für seine Tochter die Drecksarbeit
erledigt.«
    »Seine Tochter?«
    Ich holte Brötchen vom Bäcker und wir frühstückten.
    Gegen halb zehn trudelte Svedlana ein. »Hi, seid ihr immer noch da?«
    »Zehn Stunden joggen«, sagte Gorbitsch. »Starke Leistung.«
    »Wir sollten reden«, schlug ich vor.
    »Später. Erst muss ich unter die Dusche.«
    »Na schön«, sagte Gorbitsch und starrte auf ihren Hintern, bis sich
die Schlafzimmertür hinter ihr geschlossen hatte. Dann wandte er sich an mich.
»Du kriegst die Karre. Hau ab, und ich halte so lange die Stellung.«
    Als ich gerade losfahren wollte, klingelte mein Handy.
    »Schubert hier«, meldete sich der Mann am anderen Ende.
    »Wie geht’s Ihrem Augenlicht?«, erkundigte ich mich.
    »Deswegen rufe ich an, Herr Frings. Ich war blind und kann wieder
sehen. Halleluja, ich bin geheilt!«
    »Wie war das?«
    »Sie haben mir die Augen geöffnet, Frings«, jubilierte er. »Nein,
nicht Sie. Dieser gute Geist, der mich mit allem Recht und Nachdruck vom Weg
der Sünde auf den der Tugend und Fairness zurückbringen wollte und in der Tat
vor unkonventionellen Methoden nicht zurückschreckte.«
    »Geht es Ihnen gut, Herr Schubert? Falls Sie gerade den Verstand
verlieren sollten, vertrauen Sie sich mir an. Ich könnte jemanden anrufen.«
    »Ich möchte Sie einladen. Sie und Ihren netten Kollegen, Herrn …«
    »Gorbitsch?«
    »Zu einem kleinen, bescheidenen Weihnachtsessen. Als Dankeschön. Und
weil es schon fast Weihnachten ist

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