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Tod von Sweet Mister

Tod von Sweet Mister

Titel: Tod von Sweet Mister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Woodrell
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WAR ein Haus. Wo immer Drogen lockten, wurde ich hingeschickt. Das Haus gehörte zu einem Nest von Häusern am Highway, einem Dorf namens Wamper, und lag etwas von der Straße zurückgesetzt. Bis zum Haus waren es locker sechzig Schritte. Es war aus Ziegeln gebaut, zweistöckig, vorne stand eine Hoflampe, an der Seite war eine hübsche Steinveranda mit geziegelter Barbecue-Grube. Alte Bäume warfen reichlich Schatten, und auf dem Hof blühten Blumen mit strahlenden Farben an den Rändern.
    »Du spazierst einfach rein, als würdest du hierher gehören«, erklärte Red. »So als seist du der beste Freund von dem Kind, das da wohnt.«
    »Aber der Junge wird doch da sein.«
    »Er ist krank. Er wird nicht viel zu dir sagen, und selbst wenn, kann er absolut nichts machen. Er ist krank.«
    »Das ist doch der Punkt«, sagte Basil. »Der Bursche ist krank, Shug, also geh schnell da rein, bevor er all die Schmerzmittel aufbraucht, die sie ihm geben. Such sie und nimm sie mit.«
    Ich glaube, darauf erwiderte ich nichts.
    Red sah auf das Blatt, das ganz voll war mit Adressen und allen möglichen anderen Informationen.
    »Patty meint, es müsste eine Menge davon da sein. Sie haben das Kind erst gestern Abend entlassen.«
    Basil fuhr zwei Mal rauf und runter, damit ich das Haus und den Weg und die Zugänge sehen und mir alles im Geiste zurechtlegen konnte. Ein Stück weiter an der Straße spielten Nachbarskinder am Waldrand neben einem mickrigen Bach, der zwischen den Häusern hindurchfloss. Sie hatten Spielzeuggewehre mit knallenden Korken und Spielzeughandgranaten, sie lauerten einander im Wald auf und bemerkten uns nicht. Basils Auto war immer noch der hellbraune Impala, den ich mochte, und Basil versuchte, mich bei Laune zu halten. Er fuhr schnell, ließ den Motor aufheulen, zeigte mir, wie man vom zweiten Gang in den vierten schaltete, bis Red meinte: »Na prima, du Idiot, sollen sie uns doch auf dem Weg zu einem Drogenbruch anhalten, damit die Bullen gleich wissen, dass wir hier in der Gegend waren.«
    Jenseits des Baches und der spielenden Kinder wendete Basil, sodass wir wieder in Richtung Ziegelhaus sahen. Er ließ den Impala im Leerlauf tuckern. Ich konnte ein paar der Kinder im Gestrüpp sehen, wie sie flach auf dem Boden lagen und anderen Kindern, die patrouillierten, eine Falle stellten. Dahinter sah ich einen gelben Wagen aus der Einfahrt des Ziegelhauses rollen. Er kam auf uns zu.
    »Kopf runter. Köpfe runter … Okay, er ist weg.« Red zog mich so eng an sich, wie er konnte. »Hör zu, wenn du da drin erwischt wirst und deshalb um dich schlagen oder treten musst, dann ist das okay, dann mach das. Aber stich auf niemanden ein und mach auch sonst nichts Verrücktes.«
    »Mach ich nicht.«
    »Das brauchst du auch nicht«, meinte Basil. »Du brauchst nicht wegen eines Einbruchs um dich stechen, nicht in deinem Alter.«
    »Hau ihnen auch keinen Ziegelstein über den Schädel oder sonst was. Bei so was weiß man nie, wie der Schädel das verträgt, verstehst du, und außerdem hast du keine Vorstrafen.«
    »Und du bist minderjährig.«
    »Du würdest nicht viel kriegen außer einen Satz heißer Ohren vielleicht. Die werden dich heftig ausschimpfen und versuchen, dich zu erschrecken, damit du es dir merkst.«
    »Ich weiß nicht so recht«, sagte ich. »Ich fühl mich nicht so gut dabei.«
    »Bullshit, Bullshit«, entgegnete Red. »Bullshit.«
    »Mach dir nicht in die Hose, Shug. Ehrlich. Ist doch keine Riesensache.«
    »Los jetzt. Raus mit dir, setz deinen fetten Hintern in Bewegung.«
    Sie gaben mir eine Umhängetasche für die Beute. Die Tasche hatte einen Griff, den ich mir über die Schulter hängen konnte, und auf der Tasche stand
Grit
. Es sollte so aussehen, als würde ich von Tür zu Tür gehen und Grit verkaufen, eine Provinzzeitung voller Bauernsachen, landwirtschaftlichen Fakten und so. In meiner Vorstellung machte ich aus dem Beutel Satteltaschen. Mein Pferd hatte sich in der Wüste ein Bein gebrochen, aber die Satteltaschen waren voller Goldstaub. Ich stapfte in der sengenden Sonne durch die Wüste, vorbei an den Soldaten in der Bachsenke und an den paar Häusern zwischen Bach und Ziegelhaus.
    Eine Katze saß auf dem Hof und rekelte sich, sah mich an und miaute. Der Rachen war ganz rosa. Ich nickte: »Hi, Katze.« Der große Schatten der alten Bäume war angenehm. Mir lief schon ziemlich der Schweiß, und der Schatten, der über mich fiel, fühlte sich fast wie eine überraschende Brise an.
    Ein schwarzer

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