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Tod von Sweet Mister

Tod von Sweet Mister

Titel: Tod von Sweet Mister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Woodrell
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Helden ein paar Erinnerungen verschaffen, die er auch behalten will.«
    »Statt solche, bei denen es ihn schaudert, wenn er dran denkt.«
    »Nein«, sagte Red. »Nein. Davon braucht er keine mehr.«
    Das Schlachtschiff schlingerte auf dem Wasser. Ich saß auf dem Rücksitz und aß ein Schinken-Salat-Sandwich. Glenda hatte die Kruste abgeschnitten, sodass es weich war und leicht zu essen. Es war mein Mittagessen, ein Mittagessen, das schnell runterging und nicht reichte, aber mehr hatte ich nicht. Ich nahm einen Schluck von Basils Bier, um mir die Kehle zu spülen.
    »Welche Hausnummer noch mal?« fragte Red. Er sah auf seinen Zettel, der schon ganz zerknittert und fleckig war, dann durch die Windschutzscheibe. »He! Stopp, Mann. Wir sind gerade an der verdammten Bruchbude vorbei.«
    Ich wischte ein Loch ans beschlagene Fenster, um hinauszuschauen. Die Häuser sahen ganz okay aus, irgendwie so, als seien sie alle von derselben Person auf dieselbe Weise gebaut worden.
    »Welches Haus?«
    »Gleich da, Fettsack. Das mit dem kleinen Holzkutschenwagen voller Blumen und dem anderen Scheiß davor. Siehst du den Wagen?«
    »Hm.«
    »Wir warten da vorne an der Ecke. Beeil dich.«
    »Regnet es denn nicht zu sehr?«
    »Nein, tut es nicht.«
    »Tut es wohl! Ich meine, schau doch!«
    »Ist doch nur beschissenes Wasser, Fettsack. Nur Wasser, und wir haben nicht ewig Zeit, kapiert? Wir können hier nicht rumhängen, bis es deinem Zuckerarsch gerade recht ist.«
    »Und schau diesmal genauer hin, Shug. Ich glaube, der letzte alte Knacker hat dich irgendwie um ein paar richtig gute Sachen beschissen. Nur weil die krank sind, heißt das nicht, dass sie nicht gerissen sind. Also schau genauer hin.«
    Die Wagentür öffnete sich, Red hielt sie mit dem Stiefel weit auf, Regen fegte herein und landete auf uns beiden. Er drehte sich um und sah mir streng ins Gesicht, während die Tropfen hereinflogen und auf uns platschten, patsch-patsch-patsch-patsch, und sein Blick wirkte wie ein Bann.
    »Raus.«
    Dieses Opfer hatte mich wohl kommen sehen. Ich lief den Bach hinauf, der die Einfahrt herunterrann, das Wasser ging bis über meine Knöchel, dann sprang ich zur Seite auf den Hof, ein einziger Schlammteich, in dem meine Füße schnell versanken. Die Grit-Tasche hing mir über der Schulter und flatterte im Wind, der Regen peitschte mich aus und machte keinerlei Anstalten, aufzuhören. Ich schätze, der Typ hat mich die ganze Zeit beobachtet. Er hat wohl gesehen, wie ich meinen Fuß aus dem Teich gezogen habe, wie die Turnschuhe Spuren hinterließen, dann hat er zugeschaut, wie ich mit dem Fuß getreten und gewackelt habe, um den Schlamm loszuwerden, während der Regen weiter auf mich niederprasselte. Bei den nächsten Schritten ging alles wieder von vorne los.
    Ich war in einem Hurrikan und suchte nach Überlebenden eines Schiffsunglücks.
    Alles Mögliche an Zeug schwamm in dem Wasser davon. Spielzeug, zwei, drei leichte bunte Sachen trieben die Straße entlang. Die Bäume duckten sich unter der Prügel. Blumen versuchten aus dem Holzwagen zu fallen, streckten ihre zerschundenen Köpfe und langen Hälse über die Seite und weinten bitterlich.
    Ich selbst stapfte den Mississippi hinauf, um dem legendären Mike Fink mal gewaltig in den Arsch zu treten und dann sein bester Freund zu werden.
    Die Treppe hinter dem Haus war glitschig, sie führte hinab zu einer Tür in einem kleinen viereckigen Loch, das wie ein betoniertes Waschbecken aussah. Die Tür ging auf, und ich schätze, oben wurde bereits die Nummer der Polizei gewählt. Wasser schwappte bis an die Türschwelle und versuchte, mit mir hineinzuschlüpfen.
    Meine Schuhe quietschten beim Gehen. An mir war kein trockener Faden mehr, und die Tropfen, die zu Boden fielen, hörten sich an wie Applaus zum falschen Zeitpunkt. Der Raum war ziemlich düster und roch klamm. Polstersessel und ein Sofa standen dort und etwas, das einer aus Fässern zusammengezimmerten Bar glich, an die man sich lehnte, um etwas zu trinken. Es war ganz still in dem Raum – bis auf mein Getropfe.
    Ich ging auf Zehenspitzen, damit es nicht so quietschte. Auf der anderen Seite führten drei, vier Stufen hinauf in den nächsten Teil des Hauses. Die Stufen waren mit einem Teppich belegt, der wie orangenes strubbeliges Haar aussah. Ich blieb auf dem Teppich stehen, der Applaus der Tropfen war nun weit weg.
    Ein kurzer Flur brachte mich an einer kleinen Küche vorbei. Man konnte Stimmen hören, aber sie klangen wie diese

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