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Tod von Sweet Mister

Tod von Sweet Mister

Titel: Tod von Sweet Mister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Woodrell
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entlang. Es dauerte nur eine Minute, und alles war okay, bis auf den Augenblick, als mir ein Auto entgegenkam und die großen Scheinwerfer mich blendeten. Glenda murmelte etwas, aber nicht wegen meiner Lenkkünste. Ich schloss die Augen vor dem blendenden Licht und rührte mich nicht, so als würde ich versuchen, das Gleichgewicht zu halten, so als würde mein Gleichgewicht den Wagen auf der Straße halten.
    Das Blaulicht brachte mich nicht durcheinander.
    Die Einfahrt war vielleicht hundert Meter lang und gewunden. Die Zufahrt ging mitten durch den Friedhof und bestand aus zwei Spuren mit einem kleinen Streifen Erde und Gras dazwischen. Der Polizist folgte uns auf der Zufahrt bis vor das Haus.
    »Kein Wort«, sagte Glenda.
    »Mom, im Haus brennt Licht!«
    »O Scheiße«, sagte sie. »Drück auf P wie Parken.«
    Der Polizist war ausgestiegen, und bis wir auch ausgestiegen waren, stand er schon neben unserem Wagen. Es war ein Polizist aus der Stadt, der mir bekannt vorkam. Er war schon mal hier gewesen.
    »Was zum Henker war das denn da in der Kurve?«
    »Ich hab meine Zigarette fallen lassen und für ein, zwei Sekunden die Konzentration verloren, ich Dummkopf«, sagte Glenda.
    »Aha. Aber da der Junge gefahren ist, wird das als Ausrede nichts bringen.«
    »Was meinen Sie damit, der Junge ist gefahren? Hm? Das ist doch verrückt.«
    »Mrs. Akins, nicht. Sie können einem Hund alle möglichen Flügel umhängen, aber davon wird er auch nicht fliegen. Ich habe den Jungen fahren sehen, das steht nun mal fest.«
    »Ach, na und?« sagte Glenda. »Ich habe Shug das letzte kleine Stück nach Hause fahren lassen, denn irgendwie muss er es ja lernen. Stimmt doch, oder? Jungs müssen das doch irgendwann mal lernen.«
    »Haben Sie getrunken?«
    »Eigentlich nicht.«
    Die Haustür ging auf, und ich sah Red hinter der Fliegentür stehen, sodass er alles sehen und hören konnte, doch dann kam er schnell heraus.
    »Bist du das, Herren?« fragte er.
    »Hallo, Red. Warst du auch brav?«
    »Ja. Was gibt’s denn für ein Problem mit meiner Frau?« Red kam die Stufen herunter, hatte kein Hemd an, aber die Haare waren gekämmt, und er hatte diese Ruhe an sich, die ich schon mal bei ihm gesehen hatte. Meine Knie wurden ganz weich. Mein Herz raste wie wild, als ich ihn scheinbar so ruhig dastehen sah. Er stützte die Hände in die Hüften und versuchte zu lächeln. »Sie hat sich nichts dabei gedacht.«
    »Sie kann gehen«, sagte Herren. »Ich will so etwas nur nicht wieder sehen. Hört sich das fair an, Ma’am?«
    »Sie tragen aber einen mächtig hübschen Schnurrbart«, sagte Glenda.
    »Danke, Ma’am, er fängt die Krümel auch prima auf.«
    Glenda und ich gingen zur Veranda, blieben dort stehen und berührten uns an den Händen.
    »Wann ist denn deine Bewährung rum?«
    »Im Herbst.«
    »Arbeitest du?«
    »Ach, das eine oder andere, mal hier, mal da.«
    Glenda nahm mich bei der Hand, führte mich die paar Stufen der Veranda hinauf und ins Vorderzimmer. Ich konnte ihre Fingernägel auf dem Spülbecken in der Küche klappern hören. Es klang verängstigt.
    »Ich fürchte, diesmal sind wir aber voll reingetreten«, sagte sie.
    Bald fuhr der Streifenwagen davon, und Red kam herein. Er drehte sich an der Fliegentür um und sah hinaus, bis der Polizist außer Sicht war.
    »Er ist fort«, sagte er.
    »Gut«, sagte Glenda. »Er schien nett zu sein.«
    »Ach ja?« Red schlug sie direkt über das linke Auge. Das Tuch fiel herunter und landete auf ihren Schultern. Sie wirbelte herum und klappte zusammen. Er schlug ihr in den Rücken, packte sie an den Haaren, riss daran, bis sie die Hände vom Gesicht nahm, und versetzte ihr noch ein paar Ohrfeigen, peitschte sie mit ausgestreckten Fingern hin und her, zahlreiche laute, knochige Schläge. »Du hättest beinahe dafür gesorgt, dass der ›nette‹ Bulle tot ist, weißt du das? Ich fahr nicht wieder ein – also hätte ich den beschissenen Herren wegputzen müssen, kapiert?«
    »Lass sie in Ruhe«, sagte ich, obwohl ich wusste, dass ich das nicht sagen durfte, dass ich gar nicht mit ihm reden durfte, aber ich tat es. »Ich bin gefahren.«
    Red hatte all diese schlechten Angewohnheiten, aber er war immer noch ziemlich athletisch. Seine Bewegungen waren so schnell wie die einer Fliege. Er traf mich in der Magengrube, versetzte mir einen Schlag, der mich umwarf, und schaffte es noch, mir einen Hieb an den Hinterkopf zu verpassen, bevor ich am Boden lag.
    »Du hast ihn geschlagen! Ich verfluche dich!«

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