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Tod von Sweet Mister

Tod von Sweet Mister

Titel: Tod von Sweet Mister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Woodrell
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erschießen müssen, aber das wollte ich nicht. Ich glaube nicht, dass man auf dich schießen muss. Aber du steckst ganz schön in der Tinte.«
    Ich versuchte, auf demselben Weg zu fliehen, auf dem ich mich hereingeschlichen hatte. Meine Füße trampelten durchs Haus, ich platschte die Betonstufen hinauf, aber oben stand schon ein stämmiger Bulle in einem Regenmantel und mit einem Schlagstock in der Hand.
    »Wenn ich dir durch diesen beschissenen Schlamm nachlaufen muss, prügele ich dich windelweich. Hast du mich verstanden?«
    Ich wollte trotzdem losrennen, blieb dann aber stehen.
    »Rufen Sie meine Mom an.«
    »Keine Sorge, Junge, das machen wir.« Er packte mich am Handgelenk und zerrte mich den Sturzbach in der Einfahrt runter zum Streifenwagen. Da stand ein zweiter Bulle, und der, der mich geschnappt hatte, sagte: »Wenigstens ist er nicht weggelaufen.«
    »Ach, ist er nicht, hm?« Der andere Bulle war der, der Herren hieß, doch diesmal war er pitschnass und schien nicht sonderlich gut gelaunt zu sein. Tropfen landeten in seinem Schnurrbart und ließen ihn traurig herabhängen, sodass der Mund ganz versteckt war. »Ah, ich weiß, wer dieser Klops ist. Red Akins Sohn, stimmt’s? Wo ist denn dieser gammlige Penner von Red?«
    »Keine Ahnung.«
    »Du hast bisher noch nie allein für Ärger gesorgt, richtig?«
    »Ja.«
    »Und wo ist Red?«
    Ich sah mich im Regen um, der uns alle überschüttete, sah die Pfützen und Bäche, den ganzen Matsch.
    »Golf spielen, nehme ich an.«
    »Ist er nicht süß?«
    »Wirklich süß.«
    »Mal sehen, ob er in Handschellen auch noch so süß ist.«
    Der Mann in den blauen Karos war auf die Veranda gekommen und stand dort unter dem Vordach. Er winkte mit der Zigarette. »Danke für die Suppe, Junge!« rief er durch den Sturm.
    Herren sagte: »Leg dem süßen Klops Handschellen an und schmeiß ihn hinten rein.«
    Ich wurde grob herumgewirbelt, die Arme wurden mir hinter den Rücken gezogen, Handschellen angelegt, und als sie zuschnappten und klickten, sodass es keinen Zweck mehr hatte, sich zu wehren, wusste ich, dass ich dran war, richtig dran, und in derselben Sekunde spürte ich, wie meine Knochen verdorrten, wie Haut und Muskeln nachgaben und zusammensackten.
    »Nicht hier«, sagte ich. »Red ist nicht hier.«

SIE STELLTEN MIR FRAGEN , von denen sie wussten, dass ich sie nicht beantworten konnte. Zwei Bullen waren bei mir, einer auf jeder Seite. So saßen wir im großen Büro auf dem Revier. Die Fenster dort reichten vom Boden bis zur Decke, und die Decke war ziemlich hoch. Der Regen hatte also eine ziemlich große Glasfläche, über die er laufen konnte. Wir hockten an der Wand auf einer Holzbank, die von den vielen, vielen Leuten, die darauf Zeit in schlechter Stimmung verbracht hatten, ganz abgescheuert und verkratzt war.
    »Verkauft Red das Zeug auch an andere Arschlöcher, oder brauchen er und Basil Powney alles für ihr eigenes bescheuertes Vergnügen?«
    »Ich frag mich nur, wie viele von den Pillen so ein wilder Kerl wie du wohl auf einmal einwirft?«
    »Wo hängen die beiden in letzter Zeit denn so ab?«
    Ich antwortete darauf immer nur: »Holen Sie meine Ma.«
    Sie war ganz nass, als sie auf das Revier kam. Sie hatte zu Fuß gehen müssen. Ihr rabenschwarzes Haar klebte ihr vom Regen am Hals und im Gesicht; sie hatte einen Regenschirm dabei, der sowieso schon kaputt gewesen und nun vom Sturm in einen Stock mit ein paar Fetzen verwandelt worden war. Ihre Schuhe waren völlig durchgeweicht, und das Wetter hatte ihr Make-up ruiniert.
    Sie kam direkt auf die Bank zu, wo man mich hatte sitzen lassen, schüttelte sich und setzte sich nah neben mich.
    »Du hast doch nichts gesagt, oder?«
    »Nö.«
    »Du weißt, dass du nichts sagen darfst, richtig?«
    »Ich hab denen nichts gesagt.«
    »Hm«, machte sie, zog ihre Bluse hoch, entblößte ihren Bauch und wischte sich das Gesicht ab. »Du musst deinen Mann stehen, Sweet Mister.«
    »Ich hab nichts gesagt.«
    »Hm«, machte sie wieder. »Das wusste ich. Brauchst du eine Zigarette?«
    »Denke schon.«
    Sie klopfte sich auch eine aus der Schachtel, fand ein trockenes Streichholz und gab uns Feuer. Sie paffte, und ich paffte neben ihr, bis eine kleine Gemeinschaftswolke über unseren Köpfen hing und immer größer wurde. Der Regen flog weiter gegen die großen Fenster und machte platschende Geräusche.
    »Na ja, ich schätze, ist wohl besser, ich geh mal und rede mit der Polizei wegen dir, dann haben wir es hinter uns.«
    »Ja,

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